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Aus dem GERICHTSSAAL: Brutaler Angriff

21-Jähriger nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt

Stand:

Kai K.* (21) steht wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Jugendgericht. Juristisch gesehen gilt der gebürtige Potsdamer als Heranwachsender. Er muss also nicht unbedingt nach dem „milderen“ Jugendstrafrecht sanktioniert werden. „Prügeleien auf Volksfesten sind keine jugendtypischen Taten. Außerdem macht der Angeklagte nicht den Eindruck, als sei er reifeverzögert“, konstatiert Richterin Rita Franke und verurteilt den arbeitslosen Kfz-Mechatroniker nach Erwachsenenstrafrecht zu 90 Tagessätzen zu je sieben Euro. Im polizeilichen Führungszeugnis erscheint diese Geldstrafe nicht. Ein möglicher neuer Arbeitgeber braucht davon nichts zu wissen.

Kai K. geriet auf dem vorjährigen Werderaner Baumblütenfest in eine Schlägerei. Seinem Kontrahenten Lukas L. fehlte zum Schluss die Ecke eines Zahns. Zudem erlitt er etliche Blessuren am Kopf und am Körper. So richtig kann sich der Angeklagte an den Anlass der Auseinandersetzung vom 26. April nicht erinnern – zu viel Obstwein. Die Polizei fuhr Kai K. zur Blutprobe ins Präsidium. Die ergab knapp zwei Stunden später immerhin noch 1,52 Promille.

„Wir saßen am Tisch. Plötzlich kam jemand vorbei und griff einen meiner Kumpels an“, erinnert sich Lukas L.* (27) im Zeugenstand. Doch die Situation sei schnell bereinigt gewesen. Der Störenfried habe das Weite gesucht. Da sei Kai K. inmitten einer „Riesentraube“ aufgetaucht, habe ihn mit der Faust ins Gesicht geschlagen. „Ich fiel zu Boden. Dann wurde ich von mehreren Leuten getreten. Ob der Angeklagte auch mitgemacht hat, kann ich nicht sagen. Ich habe versucht, meinen Kopf mit den Händen zu schützen“, so das Angriffsopfer.

Dessen Bekannte Juliane J.* (18) hat eindeutig gesehen, dass auch Kai K. auf den Wehrlosen eintrat. „Vorher hat er ihn grundlos beleidigt. Als wir Lukas helfen wollten, hat er rumgebrüllt und mir ins Gesicht gespuckt“, erzählt die Abiturientin. „Ich möchte mich bei dir entschuldigen, dass ich dich angespuckt habe“, murmelt Kai K. auf der Anklagebank. Das Mädchen nimmt die Entschuldigung an, macht Platz für den nächsten Zeugen. „Völlig betrunken war der Angeklagte nicht, aber ganz schön angetrunken“, schätzt Franco F.* (27) aus der Gruppe um Lukas L. ein. Einen Grund für den brutalen Angriff auf seinen Kumpel sieht er nicht. Auch Maja M.* (26) kann sich den Ausraster von Kai K. nicht erklären. „Lukas blutete danach aus der Nase. Sein T-Shirt war zerrissen und er hielt die Ecke eines Zahnes in der Hand“, berichtet sie. „Kommt Ihnen nach den Zeugenaussagen die Erinnerung wieder“, fragt Richterin Franke den Angeklagten. „Der schüttelt verschämt den Kopf.“ „Diese Feste sind bei Gericht berüchtigt“, erklärt die Vorsitzende. „Neben der Geldstrafe werden Sie die Kosten für die Zahnsanierung tragen müssen.“ (*Namen geändert.) Hoga

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