Landeshauptstadt: Buch zum Text
Schüler der Lenné-Schule haben „Lebensrezepte“ geschrieben und gestaltet
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Innenstadt - Sie saßen auf dem Königsstuhl, wie Carsten Wist ihn nannte. Und wenn die gut 30 Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule „Peter Joseph Lenné“ auch lachten, als sie auf das Gestell mit Plastiksitz und Plastiklehne hinter dem groben Holztisch schauten, dieser Stuhl ist für Persönlichkeiten vorgesehen. Schriftsteller wie Edgar Hilsenrath, György Konrad und Juli Zeh haben auf ihm gesessen und im Literaturladen von Carsten Wist in der Brandenburger Straße aus ihren Büchern gelesen. Am Dienstagabend hatten nun die Schüler die Möglichkeit, auf diesem Stuhl Platz zu nehmen, um eigene Texte und selbst gestaltete Bücher vorzustellen.
Die Kurse Deutsch und Kunst der 12. Klassen haben sich in diesem Schuljahr dem Thema „Lebensrezepte“ gewidmet. Im Vorjahr schon hatten sich die Schüler des Kunstkurses während einer Projektwoche mit „Lebensrezepten“ beschäftigt und verschiedene Kalender entworfen. Kunstlehrerin Anke Debertshäuser merkte dabei, dass dies ein Thema ohne Ende sei. Daraufhin machten sich die Schüler aus dem Deutschkurs Gedanken über ihre Vorstellungen von Lebensrezepten und fassten diese in Texte zusammen. Entstanden sind Gedichte und Geschichten, ein Schüler sprach gar vom Romananfang.
Oft sind es Erfahrungen aus dem persönlichen Umfeld, die hier verarbeitet wurden. Liebe, Beziehungen, die zu Bruch gehen, Verlust und Tod. Josepha Dahme erzählt in ihrer Geschichte „Gestern ist heute“ von ihrer kranken Großmutter. Felix Heller hat sich in zehn Gedichten mit den Menschen auseinandergesetzt, „die sich die Welt unter den Nagel rissen“. Aber auch ein paar Märchen für Kinder wurden geschrieben. Das war anfangs nicht zu erwarten, denn viele der Schüler betonten, dass ihre Geschichten oder Gedichte absolut nichts für Kinder seien. Insgesamt sind so 16 Texte entstanden, die von den Jungschriftstellern selbst oder von Schülern des Leistungskurses Kunst in Buchform gebracht wurden.
Das Resultat: Bücher zum Text. Durchdachte Kunstwerke, in denen sich, sei es bei Farbgestaltung der Cover, der Größe der Bücher und den verschiedenen Bildern, eine intensive Auseinandersetzung mit dem dazugehörigen Text widerspiegelt. Am Ende, nachdem alle Schülerinnen und Schüler kurz etwas zu ihrem Text oder dem von ihnen gestalteten Buch gesagt hatten, wurden je drei Texte und Bücher mit Preisen ausgezeichnet. Ein kleiner Höhepunkt, doch nicht das Wichtigste an diesem Abend. Das Wichtigste waren alle Texte und Bücher die vorgestellt wurden, das Staunen über manche Qualitäten und die Hoffnung, dass das Schreiben für einige Bedürfnis bleibt. Zumindest ein Schüler hatte ja von seinem Romananfang gesprochen.
Dirk Becker
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