Landeshauptstadt: Bücher-Etage zu vermieten
Kommunaler Immobilienservice sucht bereits Interessenten / Bibliotheksgesellschaft: „Kulturbarbarei“
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Innenstadt - Der Kommunale Immobilienservice (KIS) sucht bereits Interessenten, die eine Etage in der Stadt- und Landesbibliothek mieten wollen. Mit dieser Neuigkeit überraschte KIS-Chef Bernd Richter am Donnerstagabend die Stadtverordneten im Kulturausschuss: „Wir sondieren erste Interessenten.“ Der KIS verwaltet die kommunalen Gebäude.
Erst Anfang der Woche hatten KIS und Stadtverwaltung informiert, dass der Umbau des Bibliotheksgebäudes Am Kanal 12,5 Millionen Euro kosten wird – 2,5 Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant. Die Mehrkosten sind demnach bereits seit Anfang des Jahres bekannt. Um die Finanzlücke zu schließen, sollen Bücher des wissenschaftlichen Magazins der SLB ausgelagert und dadurch frei werdende Flächen gewinnbringend vermietet werden. Betroffen ist etwa medizinische Literatur aus DDR-Zeiten. Der KIS wolle möglichst eine ganze Etage des Gebäudes vermieten, so Richter – ideal sei dabei eine Vertragslaufzeit von rund 20 Jahren. „Mit der Sanierung kann es erst weitergehen, wenn die Finanzierung gesichert ist“, sagte Richter dem Ausschuss.
Doch gibt es bereits harsche Kritik an den Plänen. Jochen Kranert, Vorsitzender der Potsdamer Bibliotheksgesellschaft e.V., bezeichnete das Vorhaben im Ausschuss als „Kulturbarbarei“. Es sei „empörend“, dass der KIS bereits Fakten schaffe, so der Chef des SLB-Fördervereins und langjähriger Kenner des Hauses. „Die Funktionsfähigkeit wird herabgesetzt.“ Gegenüber den PNN warnte Kranert gestern auch, dass die wohl zur Vermietung vorgesehene fünfte Magazin-Etage der SLB gerade das Stockwerk sei, welches das meiste Gewicht tragen könne – nur hier könnten die nach dem Umbau vorgesehenen Rollregale in Größenordnungen aufgestellt werden. Die Regale sollen helfen, Platz zu sparen. Kranert wandte sich gleichzeitig deutlich gegen eine ebenso mögliche Vermietung der Zwischenstockwerke des Hauses: „Dann wird die Bibliothek in zwei Teile zerrissen.“ Bei den Stadtverordneten fiel die Kritik milder aus. Einzig Ausschussvorsitzende Karin Schröter (Die Linke) meldete ernsthafte Bedenken an: „Wir sollten uns dreimal überlegen, ob wir aus der Bibliothek nicht zu viel herausschneiden.“ Ihre Zustimmung signalisierten dagegen CDU, Grüne und SPD. „Allerdings sollte sich nicht ein Fitnessklub oder eine Bank einmieten“, sagte Till Meyer (SPD). Die Frage nach einem Mieter ist nicht die einzige Unbekannte im laufenden Verfahren. Laut KIS-Chef Richter sollen bei einer Revision zunächst die Bestände ausgelotet werden, Anfang kommenden Jahres der neue Sanierungsplan stehen. Noch einmal neu müssen dann auch die Kosten für die Innenausstattung berechnet werden, so Richter. Bislang sind 250 000 für 2011 und 600 000 Euro für 2012 vorgesehen. Bibliothekschefin Marion Mattekat: „Das wird wohl nicht ausreichen.“ HK
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