Sport: Bühne frei: Theater im Boxring
Trotz Skandalurteils im Schwergewicht entschieden Motor-Boxer den Kampf gegen Gotha für sich
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So richtig wollte die Freude am Ende nicht aufkommen. Zwar hatten die Boxer von Motor Babelsberg am Sonnabend ihr selbst gestecktes Ziel erfüllt und den Boxclub Wacker Gotha mit 14:10 auf die Heimreise geschickt, doch ein Wermutstropfen blieb trotz allem. Ausgerechnet den Schwergewichtskampf, in den Babelsbergs Punktegarant Vitalijus Subacius als haushoher Favorit ging, mussten die Mannen um Coach und Manager Ralph Mantau abgeben. Michael Werner war gegen den mehrfachen litauischen Meister nahezu chancenlos, Subacius platzierte mehrere Treffer wirkungsvoll und beförderte den Gothaer vor allem in den ersten beiden Runden mehrfach in die Seile. Auch in Runde drei landete das Schwergewicht mehrere Kopftreffer. Ein rechter Aufwärtshaken folgte und ließ Werner zu Boden gehen. Dann der Ruf aus der roten Ecke: „Bleib liegen, mach auf Tiefschlag“, war da von Werners Vater und Coach Konrad zu vernehmen. Und sein Sohn hielt sich an die väterlichen Anweisungen.
Nicht auszudenken, wenn Subacius mit seiner enormen Schlagkraft den Haken tatsächlich zu tief platziert hätte – der Ringrichter fiel jedenfalls auf das Spiel herein und disqualifizierte ihn. Werner ging es indes schon wieder besser: Unter anerkennenden Worten aus seiner Ringecke wie „Hast du gut gemacht!“ verließ er den Ring, nicht jedoch ohne sich vom Publikum mit dem so genannten „Stinkefinger“ zu verabschieden. Coach Werner setzte der Sache zudem noch provokatorisch die Krone auf. Er lese auch Zeitung, sagte er zu Ralph Mantau und erwähnte den Vorschauartikel der PNN. „Ihr wolltet doch einen kurzrundigen Kampf. Den habt ihr bekommen.“ Nicht nur Subacius war nach dem ungerechten Ende bedient. Auf die Disko mit den anderen im A 10-Center hatte er sich schon gefreut – die Lust war ihm vergangen. Das Video vom Kampf hatte er sich nochmals angesehen, wusste, dass er keinen Tiefschlag gesetzt hatte und bekam dies auch bestätigt.
Ansonsten sahen die Zuschauer im Toyota-Autohaus an der Großbeerenstraße einen fairen und spannenden Kampfabend, bei dem Bantamgewichtler Marcel Schneider mit seinem Sieg über Daniel Preisler den Auftakt machte. Immer wieder ließ er seinen Gegner ins Leere laufen und entschied den Fight klar für sich. Beim anschließenden Kampf von Federgewichtler Zakhid Mekhtsiyev gegen Tarek Gläser musste man genau hinsehen: Bereits nach wenigen Sekunden ließ ein Haken den Gothaer zu Boden gehen und das Handtuch aus der roten Ecke fliegen. Jakov Terskisch sorgte im Leichtgewicht für die Überraschung des Abends. Die letzten beiden Kämpfe hatte er verloren – gegen Alexander Stephan wuchs er jedoch über sich hinaus. Nicht hingegen Steffen Sparborth, der sich im Halbwelter Alex Lais geschlagen geben musste.
Weltergewichtler Tobias Drobig sorgte mit einem Sieg gegen Thomas Bolz wieder für Ordnung, und auch Jörg Rosomkiewicz hatte im Mittelgewicht mit Ömer Yagcioglu kaum Probleme. Anatolij Hoppe erkämpfte im Halbschwergewicht gegen Ali Choucair zwar ebenfalls einen Sieg – mit 31:30 Punkten fiel dieser jedoch äußerst knapp aus. Mit dem Sieg hat Motor die Tabellenspitze der zweiten Bundesliga behauptet: Anscheinend auch ein Grund für den Boxstall von Wilfried Sauerland, sich in Babelsberg umzuschauen. Neben Sportdirektor Hagen Döring saß am Sonnabend auch Coach Uli Wegner am Ring, der mit Autogrammeschreiben alle Hände voll zu tun hatte.
Henner Mallwitz
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