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Meisterwerk. Ludwig Persius hüllte die erste Dampfmaschine auf dem europäischen Festland in das Kleid einer Moschee. Schon 1842 ließ sie die Schlossfontäne auf stolze 38 Meter steigen.

© A. Klaer

Von Peer Straube: Bundesquell speist Schlossfontänen

Stiftung erhält 3,3 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II / Leitung zum Ruinenberg wird erneuert

Von Peer Straube

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Brandenburger Vorstadt - Es ist die „Lebensader“ von Sanssouci. 1760 Meter Gusseisen und Stahl. Und sie leckt. 20 Prozent mehr Wasser als eigentlich nötig wären, muss die Schlösserstiftung jährlich durch die Druckrohrleitung von der Moschee bis zum Ruinenberg pumpen – ökologisch, energietechnisch und finanziell ist das nicht nur für Stiftungs-Baudirektor Alfons Schmidt ein Ärgernis.

Doch damit soll es binnen Jahresfrist vorbei sein. Denn abermals ist es der Stiftung gelungen, etwas vom Rahm des Topfes abzuschöpfen, der Konjunkturpaket II des Bundes heißt. 3,3 Millionen Euro erhält sie für fünf Projekte, dessen wichtigstes allein knapp die Hälfte verschlingt – eben jene Leitung, aus der sich alle fast 50 Brunnen und Fontänen des Schlossparks speisen und die außerdem für die Bewässerung der Gartenanlagen sorgt. Gestern überreichte Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesbauministerium, im ins Gewand der Moschee gekleideten Dampfmaschinenhaus an der Havelbucht den symbolischen Scheck an Stiftungschef Hartmut Dorgerloh. Es ist KP-II-Geld, das anderswo in Deutschland nicht abgerufen werden konnte und daher zurückgegeben werden musste. Für die Stiftung ein Glücksfall. Doch bis zum Jahresende 2011 muss das Geld verbaut und abgerechnet sein.

„Im schlimmsten Fall schalten wir die Fontänen eben einen Monat später ein“, sagte Schmidt. Von März bis Oktober sprudeln die Wasser im Park, es bleiben also nur wenige Monate für die Ausführung. Dafür bedient man sich moderner Technik. Ein gefaltetes Plastikrohr wird in die alte Leitung geschoben und mit Wasserdampf „rundgeblasen“. Von innen dichtet der Kunststoff damit alle durchgerosteten Stellen ab. 400 Meter müssen allerdings komplett erneuert werden. Dafür wird in Höhe der Bildergalerie das neue Kunststoffrohr neben der alten Leitung verlegt. 38 000 Euro kann die Stiftung laut Schmidt jährlich an Stromkosten sparen, wenn die Leitung wieder dicht ist. Doch die Erneuerung dient auch der Gefahrenabwehr. Die Leitung verläuft unter Straßen und Gebäuden, Fundamente und Verkehrsadern könnten unterspült und brüchig werden. „Wir verhindern so auch, dass sich plötzlich mal ein Loch auftut und die Bildergalerie darin verschwindet oder ein paar Autos“, machte Schmidt den Ernst der Lage klar. Dorgerloh erinnerte an einen Rohrbruch in den 1980er Jahren, als Schlammlawinen den Ruinenberg herunterstürzten und das Wasser sogar auf dem Luisenplatz, damals Platz der Nationen, stand.

Wenn einmal auch das aus DDR-Zeiten stammende Pumpwerk in der Havel erneuert ist, kann die Stiftung richtig Geld sparen. 90 000 statt jetzt 190 000 Euro müsste sie dann nur noch jährlich ausgeben, weil man den günstigen Nachtstrom zum Pumpen nutzen könnte. Derzeit steuern das noch die Mitarbeiter manuell, später soll alles computergestützt laufen. 1,5 Millionen Euro wären dafür nötig. Und noch etwas fiele dann weg: Der Muschelbewuchs in der Leitung und im Ruinenberg-Becken, laut Schmidt eine „Riesenbelastung“, der mühselig per Hand entfernt wird, der durch ein Pumpwerk mit modernen Filtern aber verhindert würde.

Das restliche KP-II-Geld fließt in kleinere Projekte. Es kommt den Lorbeerhäusern der Gärtnerei des Parks Babelsberg, den historischen Gewächshäusern und dem Hofgärtnerhaus im Neuen Garten sowie der Erneuerung von Leitungen am Neuen Pavillon im Berliner Schlosspark Charlottenburg zugute.

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