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Landeshauptstadt: Bundesstiftung Baukultur mischt sich ein

Kontroverse um Rekonstruktion der Mitte / Karg zweifelt originalen Aufbau des Palais Barberini an

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Innenstadt - Gegen die Rekonstruktion historischer Bauten hat sich Landesdenkmalpfleger Detlef Karg ausgesprochen. „Wir zerstören ein zweites Mal dieses Werk“, sagte er zum Stadtschloss-Wiederaufbau auf einer Veranstaltung der Bundesstiftung Baukultur am Samstag im Alten Rathaus. Stiftungs-Vorstand Michael Braum hatte mit dem Referenten Wolfgang Pehnt ebenfalls einen Rekonstruktionsgegner engagiert, so dass zwischen Podium und Zuhörern eine kontroverse Stimmung aufbrach. Das Interesse an der Veranstaltung im Rathaus-Theatersaal war so groß, dass die Türen offen gehalten werden mussten, damit die draußen Stehenden noch etwas mithören konnten.

„Man wird enttäuscht sein“ sieht Karg das Ergebnis der Rekonstruktion voraus, denn es werde etwas Neues und nicht annähernd das entstehen, was dort mal gestanden hat. Nach Meinung des Denkmalexperten gehöre es zur Geschichtlichkeit, die Zeit nach 1945 nicht zu vergessen. Karg erwähnt, dass er für das zum Abriss vorgesehene Gebäude der Fachhochschule sogar Anträge auf Denkmalschutz auf dem Tisch habe. Oberbürgermeister Jann Jakobs widersprach, denn niemand sei der Auffassung mit dem Landtagsschloss etwas Originales zu kriegen. Vielmehr hätte ein Großteil der heute noch Lebenden die „brutale Beseitigung“ der historischen Bauten nicht verarbeitet. Der Skeptizismus gegenüber moderner Architektur habe unter anderem damit zu tun, dass diese oft unproportional sei.

Finanzminister Rainer Speer bekräftigte vom Podium aus, dass die Knobelsdorff-Gestalt des neuen Landtages kommen wird. Zu dieser Entscheidung habe allerdings die Furcht beigetragen „etwas Unvorstellbares“ zu kriegen. „Der Mut fehlt“, so der Politiker. Der jetzt erreichte Konsens bereite erhebliche Schwierigkeiten, „denn die Funktionen hat Knobelsdorff nicht konzipiert.“ Der Architekt Roger Diener spricht daher von „hoch anspruchsvollen und schwierigen Prozessen“ und Gerd Unger von der Groth- Gruppe von einer „Gratwanderung“. Außen Barock und innen High Tech, das stelle hohe Anforderungen an die Qualität der Architekten.

Es gehe nicht um ein Disney-Land, hieß es aus dem Publikum, sondern um die Annäherung an ein historisches Ensemble. Von diesem seien die Nikolaikirche, das Alte Rathaus und das Knobelsdorff-Haus erhalten. Dieses Ensemble gelte es durch das Stadtschloss und durch ein originalgetreues Palais Barberini zu komplettieren. „Das müssen Sie erst mal vormachen“, bezweifelt Karg letztere Möglichkeit.

„Nicht überall ist es richtig zu rekonstruieren“, sagt Stadtverordnete Saskia Hüneke, aber für den Zusammenhalt in der Stadt sei das Ensemble des Alten Marktes unverzichtbar. Es gebe hervorragende Dokumente und Hunderte, ja Tausende, von Skulpturen und Fragmenten. „Wenn wir an dieser Stelle nicht rekonstruieren, zerstören wir die historische Mitte ein zweites Mal“, setzte die Kunsthistorikerin den Kontrapunkt zur Kargschen These.

Es sei ein Glücksfall, dass der Landtag ins wieder aufgebaute Schloss einziehe, meint Gerd Unger entgegen allen Vorwürfen, dass ein demokratisches Parlament in ein monarchistisches Haus ziehe. „Genauso wie Hasso Plattner Geld für die historische Fassade nachgeschoben hat, werden andere kommen, um sich hier am Alten Markt zu engagieren“, äußerte Unger optimistisch zur weiteren Investorenaktivität in der Potsdamer Mitte.

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