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Landeshauptstadt: Bundeswehr oder Kita
Teltower Mühlendorf-Oberschüler bekommen Hilfe bei der Suche nach dem richtigen Job
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Teltow - Seine drei Freunde feixen, als Falko Buschmann erzählt, dass er sein Schulpraktikum in der evangelischen Kindertagesstätte an der Mahlower Straße absolvieren will. Ihnen ist deutlich anzusehen, was sie denken: Kinder erziehen, das ist nichts für Jungs. Doch der 17-jährige Falko lässt sich nicht beirren: „Ich gehe eben gerne mit Kindern um.“ Ob er das später zu seinem Beruf machen will, weiß er aber noch nicht, genau das will er mit dem dreiwöchigen Schulpraktikum in diesem November herausfinden.
Damit sich die Schüler der 9. und 10. Klassen bei der Wahl ihrer weiteren Ausbildung leichter tun, veranstaltete die Mühlendorf-Oberschule am Dienstag ihren ersten Berufsfindungstag. „Wir legen einen besonderen Schwerpunkt auf die Berufsvorbereitung“, so Schulleiter Christof Kürschner. Neben verpflichtenden Angeboten wie eben dem Schulpraktikum oder einer Lehrwoche im Gewerbeförderzentrum in Götz soll künftig auch der Projekttag den Schülern bei der Suche nach einer geeigneten Ausbildung helfen. Doch auch deren künftige Arbeitgeber könnten so nach qualifizierten Lehrlingen Ausschau halten, sagt Kürschner.
Zusammen mit dem Industriemuseum Teltow, das sich seit Jahren für die Berufsinformation von Schülern einsetzt, hat Kürschner deshalb an diesem Tag Vertreter lokaler und überregionaler Betriebe eingeladen. Angesichts des derzeit herrschenden Fachkräftemangels sei den Arbeitgebern mehr denn je daran gelegen, Schulabgänger optimal auf die Anforderungen des Berufslebens vorzubereiten, so Kürschner.
So wüssten viele Schüler etwa gar nicht, was genau sich hinter der Berufsbezeichnung Logopäde verbirgt – und was für gute Arbeitsbedingungen damit oft verbunden seien, erklärt Ina Bärtels, pädagogische Mitarbeiterin beim Institut für Weiterbildung der Kranken- und Altenpflege (IWK). Die Vorzüge: „Als Sprachtherapeut kann man sich relativ leicht mit einer eigenen Praxis selbstständig machen, mit Kindern, alten Menschen aber auch mit Schauspielern arbeiten“, so Bärtels. Auch Führungspositionen, etwa in Reha-Kliniken, seien mit der Ausbildung zum Logopäden erreichbar. „Das macht die Laufbahn dann auch für die Jungs interessant“, sagt Bärtels.
Nach männlichen Bewerbern sucht auch Antje Mann, Dozentin an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule für Soziales. Sie hat eine Gruppe ihrer Heilerziehungspflege- und Pädagogikstudenten mitgebracht: drei junge Frauen und nur einen Mann. „Dabei werden Männer in unseren Jobs dringend gebraucht, weil Kinder auch männliche Vorbilder und Identifikationsfiguren brauchen“, sagt die Heilpädagogin. Immerhin: vier Jungs haben sich bereits an ihrem Stand informiert.
Der Großteil der Mühlendorf-Oberschüler hat sich aber inzwischen beim Vortrag von Hauptfeldwebel Jens Hörnke eingefunden. Der macht den Schülern keine falschen Illusionen: „Bevor sich unsere Soldaten spezialisieren, etwa zum Scharfschützen, müssen sie alle dieselbe Grundausbildung durchlaufen – und für die muss man topfit sein.“ Diese Aussicht hindert den 16-jährigen Denniz Mehls aber nicht daran, von einer Karriere bei der Bundeswehr zu träumen. Auch längere Auslandaufenthalte schrecken ihn nicht ab, eher im Gegenteil.
Aber nicht alle Schüler fanden den Projekttag hilfreich: „ Ich weiß ohnehin, dass ich Hotelfachfrau werden will, meine ganze Familie arbeitet in der Branche“, erzählt die 14-jährige Anna Fischbach. Für sie war im Informationsangebot der Schule heute nichts dabei. Ariane Lemme
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