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Landeshauptstadt: Buntes Bild der „Birnbaumenden“ Gewinn: Gutschein von Pflanzen-Kölle Frischen Schnittlauch auf die Quarkstulle Der wöchentlich Gartentipp der PNN-Redaktion Aus einem Fass rieselt Wasser in die Bienentränke

Kleiner Gartenverein am Bahndamm entdeckte: 2006 steht die 100-Jahr-Feier an Hinterm Haus der Bauerngarten: Ehepaar Bonk

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Kleiner Gartenverein am Bahndamm entdeckte: 2006 steht die 100-Jahr-Feier an Hinterm Haus der Bauerngarten: Ehepaar Bonk DAS POTSDAMER GARTENJAHR Von Erhart Hohenstein Potsdam-West. Für die Nachfolge Platzecks als Oberbürgermeister kommt nur unser Schatzmeister in Frage, der noch nie Schulden zugelassen hat. Darin waren sich die Gartenfreunde des Vereins „Birnbaumenden“ einig und schoben den Kandidaten in einer Schubkarre mit der Aufschrift „Dienstwagen“ und einer angerosteten eisernen Amtskette um den Hals in die Wahlkampfarena, sprich den Festplatz ihres Erntefestes. Solche Scherze schmeicheln nicht der Politik, spiegeln aber das einfallsreiche Vereinsleben auf dem Streifen Kleingartenland am Bahndamm zwischen Mittelweg und Werderschem Weg in Potsdam-West. Wer sich dorthin verirrt, sieht ein buntes Durcheinander von keineswegs in Linie ausgerichteten Lauben, jüngeren, älteren und ganz alten. Die von Max Thierfelder, mit 91 Jahren wohl der älteste Potsdamer Kleingärtner, stammt noch aus der Gründerzeit der Anlage. Damals kamen nach zwei Seiten offene Unterstände auf die Parzelle, aus „geborgenen“ Brettern und Hölzern selbst gezimmert, nicht die heute üblichen Bungalows mit elektrisch Licht und Wasser aus dem Hahn. Als die Landnahme begann, hatte kein Gründungsmitglied einen Zollstock dabei. Das bescheidenste steckte sich 171 m² ab, wie sich später herausstellte, das anspruchsvollste 359 m². Diese Größen blieben bis heute, und ebenso die wahrhaft bunte Gestaltung der Parzellen. Die strenge Einteilung mindestens ein Drittel Beetfläche, höchstens ein Drittel Rasen, ein Drittel für die Baulichkeiten greift für die kleinsten Grundstücke nicht. Doch Kleingärten sind es allemal, darauf achtet der seit seit 1996 von Wolfgang Edlich geleitete Vorstand. Überall wachsen Kohl und Erdbeeren, reifen Gurken und Tomaten heran, blühen Blumen. „Nur Birnen gedeihen hier nicht, und das bei unserem Vereinsnamen!“ gesteht Edlich ein. Woher aber kommt die ungewöhnliche Bezeichnung „Birnbaumenden“? Da spekuliert der Vereinsvorsitzende ein wenig, aber nicht ohne Hintergrund. In größeren Gärtnereien gab es je nach Bebauung ein Spargelende, ein Himbeerende oder eben auch ein Birnbaumende. Wie zusätzlich ein N hinten an den Namen gekommen ist, lässt sich nicht ergründen. Zu einer Gärtnerei gehörte das Gelände jedenfalls, die mit der Höherlegung des Bahndamms der Berlin-Magdeburgischen Eisenbahn 1888 aber zerschnitten wurde und wohl nicht mehr rentabel war. Danach wurde das Gelände wahrscheinlich von der Stadt aufgekauft und als Kleingärten angeboten, die den ärmeren Städtern Erholung an der frischen Luft, aber auch eine Bereicherung ihres Küchenzettels boten. Nun wissen die 59 Vereinsmitglieder, die 33 Parzellen bewirtschaften, dass das riesige Kleingartengelände in Potsdam-West erst Ende der 20er, Anfang der 30er Jahre auf einer Müllhalde kultiviert wurde. Doch obwohl auf der Flurkarte auch für die „Birnbaumenden“ die Jahreszahl 1936 eingetragen ist, die Anlage ist viel, viel älter. Als er die Eingangsschilder zur Sparte renovierte, entdeckte ein Vereinsgärtner Spuren der Erstbemalung mit der Jahreszahl 1906. Zwei bei der Renovierung des bescheidenen Vereinsheim gefundene Blechtafeln bestätigen dieses Gründungsjahr, ebenso die Aufzeichnungen eines früheren Vereinsvorsitzenden. Sie berichten über die 50-Jahr-Feier, die 1956 stattfand. Wolfgang Edlich hat diese Entdeckungen dem Kreisverband der Garten- und Siedlerfreunde (VGS) mitgeteilt. Schließlich rechtfertigen sie für 2006 die 100-Jahr-Feier. Potsdam ist eine Stadt im Grünen, von Wasser umgeben, in allen Stadtteilen sind neben den bereits bekannten kunstvoll angelegte Gärten und Parks auch Kleingartensparten, Balkongärten, Hofgärten auch wild gewachsene grüne Flecken zu finden. Die PNN spüren diese auf und stellen sie vor. Gleichermaßen gibt es jede Woche bis Ende Oktober einen kleinen – wenn manchmal auch nicht ganz ernst gemeinten – aktuellen Gartentipp. Doch die Hilfe der Leser ist nötig, nicht jedes erholsame Kleinod kennt die Redaktion: Rufen Sie uns an, zeigen Sie uns Ihren oder andere Gärten, führen Sie Ihre Züchtungen vor oder verraten Sie uns die Tricks, wie man die „größten Kartoffeln“ erntet. Ernst gemeinte Hinweise werden gesammelt – unter Ausschluss des Rechtsweges wird jede Woche ein Gewinner ermittelt, der einen Gutschein von Pflanzen-Kölle im Wert von 100 Euro erhält. Zuschriften an: Potsdamer Neueste Nachrichten, „Gartenjahr“, Platz der Einheit 14, 14467 Potsdam, Fax (0331) 23 76-300, E-Mail: detlef.gottschling@pnn.de Von Detlef Gottschling Alles platt getreten, alte Halme kreuz und quer, darunter harter Boden, der durchschimmert – sieht die Wiese oder gar der Rasen erst einmal so aus, muss etwas getan werden. Und zwar jetzt. Dafür gibt es Vertikutierer in allen Preislagen: Zum Draufsetzen und zum Hinterherlaufen und zum Selbstdraufdrücken. Oder man nutzt die alt hergebrachte Art: Mit der Mistgabel wird schön im gleichmäßigen Abstand tief in die Erde gestochen, das Ganze leicht angehoben, und wieder raus mit den Zinken. Ein Wiesenstück von zehn mal zehn Metern dauert auf diese Art ungefähr 20 Minuten und fühlt sich danach so weich wie ein Teppich an. Wenn es danach regnet, kann das Wasser gut einsickern zu den Graswurzeln. Und vor allem das Kleingetier, das den Boden locker halten soll, findet wieder passende Eingänge. Achtung! Erfahrungsgemäß stellt sich nach einer Viertelstunde blinde Routine ein – schnell landet ein Zinken auf der Schuhspitze. Bei solchen Arbeiten verbieten sich Sandalen aber auch Turnschuhe von selbst – Arbeitsschuhe mit Stahlkappen müssen es nicht gleich sein, obwohl sie am sichersten sind. Davon kann auch mancher Rasenmäher-Geschädigte ein Lied singen Hat der Gärtner einmal die schweren Schuhe an, kann er auch gleich Wege treten: Jetzt beginnt die Gartenplanung! Wo steht die Sonne, welche Kulturen werden größer, was kommt zuerst, wo muss nachgesät werden? Der Platz für die Tomaten kann eher am Rand sein, überragen sie doch mit mindestens vier Blütenständen am Ende alles andere. Was sie nicht vertragen, das ist Wasser von oben – was sie brauchen, ist Sonne für die Reife. Ist der Garten leicht abschüssig, sollten die Beete terrassenförmig angelegt werden – ansonsten schießt das Wasser beim Gießen oder gar vom Regen den Berg hinunter, reißt Saatgut und Erde mit und nützt somit wenig. Da empfiehlt es sich auch, links und rechts neben den Saatreihen noch eine Vertiefung mit dem liegenden Harkenstiel ins Erdreich zu drücken, damit die Feuchtigkeit dort bleibt, wo sie hin soll. Ebene Gartenanlagen folgen einfacheren Regeln: Doch die Aufteilung erfordert auch hier Nachdenken. Wie erreicht man beim Pflegen und Gießen auf kürzestem Weg die einzelnen Kulturen, beschädigt etwa der Gartenschlauch die Pflanzen. Werfen gar nebenstehende Bäume schon ab Mittag Schatten? Dort reicht der Platz allemal für Zwiebeln. Freunde solch Deftigeren und Schärferen sollten jetzt Schnittlauch säen – in acht Wochen kann davon gegessen werden. Übrigens überwintert dieses Gewürz ziemlich problemlos und hat dann zur Osterzeit schon kräftigen Lauch für die Quarkstulle – das erste Frische aus dem eigenen Garten. Aus einem Fass lässt Josef Bonk Wasser in die Bienentränke rieseln. Die fleißigen Immen fliegen trotz der kühlen Witterung schon. Erst im Vorjahr hat das Ehepaar Bonk die Imkerei erneut aufgenommen, nachdem die sanften Tierchen, die ganz und gar nicht stechlustig sind, zuvor einer bösen Milbenart zum Opfer gefallen waren. „30 Kilogramm Honig, das ist von nur einem Bienenvolk ein guter Anfangserfolg“, sagt Margot Bonk nicht ohne Stolz. Der Elektriker und die chemisch-technische Assistentin, jetzt beide im Ruhestand, pflegen hinter ihrem urgemütlichen kleinen Haus in der Kaiser-Friedrich-Straße keinen Vorzeige-, sondern einen 4200 m² großen echten Bauerngarten. Schon sind die Beete bestellt oder warten auf Aussaat und Bepflanzung. Im wintergartenähnlichen Vorbau des Hauses werden Blumenpflanzen herangezogen Nur im Winter kauft Margot Bonk im Supermarkt Obst und Gemüse hinzu. Ansonsten ernährt der Garten seinen Mann. Fast alle Sorten Gemüse, vom bodenständigen Rot- und Weißkohl bis zu Zucchini und Paprika, gedeihen hier, selbstverständlich auch Spargel. Neben den vorwiegend fest kochenden Kartoffeln werden die selten gewordenen mehligen angebaut, die als Beilage so ungleich besser schmecken. Reiche Ernte verspricht ebenso der Obstgarten. Wer liebt angesichts voller Südfruchtregale noch die herkömmlichen Beeren? Stachelbeeren, grün gepflückt, gekocht, aber nicht zerkocht, Eischnee darunter gehoben - eine unbekannte Delikatesse, die es bei Margot Bonk noch gibt. Oder das selbst gemachte Gelee aus Holunderbeeren, für jeden Gast ein Grund zum Wiederkommen. Das Frühstücksei stammt von den eigenen Hühnern. Nicht zu vergessen, eine Menge Arbeit macht ein Bauerngarten solcher Größe auch. Für diese Größe sollten die Bonks bestraft werden. Eine neue Satzung der Stadtverwaltung wollte die Straßenreinigungsgebühren nach der Grundstücksfläche berechnen. „Dann hätten wir das Zwölffache bezahlt“, hat Josef Bonk ausgerechnet. Seine agile Frau, die sich als Geschäftsführerin des Kirchbauvereins Eiche auch kommunal engagiert, hat sofort Widerspruch eingelegt. Inzwischen ist der Satzungsentwurf gescheitert. Im Bauerngarten wächst es weiter. E. Hoh

Erhart Hohenstein

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