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Abgegrast. Projektteilnehmer legen im Nuthe-Park die Wegränder frei.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Bürgerarbeiter legen alte Buga-Wege wieder frei

15 Potsdamer helfen der Stadtverwaltung innerhalb eines Bundes-Modellprojektes bei der Grünpflege

Von Peer Straube

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Innenstadt/Zentrum-Ost - Für das Grünflächenamt sind sie ein Segen. 15 Potsdamer sind derzeit damit beschäftigt, das zu tun, wofür der Behörde laut ihrem obersten Chef, Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne), sowohl Geld als auch Personal fehlen: der Verschönerung von Wegen, Unkrautbeseitigung, im Kampf gegen die Miniermotte Kastanienlaub sammeln, Holzhecken erneuern, Biotope pflegen.

Die Grünpfleger sind Langzeitarbeitslose, die durch das Modellprojekt „Bürgerarbeit“ erstmals seit Jahren wieder einen Job gefunden haben. Insgesamt 49 solcher Stellen hat die Stadtverwaltung vom Bundesverwaltungsamt bewilligt bekommen – sie arbeiten als Hilfskräfte in Büros, im Gesundheitsmanagement, im Gleichstellungsbüro, auf den Friedhöfen – und 15 von ihnen verstärken das Grünflächenamt. Die auf zwei Jahre befristeten Verträge gelten für eine 30-Stunden-Woche – 1580 Euro beträgt der Bruttoverdienst, zwei Drittel zahlt der Bund, 500 Euro die Stadt. Zum Vergleich: Eine Arzthelferin oder eine Bürokauffrau bekommt in etwa genauso viel, eine Rechtsanwaltsfachangestellte verdient nur wenig mehr. „Manche sehen das durchaus kritisch“, räumte Fabian Dübner, Leiter der Fachstelle Arbeitsmarktpolitik im Rathaus, am Donnerstag bei einem Vor-Ort-Termin im Nuthe-Park ein. Ziel sei es, möglichst viele danach in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren, so Dübner. Wenn möglich, auch in der Stadtverwaltung. Werde dort eine Stelle frei, könnten sich die Teilnehmer an dem Projekt an internen Ausschreibungen teilnehmen.

Im Nuthe-Park sind sie derzeit dabei, die zur Bundesgartenschau 2001 angelegten Wege in Schuss zu bringen. Denn im Laufe der Zeit hat sich die Natur fast die Hälfte der Wegfläche zurückgeholt: Auf beiden Seiten ist der Weg auf je einem halben Meter Breite zugewachsen. Die Arbeiter beseitigen das Gras und legen die alte Wegbegrenzung wieder frei.

Stephan Panzram macht die Arbeit Spaß. Seit zehn Jahren ist der gelernte Hauswirtschaftshelfer bereits arbeitslos. Auf das Modellprojekt wurde er in einer Fernsehsendung aufmerksam, sein Fallmanager im Jobcenter half ihm bei der Bewerbung. Drei bis vier Bewerber habe es für jede der 49 Stellen gegeben, sagte Dübner. Es seien Gespräche geführt worden – Interesse für die Tätigkeit war ebenso eine Voraussetzung wie eine mindestens drei Jahre währende Arbeitslosigkeit und ein Mindestalter von 25 Jahren.

Panzram hat bereits Erfahrung mit der Grünpflege, die er sich in vielen Ein- Euro-Jobs angeeignet habe, wie er erzählt. Der 34-Jährige ist froh, dass er nun erst mal aus der Arbeitslosigkeit heraus ist. „Natürlich würde ich mich freuen, wenn es auch danach weitergeht.“

Klipp machte den Projektteilnehmern Hoffnung. Im Grünflächenamt solle das Personal aufgestockt werden, sagte er. Womöglich könnten einige der jetzt nur zeitweise Beschäftigten einen dauerhaften Job dort bekommen.

Das auf 1,3 Milliarden Euro budgetierte Modellprojekt Bürgerarbeit wurde 2010 gestartet und soll bundesweit 34 000 Langzeitarbeitslosen die Chance auf eine spätere Integration in den ersten Arbeitsmarkt bieten. Peer Straube

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