GESCHICHTE: Bürgerbahnhof wird noch 2010 saniert

Potsdam-West - Vom Bürgerbahnhof zum Biergarten – diese Vision soll nun Wirklichkeit werden. Die frohe Botschaft, die Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Donnerstagabend seinen Parteifreunden vom Ortsverband Potsdam-West überbrachte, lautet: Investor Josef Laggner „wird mit der Sanierung des Bürgerbahnhofs noch in diesem Jahr beginnen“. Am Montag dieser Woche habe der gordische Knoten durchschlagen und die planerischen Probleme aus der Welt geschafft werden können. Die Verträge werden in Kürze unterzeichnet, so der Oberbürgermeister. Es sei gesichert, dass künftig auch Vereine den 1869 errichteten denkmalgeschützten Fachwerkbau nutzen können. Der Gastronom Laggner ist Chef der LaggnerGroup und Eigentümer des Krongutes Bornstedt. Auf ihrer Internetseite verrät die LaggnerGroup ihr Erfolgsgeheimnis: Ihre gastronomischen Unternehmungen zeichneten sich durch „Exklusivität, erstklassige Lagen und außergewöhnliche Rendite“ aus.

Wie Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne) gestern am Rande der Baumesse PotsdamBau erklärte, hätten zunächst Bäume aus der Lenné-Zeit einer Zufahrt weichen sollen, was von den Naturschutzbehörden abgelehnt wurde. Nun habe die Zufahrt zur Zufriedenheit aller Beteiligten verlegt werden können.

Jakobs überbringt gute Nachrichten den Potsdamer SPD-Basisorganisationen derzeit persönlich, weil er Unterstützung sucht für eine erneute Kandidatur zur Oberbürgermeister-Wahl im September. Ähnlich wie jüngst bei der Fahrländer SPD beschrieb der Oberbürgermeister die dynamische Entwicklung Potsdams in den vergangenen acht Jahren seiner Amtszeit. Viele Projekte – Stadtschloss, Synagoge, Bibliothek, Speicherstadt – seien auf den Weg gebracht. „Die Ernte kann man in den nächsten Jahren einfahren. Wir sollten dabei sein“, warb der Amtsinhaber.

Die Genossen von der Basis schienen die Erfolge ihres Kandidaten nicht zu verachten – kratzten aber auch gern an wunden Punkten. Ob er, Jann – die Genossen duzen sich – sich nicht allzu sehr festgebissen habe an der „brasilianischen Bäderkultur“ und an einen Uferweg am Griebnitzsee? Jakobs parierte die Spitze auf das gescheiterte Niemeyer-Bad und erinnerte an das Ausbleiben der Fördermittel: „Das ist vom damaligen Wirtschaftsminister verhindert worden.“ Beim Uferweg gab Jakobs seiner Hoffnung Ausdruck, der Haushaltsausschuss des Bundestages werde es Potsdam erlauben, bundeseigene Ufergrundstücke zu kaufen.

Die SPD-Landtagsabgeordnete Klara Geywitz konfrontierte den Oberbürgermeister mit einer Frage nach seinem Baubeigeordneten Matthias Klipp (Bündnisgrüne): Sei dieser nun „genial oder wahnsinnig“? Jakobs erklärte, er betrachte Klipp, dem er jedwedes alleiniges Initiativrecht zur Sanierung der Stadt- und Landesbibliothek untersagt hat, mit „väterlicher Nachsicht“. Der Beigeordnete müsse erst noch eine Sensibilität dafür entwickeln, „wie die Stadt tickt“. Bei der Potsdamer Mitte, so Jakobs, „ticken wir bereits im Gleichklang“. Nicht zuletzt musste sich Jakobs auch dazu äußern, wie lange er denn Stadtwerkechef Peter Paffhausen als „Nebenregierung“ dulden werde? Dazu Jakobs: Paffhausen sei wohl geeignet, sich an ihm abzureagieren. Tatsächlich aber sei er ein „hervorragender Manager“, der loyal zum Oberbürgermeister und zur Stadt stehe.

Der „Bürgerbahnhof“ am heutigen Bahnhof Park Sanssouci ist ein 1869 errichteter denkmalgeschützter Fachwerkbau, der 1909 vom Kaiserbahnhof abgelöst wurde. Er ist das älteste erhaltene Potsdamer Bahnhofsgebäude und blieb bisher unsaniert. Der Bahnhof besitzt noch ein historisches Empfangszimmer, das sogenannte Exzellenzenzimmer, das mit einer massiven Holzkassettendecke bestückt ist. Die Geschichte des Bahnhofes reicht bis ins Jahr 1840 zurück. Der Zuschlag der Stadt für den Bahnhof ist 2009 an Josef Laggner (Bild) gegangen. Dem Gastronom gehört auch das Krongut Bornstedt. PNN