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Ein Bild, dass sich nach Ansicht der Gesetzestreuen Jüdischen Gemeinde Potsdams nicht mehr aus der Welt schaffen lässt: Der Tag von Potsdam - im Schatten der Garnisonkirche.

© dpa

Streit um Deutung des Tag von Potsdam: Bürgerbegehren gegen Garnisonkirche: Übergabe am 7.Juli geplant

Der Streit zwischen Befürwortern und Gegnern des Wiederaufbaus der Potsdamer Garnisonkirche spitzt sich immer weiter zu. Jetzt meldet sich eine Gruppe zu Wort, die zum Thema viel zu sagen hat - aber bislang kaum gehört wurde. Die Bürgerinitiative gegen den Wiederaufbau hat inzwischen die nötige Anzahl an Unterschriften gesammelt.

Stand:

Potsdam - Die Bürgerinitiative (BI) "Für ein Potsdam ohne Garnisonkirche" will am 7. Juli ihre Unterschriftensammlung an den Stadtwahlleiter übergeben. Bis Montagnachmittag sind nach Angaben eines BI-Sprechers 15 000 Unterschriften zusammengekommen. Damit sich das Potsdamer Stadtparlament mit der Initiative befasst, müssen 13 500 gültige Unterschriften zusammenkommen.

Ziel der Unterschriftensammlung ist es, den Wiederaufbau der zerstörten Garnisonkirche zu verhindern. Die Bürgerinitiative sieht die Kirche in der Tradition des Militarismus. Für bedenklich hält sie es auch, dass die geschätzten Baukosten von 100 Millionen Euro in erster Linie aus öffentlichen Kassen bezahlt werden müssten.

Sobald die Sammlung übergeben worden ist, wird der Wahlleiter die Unterschriften auf ihre Korrektheit überprüfen und sie mit dem Wählerverzeichnis abgleichen, erklärte ein Stadtsprecher am Montag. Wenn alles formal und rechtlich in Ordnung ist, wird das Begehren dem Stadtparlament vorgelegt. Sollte es abgelehnt werden, müssten auf der nächsten Stufe für einen Bürgerentscheid 33 250 Unterschriften zusammenkommen.

Die streng orthodoxe Gesetzestreue Jüdische Gemeinde in Potsdam hat indes den geplanten Wiederaufbau der Garnisonkirche scharf kritisiert. Das im März 1933 von den Nazis zur Inszenierung der Reichstagseröffnung genutzte evangelische Gotteshaus sei nach Auffassung des Gemeindevorstands eine "Kirche der Schande". Das Bauvorhaben schade deshalb nach Überzeugung der Gemeinde dem nationalen und internationalen Ansehen der Stadt Potsdam.

Lesen Sie ein Interview zum beendeten Bürgerbegehren gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche in der DIENSTAGAUSGABE der POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN

Anstatt "Symbole der schrecklichen Zeit der deutschen Geschichte wiederaufzubauen", sollten als Zeichen der Versöhnung jüdische Einrichtungen gebaut werden, fordert die Gemeinde dem Zeitungsbericht zufolge: "Wir wünschen uns, dass an dieser Stelle ein jüdischer Kindergarten aufgebaut wird." Dies wäre nach Überzeugung der Gesetzestreuen Jüdischen Gemeinde "die richtige Antwort an Hitler und Goebbels und ihre heutigen Anhänger".

Die Gesetzestreue Jüdische Gemeinde in Potsdam hat nach eigenen Angaben rund 250 Mitglieder. Der Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten und in der DDR abgerissenen Garnisonkirche soll weitgehend aus Spenden finanziert werden. Als erster Schritt soll am historischen Standort für rund 40 Millionen Euro der Kirchturm errichtet werden. Dafür fehlen derzeit noch rund 28 Millionen Euro. Zwölf Millionen Euro sollen aus Bundesmitteln finanziert werden. (epd)

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