
© A. Klaer
Namenszüge für neues Bad in Potsdam: Bürgermeinung? Besser nicht!
Entgegen ihrer Ankündigung haben die Potsdamer Stadtwerke den Namen für das neue Bad unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgewählt - und finden dafür plötzlich allerlei Gründe.
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Innenstadt - Die Potsdamer Bürger dürfen nun doch nicht bei der Namensfindung für das neue Schwimmbad am Brauhausberg mitreden. Stattdessen haben die Stadtwerke sich bereits für einen Namen entschieden – ohne Bürgerbefragung oder Abstimmung. Mitte oder Ende Juni soll er veröffentlicht werden. Ursprünglich hatte es geheißen, die Potsdamer dürften mitbestimmen. „Die Bürger werden an der Entscheidung beteiligt“, hatte der Chef der Badkommission, Daniel Keller, im Mai 2015 im PNN-Interview gesagt. „Auch die Stadtwerke haben ein großes Interesse, die Bürger hier mitzunehmen“, sagte er auch. Doch damit lag er offenbar falsch.
Plötzlich soll die Öffentlichkeit doch nicht beteiligt werden
Die Stadtwerke hätten sich stattdessen entschieden, „keine ergebnisoffene Namensfindung in der Öffentlichkeit durchzuführen, da die Namensfindung ein sehr komplexer Prozess mit einem fachlichen Hintergrund ist“, sagte Stadtwerke-Sprecher Stefan Klotz nun auf PNN-Anfrage. Stattdessen sei eine Agentur beauftragt worden, die gemeinsam mit den eigenen Fachleuten Vorschläge erarbeitet habe. Schließlich müsse der Name vielen Kriterien gerecht werden. So müsse er unter anderem merkfähig sein, einen „emotional positiven Klang“ haben, sich von Wettbewerbern in der Region abgrenzen, urheberrechtlich geschützt sein und „in das Gesamtkonzept der Stadtwerke-Marketingaktivitäten passen“.
PNN-Umfrage wird der Agentur "zur Kenntnis gegeben"
Ein passender Name sei ein wichtiger Faktor bei der Vermarktung, so Klotz. „Wir wollen, dass das neue Bad so beliebt bei den Potsdamern wird, wie es das alte war und deshalb muss der Name viele ansprechen, cool und modern sein, Emotionen wecken.“ Die Namen, die die PNN-Umfrage im Sommer letzten Jahres ergeben hatte, seien der Agentur „zur Kenntnis gegeben“ worden. Der Wille der Bürger nach einem lokalen Bezug sei miteingeflossen, deutete Klotz an.
Der Gewinner bei der PNN-Umfrage 2015
Bei der PNN-Umfrage zum neuen Bad-Namen hatten sich 1000 Leser beteiligt. Mit 454 Stimmen hatte der Vorschlag des Lesers Klaus-Peter Möller das Rennen gemacht, nämlich „Bad am Brauhausberg“. Auf Platz zwei landete der „POTWAL“ (für POTsdamer WAsserLandschaft), Platz drei ging an „Panorama-Bad Potsdam“. Der Favorit ist demnach identisch mit dem Namen des jetzigen Bades, das sich etwas oberhalb des neuen Standorts befindet. Die Schwimmhalle aus DDR-Zeiten ist marode und soll abgerissen werden, die Betriebsgenehmigung läuft Ende 2016 aus.
Wie das Bad ausgestattet ist
Spätestens dann muss also das neue Bad fertig sein, das nach den Plänen des renommierten Architekturbüros Gerkan, Marg und Partner (GMP) gebaut wird. Ihrem Entwurf zufolge entstehen im Sportbereich ein 50-Meter-Becken mit zehn Bahnen sowie ein Lehrschwimmbecken mit verstellbarer Beckentiefe. Auf der Zuschauertribüne werden 400 Sitzplätze geschaffen. Ebenfalls im Erdgeschoss soll das hauptsächlich für Familien gedachte Freizeitbad untergebracht werden. Geplant ist neben einem Kleinkinderbecken auch ein Freizeitbecken mit Strömungskanal und Sprudelliegen. Zudem soll es eine Wellenrutsche und eine 80 Meter langen Röhrenrutsche geben. Im oberen Stockwerk entsteht eine Wellnessoase mit Innen- und Außenbereich.
Ende 2016 soll alles fertig sein
Gebaut wird an dem neuen Bad seit Ende 2014, Richtfest wurde im Dezember 2015 gefeiert. Einen Rückschlag erlitten die Verantwortlichen Ende April dieses Jahres. Unbekannte waren in die Baustelle eingedrungen und hatten mehrere Wasserhähne aufgedreht, 125000 Liter Wasser verteilten sich auf mehreren Stockwerken und in den Untergeschossen. Dadurch sei aber kein „zählbarer Zeitverlust für das Gesamtprojekt“ entstanden, hieß es damals. Auch jetzt glaubt man bei den Stadtwerken an eine Eröffnung wie geplant: „Wir gehen von einer pünktlichen Fertigstellung zum Jahresende aus“, so Klotz.
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