Sport: Bürgschaft des Präsidenten
Die Deutsche Kreditbank erlässt dem SV Babelsberg Schulden, weil sich Horlitz persönlich verpflichtet
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Der SV Babelsberg 03 (SVB) steht kurz vor einem erheblichen Schuldenschnitt. Nach intensiven Verhandlungen des SVB-Vorstandes mit der Deutschen Kreditbank (DKB) als Hauptgläubigern des Vereins „konnten wir die Verbindlichkeiten halbieren", sagte SVB-Vorstandschef Archibald Horlitz auf einer Mitgliederversammlung am Montag. Von rund 3,4 Millionen Euro verbleiben laut Horlitz 1,605 Millionen, die der Verein der Bank zurückzahlen muss. Dafür wurde ein Zahlungsraum von zehn bis 15 Jahren vereinbart, in dem der Verein eine jährlich festgesetzte Summe von 80 000 Euro an die DKB überweist, in der je zur Hälfte Zinsen und Tilgungsraten bedient werden.
Die Bank hat den Schuldenschnitt an Bedingungen geknüpft, von denen Horlitz eine selbst erfüllt. Der Unternehmer und einstige Gründer des Apple-Vertriebspartners „Gravis“ hat gegenüber der DKB eine persönliche Bürgschaft abgeben, was die Mitgliederversammlung mit starkem Beifall honorierte. Über die Höhe wollte sich Horlitz nicht äußern, der Betrag würde aber wehtun, würde er fällig werden.
Die zweite Bedingung müsste die Stadt erfüllen, indem sie ihre für das Karl-Liebknecht-Stadion eingetragene Grundschuld um 600 000 Euro auf 1,6 Millionen Euro erhöht. „Wir werden uns das vom Verein erörtern lassen und dann eine Entscheidungsgrundlage erstellen, über die die Stadtverordneten abstimmen “, sagte Rathaussprecher Jan Brunzlow.
Mit der DKB-Einigung „haben wir einen Status erreicht, der den Verein überlebensfähig macht und uns gute Chancen ermöglicht, es in Zukunft besser zu machen“, sagte Horlitz. Für die Regionalliga gebe es nun ein wirtschaftlich solides Fundament. Horlitz betonte ausdrücklich, dass unter diesen Vorzeichen die dritte Liga auf absehbare Zeit kein Thema ist.
Um in Zukunft den Verein vor finanziellen Risiken zu schützen, denkt der Vorstand über eine Ausgliederung der ersten Mannschaft in eine eigenständige Gesellschaft nach. Einen entsprechenden Denk- und Diskussionsprozess regte die Vereinsführung am Montag an. Horlitz warb dafür, diese Option in die Vereinssatzung aufzunehmen. „Das Risikopotenzial werden wir immer bei der ersten Mannschaft haben, was in der vierten Liga nicht von Bedeutung ist, aber ab der dritten Liga spannend wird, weil sich Chancen und damit auch die Risiken erhöhen", führte er aus. Es sei sinnvoll, zu überlegen, dieses Risiko vom Verein abzuspalten und die Haftung einer Gesellschaft zu übertragen. Die Mitglieder stimmten zu, in die Satzung die Option einer Ausgliederung aufzunehmen, für die es aber eine Dreiviertel-Mehrheit der Mitgliederversammlung bedarf.
Kritisch äußerte sich Horlitz zu den Vorkommnissen nach der 0:1-Niederlage des SVB am letzten Spieltag in Meuselwitz. Nach den Schmährufen einiger Fans, die die Spieler als „Absteiger“ beschimpften, entschuldigte sich Horlitz bei der gesamten Mannschaft. Angesichts der dürftigen Spieler-Honorare von wenigen Hundert Euro und solcher Anfeindungen wäre es verständlich, wenn die Spieler ihre Entscheidung für Nulldrei hinterfragen würden. „Der blutjungen Truppe gebührt maximaler Respekt“, betonte Horlitz. Zudem dankte er ausdrücklich den Mitgliedern und Anhängern, die dem Verein nach dem Drittliga-Abstieg im Vorjahr die Treue gehalten haben. „Sie sind die Basis, auf der wir stehen", sagte Horlitz. Das Verhandlungsergebnis mit der DKB und die aufgezeigte Perspektive sei auch deshalb mögliich gewesen, weil statt der 1 500 prognostizierten Zuschauer im Schnitt 2 500 Fans ins Stadion kamen. Peter Könnicke
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