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Links und rechts der Langen Brücke: Campus überdenken

Jan Brunzlow meint, dass für den Campus in der Kurfürstenstraße an anderer Stelle sechs Schulen komplett saniert werden könnten

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Drei Monate hat das Problem auf den Schreibtischen in der Verwaltung gelegen, dann wurde entschieden. Von oberster Stelle. Die Eisenhart-Grundschule soll umziehen, zumindest für eine gewisse Zeit. Denn die Gebäude des Helmholtz-Gymnasiums und der Grundschule sollen saniert und zu einem Campus ausgebaut werden. So haben es die Stadtverordneten einst mit bestem Gewissen beschlossen. Sie sind dem Elternwillen gefolgt, den Standort zu erhalten und auszubauen. Das war richtig so. Doch damals lagen die Kostenschätzung bei etwa 13 Millionen Euro für die Sanierung und den Campusausbau. Heute würde eine solche Entscheidung wahrscheinlich anders ausfallen, denn die Umsetzung des seit fünf Jahren verfolgten Ziels soll inzwischen mehr als 19 Millionen Euro kosten. Wohl gemerkt, für zwei Potsdamer Schulen. Es sind allein die Kosten für schönere Fassaden, Fenster, mehr Brandschutz und neuen Fußboden. Spitz angemerkt könnte man sagen, für das Geld werden an anderer Stelle in der Stadt, etwas südlicher, bis zu sechs Schulgebäude samt Sporthalle komplett saniert. Die Frage darf also derzeit nicht lauten, wie kann die Stadt die Sanierungsbelastung für die Schüler so gering wie möglich halten. Sie muss lauten: Kann, darf sich Potsdam ein aus Steuergeld finanziertes Projekt dieser Größe in der heutigen Situation leisten? Oder darf es doch ein bisschen kleiner sein? Es ist ganz klar: Die beiden Schulen sind in einem schlechten Zustand, es mangelt dem Gymnasium an Wachstumsmöglichkeiten und Raum, das pädagogische Konzept umzusetzen. Ein unhaltbarer Zustand für Lehrer und Schüler an einer der besten Schulen in der Stadt. Aber, allein in diesem Jahr wird die Stadt im Kernhaushalt 25 Millionen Euro neue Schulden aufnehmen müssen, um die Angebote in der Landeshauptstadt auf dem bestehenden Niveau aufrecht erhalten zu können. Darin sind die Kosten für den Campus noch nicht enthalten. Trotz deutlicher Kostenerhöhung und entgegen der angestrebten Sanierung durch einen privaten Investor hat die Stadt den Plan nicht gestoppt. Warum nicht? Der Brandbericht, der seit fünf Jahren bekannte Mängel nochmals aktenkundig macht, lag wochenlang auf den Tischen der Verwaltung, ohne das mit Schulleitungen und Eltern gesprochen wurde. Vielleicht ist die Kommunikationsschwäche des Rathauses in diesem Fall für Eltern und Schüler, die den Campus-Bau um jeden Preis wollen, sogar von Vorteil. Wer weiß, wie die politischen Reaktionen ausgefallen wären, wenn Brandschutzgutachten und Kosten sofort auf den Tisch gekommen wären.

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