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Landeshauptstadt: Caritas-Verein stellt Arbeit ein

120 Potsdamer verlieren ihre gerichtlich bestellten Betreuer

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120 Potsdamer verlieren ihre gerichtlich bestellten Betreuer Der Caritas Betreuungsverein muss zum Ende des Jahres seine Arbeit in Potsdam einstellen. Damit werden rund 120 Bürger, die aufgrund geistiger Behinderungen, Demenzerkrankungen oder psychischer Störungen einen gerichtlich bestellten Betreuer benötigen, ihre Vertrauenspersonen verlieren. „Uns droht eine Deckungslücke von 50 000 Euro“, erklärt Joachim Wagner, Regionalleiter der Caritas, die Einstellung der Arbeit, die in Potsdam vor zehn Jahren begonnen wurde. Für die Finanznot sieht Wagner zwei Gründe: Zum einen habe das Land sich aus der Drittel-Förderung für eine der insgesamt fünf Arbeitsstellen des Betreuungsvereins zurückgezogen. Damit fehlten rund 15 000 Euro. Zum anderen habe der Bundesgesetzgeber die Vergütung für die Arbeit der Betreuer seit 1999 eingefroren. „Seitdem hat es aber Tarifsteigerungen gegeben“, so Wagner. Die fünf Mitarbeiter des Betreuungsvereins haben bereits ihre Kündigungen erhalten, man versuche jedoch, ihnen Ersatzarbeitsplätze anzubieten. Was mit den rund 120 betreuten Potsdamern geschehen wird, ist noch unklar. Einen anderen Betreuungsverein als die Caritas gibt es in der Landeshauptstadt nicht. „Es ist aber gesichert, dass jeder weiter betreut wird“, sagt Rita Haack, Sprecherin der Stadtverwaltung. Dazu muss jedoch laut Wagner zunächst das Amtsgericht die Betreuung an so genannte selbstständige Berufsbetreuer überschreiben. Dies dürfte zwar kein Problem sein, so Wagner, doch bei einer Betreuung der Hilfe bedürftigen Menschen durch eine Institution gebe es „ein anderes Maß an Sicherheit“. Werde jeder einzeln betreut, könne das zu einer unüberschaubaren Situation führen. Vermissen werden die Arbeit des Betreuungsvereins auch die rund 30 ehrenamtlichen Betreuer, meist Familienangehörige, die der Verein mit Fachwissen unterstützt. Für sie müsse eine neue Anlaufstelle gefunden werden. Wagner sagte, der Caritas tue es leid, dass sich Potsdam nun in einer „misslichen Lage“ befinde. Die Stadt habe den Verein immer unterstützt. Die Mittelkürzung des Landes und die Nicht-Erhöhung der Vergütung durch den Bund sieht er als „falsches Signal“. In einer zunehmend älteren Gesellschaft steige auch die Zahl der Demenzerkrankungen. „Solche Entscheidungen sind deshalb nicht zu verantworten.“ SCH

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