zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: CDU gegen CDU

Steeven Bretz und Wieland Niekisch haben sich „gestützt und gestärkt“, nun wollen beide den Kreisvorsitz

Stand:

Sie werden sich natürlich die Hand geben, am Abend, bei der Sitzung der Stadtfraktion, an der Wieland Niekisch wie gewohnt teilnimmt. Da ist sich Steeven Bretz, der Fraktionschef, ganz sicher. „Wir haben beide eine anständige Erziehung und wir sind beide in der CDU.“

Gemeinsamkeiten haben Wieland Niekisch und Steeven Bretz auch hinsichtlich des Amtes des Kreisvorsitzenden der Potsdamer Christdemokraten. Beide streben dieses Amt an, beide wollen auf dem Kreisparteitag am 5. Juni in dieses Amt gewählt werden (PNN berichteten). Der eine, Wieland Niekisch, zum wiederholten Mal. Er ist Kreisvorsitzender seit 1995. Der andere, Steeven Bretz, CDU-Mitglied seit 1997, ist der junge Herausforderer, mit dem Niekisch offenbar nicht gerechnet hat. Ort der Kampfabstimmung ist die Kurfürstenstraße 5, ausgerechnet Domizil der Tanzschule „Die Linksfüßer“.

Niekisch ringt gestern in Gegenwart der Journalisten um Fassung. Eine „personelle Spaltung im Vorfeld“ der Kommunalwahl im Oktober 2008, der Landtagswahl 2009 und der Potsdamer Oberbürgermeisterwahl 2010 lehne er ab. „Ein paar Dinge“ seien „verwunderlich“: Bei der CDU-Klausurtagung am Wochenende in Marquardt war Steeven Bretz von Peter Schultheiß für die Kandidatur vorgeschlagen worden. Schultheiß ist Vorsitzender der CDU-Mittelstandsvereinigung und des mitgliederstärksten Ortsverbandes Innenstadt/Nord. „Mir ist nichts gesagt worden von denen, die eine Alternative wollen“, hadert Niekisch, reißt sich aber zusammen: „Zu Stilfragen äußere ich mich nicht.“ Von Bretz selbst gibt sich Niekisch enttäuscht: „Ich habe ihn politisch von Kindesbeinen an begleitet“. Zwei Mal habe Bretz von ihm, den politischen Ziehvater, das Stadtverordneten-Mandat übernommen, „weil er es aus eigener Kraft nicht geschafft hat“. Das war 2001 und 2003, Niekisch konzentrierte sich auf sein Landtagsmandat, Bretz rückte nach. Fast täglich hätten sie telefoniert, der Kreisvorsitzende und der Stadtfraktionschef. „Wir haben uns gegenseitig gestützt und gestärkt“, sagt Niekisch. Dass es nach zwölf Jahren Kreisvorsitz Zeit sein könnte für einen jüngeren, kann er nicht erkennen. „Ich bin ein junger Mann“, sagt der 50-Jährige. Bretz ist 19 Jahre jünger.

„Für mein Alter kann ich nichts“, erklärt Bretz gestern auf seiner Pressekonferenz. Er dränge sich nicht nach dem Amt, könne sich aber den Bitten aus dem Kreisverband um eine Kandidatur „nicht entziehen“, wie er sagt. Zu einer erwachsenen Partei gehöre es, „dass man über personelle Fragen miteinander ringen kann“. Zu den Mandatsüberlassung durch Niekisch sagt Bretz Sätze, die ihrer martialischen Gestochenheit von Niekisch stammen könnten: „Ich habe das Mandat derjenigen, die in Potsdam Wahlkampf gemacht haben. Ich habe ein Mandat der CDU. Ich habe ein Mandat für Potsdam.“

Zu den „Stilfragen“ der überraschenden Kandidatur äußert sich Schultheiß, ehemaliger Potsdamer Polizeidirektor. „Wie man es auch macht, macht man es falsch. Es gibt aus Sicht von Wieland Niekisch keinen richtigen Weg.“ Schultheiß erhofft sich mit Bretz an der Spitze bessere Wahlergebnisse der Christdemokraten in Potsdam. Die Stadt-CDU habe mit knapp 19 Prozent gegenüber der Landesebene fünf Prozent und gegenüber dem Bund 15 Prozent weniger Stimmenprozente erzielt. Ein Unding sei dies in einer bürgerlichen Stadt wie Potsdam.

Politisch-programmatisch unterscheiden sich die Kandidaten – so absehbar – kaum. Beide machen sich für die Eisenhart-Schule stark und beackern die Themen Familie, Klima- und Umweltschutz. Dass ihre Kontrahentenschaft mit der nicht Unähnlichen auf Landesebene zwischen CDU-Chef Ulrich Junghanns und seinem jungen Vize Sven Petke zu tun habe, verneinen sie. Sie stehen loyal zu Junghanns. Sagen sie jedenfalls.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })