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Landeshauptstadt: Chance auf Leben

Oberlinhaus: Spatenstich für Rehabilitationsstätte für Unfallopfer „Thusnelda-von-Saldern-Haus“

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Babelsberg - Schönes Einzelzimmer mit Telefon, Fernseh- und Internetanschluss – das würde die Wohnqualität doch erheblich verbessern, sagte Thomas Köhler, Vorsitzender des Heimbeirats im Verein Oberlinhaus. Bis zum Umzug müssen sich der nach einem Unfall körperbehinderte Köhler und seine 46 Mitbewohner noch gedulden. Gestern wurde zunächst mit einem symbolischen Spatenstich das Vorhaben „Thusnelda-von-Saldern-Haus“ auf den Weg gebracht. Mit der Fertigstellung der Wohn- und Rehabilitationsstätte rechnet der Vereinsvorstand im kommenden Jahr.

Es werde Zeit für einen Auszug aus dem Reinhold-Kleinau-Haus, fand auch Sozialministerin Dagmar Ziegler (SPD), die sich zuvor die Bedingungen in der Wohnstätte für erwachsene Menschen mit Körper-Mehrfachbehinderung angeschaut hatte. „Das ist nicht mehr zeitgemäß“, erklärte die Ministerin und nannte den verwohnten Zustand sowie die Unterbringung in Zwei-Bett-Zimmern als Belege dafür. Mit dem neuen Haus schließe man nicht nur die bauliche Lücke an der Rudolf-Breitscheid-Straße zwischen Feierabendhaus und Wohnheim für taubblinde Erwachsene, sondern auch eine Versorgungslücke, sagte Renate Frost, Bereichsleiterin LebensWelten des Vereins Oberlinhaus. Im neuen Gebäude soll es neben dem Wohnbereich auch eine Etage für junge Menschen geben, die nach Unfall, Schlaganfall oder Herzinfarkt das Leben wieder neu erlernen müssten, so Renate Frost. Die Einheit werde von drei Säulen getragen: medizinische Rehabilitation, lebenspraktisches Training wie Anziehen und Kochen sowie die Wiedereingliederung in die Arbeitswelt. Darum trage dieses neue Projekt auch das Motto „Chance auf Leben“, erklärte die Bereichsleiterin. Bisher seien Unfallopfer nach stationärer Rehabilitation in Pflegeeinrichtungen gekommen. Hier würden sie nach drei, vier Jahren entlassen und seien dann in der Lage, einen eigenen Haushalt zu führen.

Menschen aufzurichten, sie zu rehabilitieren, sei auch das Lebenswerk von Thusnelda von Saldern (1837-1910), erste Oberin im Diakonissenhaus in Babelsberg, gewesen, erklärte Hans-Peter Fenner, der Vorstandsvorsitzende bei Oberlins, die Namenswahl.

Rund sechs Millionen Euro koste das neue Gebäude. Das Geld werde der Verein auch mit der Aufnahme eines Kredits aufbringen, sagte Oberlinhaus-Sprecherin Wiebke Zielinski. Die Ausstattung der Wohn- und Rehabilitationsstätte allerdings müsse über Spenden zusammengetragen werden. Insgesamt koste die Bestückung rund eine halbe Million Euro. 100 000 Euro habe man bereits gesammelt, sagte die Sprecherin. Zum gestrigen Festakt gehörte deshalb auch ein Benefiz-Radeln für Thusnelda, bei dem 53 Radfahrer 108,2 Kilometer und damit aufgerundete 1000 Euro erradelten. Die meisten Kilometer trug Gregor Buchholz, diesjähriger Triathlon-Weltmeister der Junioren, zum Spendenkonto bei.

Nicola Klusemann

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