zum Hauptinhalt
Barocke Pracht. Die Wohnhäuser Charlottenstraße 21 bis 23 erstrahlen nach ihrer Sanierung wieder in alter Pracht. Der Baumeister Georg Christian Unger hatte den drei Bürgerhäusern 1781 eine einheitliche Fassade gegeben.

© Andreas Klaer

Von Erhart Hohenstein: „Charlotte“ lebt auf

In Potsdams bedeutendster Barockstraße wird weiter restauriert / Defizite bei der Umfeldgestaltung

Stand:

Innenstadt - In der Charlottenstraße 23 sind die Gerüste gefallen. In kräftigen Ocker-, Gelb- und Rottönen leuchtet die Fassade des Barockhauses mit ihren als ionische Pilaster, Fensterüberdachungen und Girlanden gestalteten Stuckverzierungen. Damit bildet sie wieder eine Einheit mit den Nachbarhäusern 21 mit dem Sanitätshaus und der 22 mit der Gaststätte „Zum Fass“, die die Sanierung bereits hinter sich haben. Bei der Errichtung der neben dem Eckhaus zur Dortustraße beginnenden Zeile hatte der Baumeister Georg Christian Unger ab 1781 die drei Bürgerhäuser hinter einer Schaufassade zusammengefasst. Diese Gestaltung war, um der Innenstadt ein repräsentatives Aussehen zu verleihen, von König Friedrich II. auch für andere Stellen vorgegeben worden.

Die „Charlotte 23“ ist vom Bauträger „G+G Potsdam“, Alexander Gottschald und Michael Gartemann, saniert worden. Die Fassade erstrahlt neu, das Innere muss noch ausgebaut werden. Auch dafür werden in den nächsten sieben, acht Monaten regionale Baufirmen eingesetzt. Es entstehen drei Wohnungen zwischen 80 und 90 Quadratmetern und im Erdgeschoss zwei Gewerbeeinheiten. Im Hof, dessen kleine Fläche begrünt und neu gestaltet wird, wächst aus der früheren Remise mit Hilfe eines Neubaus eine 140 Quadratmeter große Wohnung – „ein Einfamilienhaus im Innenhof“, wie Gartemann sagt. Die Dachterrasse wird begrünt. Zum Einspruch des Nachbarn, der der Gaststättenküche das Licht genommen sah, habe man eine Lösung gefunden. Die Räumlichkeiten in dem sanierten Ungerhaus werden als Eigentumswohnungen verkauft.

Wie bereits bei anderen Innenstadtbauten der „G+G“, so in der Wilhelm-Staab-Straße 3 und der Heilig-Geist-Straße 10/11, verlaufe die Zusammenarbeit mit dem städtischen Sanierungsträger und der Denkmalpflege ohne Reibungen, so Architekt Gottschald. Dies treffe auch auf die Auswahl der Farbfassungen zu, von denen in den Räumen nicht weniger als sieben nachgewiesen wurden. Außer Frage steht die Erhaltung des „barocken Vorgeleges“. Darüber wurden die Heizungen beschickt, sodass in den Wohnräumen keine Asche mehr anfiel. „Für das Ende des 18. Jahrhunderts waren das Wohnungen mit hohem Komfort“, verdeutlicht der Architekt.

Inzwischen fallen auch vom Bürgerhaus Charlottenstraße 27, ebenfalls von Unger errichtet, die Gerüste. Es wird von der Potsdamer Wittfoth Bau GmbH saniert. Hier entstehen auf insgesamt 800 Quadratmetern Fläche elf Eigentumswohnungen, die noch verbliebenen drei Mieter seien „sozialverträglich umgesetzt worden“, sagt Geschäftsführer Frank Wittfoth. Mit Sanierungsträger und Denkmalpflege gebe es wie bei anderen Bauvorhaben eine gute Zusammenarbeit. Nur der mit dem Wohnungsausbau des Dachgeschosses erforderliche Einbau von Fenstern habe, wie meist, zu Problemen geführt. Wittfoth bedauert, dass nicht auch in diesem Fall die über zwei Grundstücke gezogene Ungersche Schaufassade wiederhergestellt werden kann, da für das von der linken Szene genutzte Haus Nummer 28 (Kneipe „Olga“, Buchladen „Sputnik“) die finanziellen Voraussetzungen fehlen. Neben den genannten Gebäuden sind auch andere Häuser der Charlottenstraße in jüngster Zeit saniert worden oder befinden sich auf dem Weg dorthin. So haben Arbeiten am Wohn- und Geschäftshaus Nummer 100 und an der früheren Buchbinderei Bullert an der Ecke Lindenstraße begonnen. Eingerüstet ist auch das heruntergekommene Haus in der Jägerstraße neben dem frisch sanierten Eckhaus.

Auch wenn sie nicht mit der Brandenburger Straße als Einkaufszentrum konkurrieren kann, die „Charlotte“ blüht auf. Dazu will auch der Sanierungträger beitragen. Er hatte bereits 2005 angekündigt, „den öffentlichen Straßenraum wiederherzustellen“. Abschnittsweise sollten auf den Gehwegen die Platten durch Mosaikpflaster und die Peitschenlampen durch historisch angepasste Leuchten ersetzt werden. Das Gehwegparken sollte untersagt werden und die Straße durch die Pflanzung neuer Bäume ein „grünes Gesicht“ bekommen. Bis auf einen bescheidenen Bereich an der Südseite der Kreuzung Dortustraße Richtung Wilhelm-Staab-Straße wurden die Maßnahmen jedoch bisher nicht umgesetzt.

Erhart Hohenstein

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })