Von Erhart Hohenstein: Chef im Lustgarten
Neuer Fachbereichsleiter im Herzen Sanssoucis: Heiko Muschick
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Der friderizianische Lustgarten zu Füßen der Weinbergterrassen hat einen neuen Gartenchef. Nachdem Anne-Grit Reichelt den Babelsberger Park übernommen hat, ist hier im Herzen des Parks Sanssouci nun Heiko Muschick Fachbereichsleiter. Der Diplomingenieur für Landschaftspflege, der sich bei der Ausschreibung der Stelle gegen Dutzende anderer Bewerber durchsetzte, fühlt sich „wie ein Lottogewinner“. 2000 hatte er das Studium an der Fachhochschule Berlin-Dahlem abgeschlossen, die auf die berühmte Gärtner-Lehranstalt von Peter Joseph Lenné zurückgeht, und später an der TU Berlin den Aufbaustudiengang Denkmalpflege angefügt. Bisher war Muschick freiberuflich für das Berliner Landesdenkmalamt tätig und hat unter anderem historische Friedhöfe betreut. Dazu zählte auch das Erbbegräbnis des Prinzen Carl von Preußen (1801 - 1883) in Glienicke.
An Arbeit fehlt es dem neuen Gartenfachbereichsleiter nicht. Sein Revier erstreckt sich vom Obelisk-Eingang im Osten bis über das Chinesische Haus hinaus zum Selloweg im Westen. Im Süden bildet die Lennéstraße die Grenze. Dazu kommen der Park Sacrow und der Bereich an der Moschee. Vom Baumschnitt über die Wegeinstandhaltung bis zur Laubabfuhr reichen die Pflegeaufgaben. Mit seinen nur acht Gärtnern (plus zwei Zivis) hat Muschick gerade im Sanssouci-Parterre rund 20 000 Blumenzwiebeln in den Boden gebracht. Besonders reich blühen im Frühjahr die Narzissen, Tulpen, Kaiserkronen auf den Beeten und Rabatten nahe der Großen Fontäne. Dafür werden historische Sorten ausgewählt und dem Barock entsprechend in geometrischen Formen angeordnet. Als neu Hinzugekommener müsse man die friderizianische Gartenanlage „erst lesen lernen“, sagt der Fachbereichsleiter. Dabei leite ihn der als Kustos für diesen Bereich wirkende Gartendenkmalpfleger Jörg Wacker, stellvertretender Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, in kollegialer Weise an.
Heiko Muschicks Aufgaben beschränken sich jedoch nicht nur auf die Pflege des Reviers. So wird die Rückführung des Parterres unterhalb der Weinbergterrassen auf die gärtnerische Gestaltung des 18. Jahrhunderts fortgesetzt. Im durch die Pflanzung von 140 Bäumchen historischer Sorten wiederhergestellten friderizianischen Kirschgarten an den Neuen Kammern steht nun die Erneuerung der Quartiere für Spalierobst an. In den nächsten Jahren soll zudem durch Obstbaumpflanzungen im früheren Holländischen Garten unterhalb der Bildergalerie deutlich gemacht werden, dass der Park Sanssouci von Anfang an auch ein Nutzgarten war. Neue Aufgaben kommen auf den Fachbereichsleiter mit dem Ausbau der Villa Liegnitz, der Übernahme des Zivilkabinetthauses an der Allee nach Sanssouci sowie des früher vom Hans Otto Theaters genutzten Geländes an der Zimmerstraße zu, denn auch hier ist eine gärtnerische Gestaltung erforderlich. Diesen Anforderungen stellt sich Heiko Muschick mit ungebrochenem Optimismus. Es sei ein tolles Gefühl, nun von sich sagen zu können: „Ich arbeite in Sanssouci“. Wo das liegt, wisse man sogar im südafrikanischen Kapstadt, wo Muschick kürzlich Urlaub machte.
Erhart Hohenstein
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