Landeshauptstadt: Chemie kontra Motte
Stadtverordnete sollen Ausnahmegenehmigung beschließen
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Stadtverordnete sollen Ausnahmegenehmigung beschließen Die Vegetation im Stadtgebiet soll durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln besser geschützt werden. Eine entsprechende Vorlage der Verwaltung liegt den Stadtverordneten zur Beschlussfassung vor. Der Hintergrund: Nach einem früheren Beschluss war der Einsatz von Pestiziden und Herbiziden auf öffentlichen Flächen in Potsdam nicht gestattet. Nach dem massenhaften Befall von Kastanien durch die Roßkastanienminiermotte ist im vergangenen Jahr erstmals und ausnahmsweise ein Insektizid an fünf ausgewählten Bäumen angewandt worden. Im Einzelnen sollen fünf Kastanienbäume gegen die Roßkastanienminiermotte, Jungeichen gegen den Eichensplintkäfer, 1250 junge Obstgehölze der Russischen Kolonie Alexandrowka sowie Stauden und Rosen auf der Freundschaftsinsel mit chemischen Pflanzenschutzmitteln behandelt werden. Zur erfolgreichen Bekämpfung von „Wildgräsern und Unkräutern“ sind außerdem fünf Straßenzüge, Plätze und Wege im städtischen Zentrum zur Bekämpfung mit Herbiziden ausgewählt worden. Zu der Bekämpfungsaktion sieht sich der Fachbereich Grün- und Verkehrsflächen durch ein Gutachten der Professoren Dieter Wallschläger und Axel Gzik von der Universität Potsdam ermuntert. „Uns haben die Ergebnisse des Gutachtens überrascht“, bemerkt Burkhard Voß, Vorsitzender des Naturschutzbeirates der Stadt. Dieses Gremium hat daraufhin die Anwendung von Fungiziden, Insektiziden und Herbiziden gemäß der Beschlussvorlage der Verwaltung mitgetragen. In dem erwähnten Gutachten der beiden Uni-Professoren heißt es zur Wirkung des 2003 verwendeten Neem-Azal-Spritzpräparates unter anderem: „Obwohl die zweimalige Ausbringung des Spritzpräparates erst relativ spät (Ende der Blütezeit) erfolgte, ist der Erfolg deutlich zu erkennen. Die Einschätzung des Gesamtzustandes der Bäume im September zeigt deutlich geringere Schäden als bei vergleichbaren Einzelbäumen an anderen Standorten in Potsdam.“ Grünflächen-Bereichsleiterin Antje Solmsdorf appelliert an die Potsdamer und Potsdamerinnen, weiter das Laub der befallenen Kastanien zu sammeln, zu kompostieren oder anderweitig zu vernichten. Der Bereich Grünflächen habe im vergangenen Jahr 480 Kubikmeter Kastanienlaub gesammelt und kompostiert. Bei den hohen Temperaturen während des Kompostiervorganges sollen die Puppen der Miniermotte absterben. Neben Neem Azal TS kommen die Mittel Forstac Forst, Antracol WG + Baycor, Kerb W 50 Granulat Proxur und Round-up-Spritzmittel zum Einsatz. Beigeordnete Elke von Kuick-Frenz betonte gestern vor der Presse, dass die Bewohner vor dem Einsatz der Mittel informiert werden und dass die Anwendung mit äußerster Umsicht erfolgen werde. Ausdrücklich handele es sich um eine Ausnahmegenehmigung, die von der Stadtverordneten verlangt wird. Gültigkeitsdauer: fünf Jahre. Günter Schenke
Günter Schenke
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