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Vorbereitung auf die Drittliga-Saison. Babelsbergs Neuzugang Hendrik Hahne (Mitte), hier flankiert von Ümit Ergirdi (links) und Nicolas Hebisch, beim Trainingslauf durch den Babelsberger Park.

© Jan Kuppert

Von Michael Meyer: „Chicken“ hat den Drang nach vorn

Babelsbergs Neuzugang Hendrik Hahne kann überall im Mittelfeld kicken und freut sich auf das Testspiel bei seinem Jugend-Verein Hildesheim

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Wenn er „Chicken“ gerufen wird, ist Hendrik Hahne nicht sauer. „Ach, so nennt man mich seit acht, neun Jahren, mittlerweile manchmal auch schon hier in Babelsberg“, sagt der Mittelfeldspieler des SV Babelsberg 03, der in diesem Sommer vom bisherigen Regionalliga-Kontrahenten Hannover 96 II zum Aufsteiger in die 3. Fußball-Liga wechselte. „Damit kann ich leben. Meinen Spitznamen habe ich durch meinen Nachnamen bekommen und deshalb, weil ich relativ klein und schmächtig erscheine.“

Wenn man sich da mal nicht täuscht – ein leicht zu rupfendes Hähnchen ist der 1,73 Meter große Hendrik Hahne nämlich nicht; im Gegenteil. Der im niedersächsischen Gronau an der Leine geborene Kicker spielte schon in der 1. Bundesliga, ist also alles andere als ein Fußball-Leichtgewicht. „Hendrik Hahne ist ein vielseitiger Mittelfeldspieler, kann sowohl offensiv als auch defensiv eingesetzt werden“, sagt Babelsbergs Cheftrainer Dietmar Demuth über seine Nummer 8. „Er hat ein gutes Auge, kann sowohl als Sechser als auch hinter den Spitzen oder als zweier Stürmer spielen.“

Hahne selbst sieht seine Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld, „um auch offensive Akzente zu setzen“, wie er sagt. „Als ehemaliger Stürmer habe ich immer noch den Drang nach vorn.“ Seine Fußball-Karriere begann der jetzt 24-Jährige einst als Stürmer. „Bei Hannover 96“, erzählt er, „habe ich dann auch als rechter Verteidiger gespielt, links und rechts im Mittelfeld, als Sechser oder Zehner.“ Seine Stärken sieht er vor allem „im Zweikampfverhalten, in der Übersicht und im Torabschluss.“ In der vergangenen Saison schoss er in 25 Regionalliga-Partien acht Tore fr Hannovers U23, die er als Kapitän aufs Feld führte; in den gesamten 142 Regionalliga-Spielen für die 96er traf er 20 mal. Reserven sieht er vor allem noch in seiner körperlichen Robustheit. „Aber das kommt jetzt hoffentlich nach und nach.“ Das Training bei den Nulldreiern sei härter als sein bisheriges an der Leine. „Dort wurde mehr mit dem Ball gelaufen und auch nicht so viel Kraft trainiert wie hier“, vergleicht er. „Das war natürlich erst einmal eine Umstellung für mich - doch die packe ich so langsam. Das gehört halt dazu, um fit für die lange Saison zu sein.“

Zehn Jahre hat Hendrik Hahne für Hannover gekickt, in der Saison 2005/2006 sogar siebenmal in der Bundesliga. Seine Premiere erlebte er unter Trainer Ewald Lienen am 10. September im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt (2:0), als er in der 77. Minute für Stürmer Thomas Brdaric eingewechselt wurde, seinen letzten Einsatz Anfang Mai 2006 beim 2:2 bei Borussia Mönchengladbach unter Coach Peter Neururer; damals durfte er die letzten sieben Minuten für Daniel Stendel aufs Spielfeld. „Meine schönsten Erinnerungen“, blickt Hahne zurück, „habe ich an das Spiel bei Schalke. Damals habe ich erstmals von Anfang an gespielt, und in der ausverkauften Veltins-Arena hatte man beim Auflaufen schon ein Riesengrummeln im Magen, was sich mit Anpfiff des Spiels aber sofort legte. Und auch davor im Spiel bei Bayern München war es toll, als ich nach gut einer Stunde eingewechselt wurde und gegen Stars wie Ze Roberto, Demichelis und Makaay spielte.“

Wie kommt ein solcher Fußballer an den Babelsberger Park, wo er Mitte Juni einen Vertrag bis 2011 mit Option auf ein weiteres Jahr unterschrieb? „Nach zehn Jahren Hannover war es Zeit für eine Veränderung, zumal ich in den letzten Jahren kaum noch Chancen bekam, mich wirklich für die erste Mannschaft zu empfehlen. Ich habe zwar oft mit den Profis mittrainiert, dann aber doch mit den Amateuren gespielt. Darum war ich auch offen für Babelsbergs Angebot, hier in der 3. Liga zu spielen. Zumal ich den SVB durch unsere Punktspiele gegeneinander als sympathische Truppe in Erinnerung hatte“, so der beidfüßige Kicker, der jetzt seine damaligen Eindrücke bestätigt sieht: „Die Mannschaft hat mich sehr gut aufgenommen und mir die Umstellung nach zehn Jahren Hannover leicht gemacht. Zumal mir Potsdam mit seinem vielen Grün und Wasser sehr gefällt.“ Vor wenigen Tagen bezog er eine kleine Wohnung im City-Quartier am Potsdamer Hauptbahnhof. „Die meisten Sachen sind schon eingeräumt - langsam wird es wohnlich“, erzählt der Kicker.

Der jetzt aber erst einmal für eine Woche in seine alte Heimat Niedersachsen führt – mit den Nulldreiern ins Trainingslager nach Wesendorf im Landkreis Giffhorn. „Da wollen wir uns den Feinschliff für die Saison holen“, meint Hendrik Hahne, der „irgendwann noch mal in der Bundesliga spielen will“, wie er selbst sagt. Jetzt wolle er sich aber erst einmal in Babelsberg durchsetzen und vernünftige Leistungen bringen, erklärt er. „Ich kenne die 3. Liga zwar bisher nicht, denke aber, dass wir – wenn alles optimal läuft – einen ordentlichen Mittelfeldplatz schaffen könnten. Primärziel ist aber natürlich der Klassenerhalt.“

Auf das Testspiel mit Nulldrei am kommenden Montag beim Niedersachsen-Oberligisten VfV Borussia 06 Hildesheim freut er sich besonders. „Dort habe ich drei Jahre in der Jugend gespielt, ehe ich zu Hannover 96 wechselte“, blickt Hendrik Hahne zurück. „Dort hat mich zunächst auch mein Vater Manfred trainiert, wie schon in meinen Anfangsjahren beim Dinger SC.“ Mit seinem Vater tauscht er sich auch heute noch telefonisch viel über den Fußball aus. „Während meiner Zeit in Hannover war er bei fast jedem Heimspiel dabei, und wenn ich jetzt in Babelsberg spiele, wollen er und meine Mutter Sabine auch so oft wie möglich kommen. Beide unterstützen mich von Anfang an bei meiner sportlichen Leidenschaft.“

Dass Nulldrei zum Saisonauftakt den FC Bayern München II empfängt, empfindet Hendrik Hahne nicht als Nachteil – im Gegenteil. „Zu Beginn gegen zweite Mannschaften zu spielen ist nicht schlecht, weil bei denen oft viele A-Jugendliche neu dazu gekommen sind und die Profis meist erst später ins Training einsteigen, so dass sich die Truppe erst finden muss“, meint er aus eigener Erfahrung in Hannover. „Das frühe Aufeinandertreffen mit den Bayern muss deshalb kein Nachteil sein.“ Ebenso wenig wie seine eher schmächtig erscheinende Gestalt. Hendrik Hahne will schon gegen die von Hermann Gerland trainierten Bayern-Jungprofis allen zeigen, dass er alles andere als ein zu leichtes „Chicken“ ist.

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