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Landeshauptstadt: Chinatown am Schragen

Sommercamper präsentierten Ideen / Pro Potsdam plant Architektur-Stipendium

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In einer halben Stunde entstehen ganze Stadtteile: Genau 30 Minuten haben die Studenten-Teams des Architektur-Sommercamps Zeit, ihre Ideal-Quartiere der Jury vorzustellen. Jeden, der überzieht, bringt Organisator Carsten Hagenau mit seiner piependen Stoppuhr zum Schweigen. Und so wachsen am Bornstedter Feld im Zeitraffer enge Gassen, Plätze und verwinkelte Häuser – „Chinatown“ mitten in Potsdam. Von oben sieht es aus wie ein Puzzle aus bunten Dächern.

„Wir wollten die Tradition weiterführen“, erklärt Johanna Horn. In Potsdam gebe es bereits ein russisches und ein Holländisches Viertel und viele Gebäude in italienischem Stil. Ein chinesisches Wohngebiet am Schragen sei da naheliegend – zumal nebenan das chinesische Handelszentrum entstehen soll, so die 27-jährige Fachhochschul-Studentin aus Potsdam. Zusammen mit ihrem Kommilitonen Daniel Richter und den beiden US-amerikanischen Studenten Cynthia Paredes und Matthew Casamassina hat sie das Viertel nach asiatischem Vorbild entworfen. Die vier waren eins von fünf Teams, die im 2. Sommercamp „städtebauliche Strategien für Familien-Wohnen“ in den Arealen am Schragen und am Schäferfeld entwickeln sollten – mit Hilfe von fünf Architekten, darunter FH-Professor Karl-Heinz Winkens und Sigismund Sliwinski. Zwölf Tage haben 17 Potsdamer und sechs Studenten vom New York Institute of Technologie im Jugendclub 18 am Stern daran gearbeitet.

Gestern nun präsentierten sie im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte den neun Juroren ihre Entwürfe. Unter ihnen saß neben Potsdamer und Berliner Architekten auch Pro Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius. Und der glaubt, dass „Chinatown“ sogar eine „hohe Realisierungschance“ hat. Auch wenn die Pläne der Studenten eigentlich nur „Visionen“ sind, wie Hagenau betont. Aber es könnte ja sein, dass die Wohnungsbaugesellschaft Pro Potsdam „einige Ideen aufnimmt“. Die der Teilnehmer des 1. Sommercamps scheinen jedoch in der Schublade verschwunden zu sein. Auf dem Gebiet, das sie entwickeln sollten, siedelt sich voraussichtlich ein Baumarkt an.

Egal wie – spannend sei das Camp auf jeden Fall gewesen, findet Johanna Horn. Mit Leuten zusammen zu arbeiten, die sie gar nicht kannte, sei ihr neu gewesen. Nun weiß sie nicht nur, dass deutsche und amerikanische Vorstellungen vom Wohnen sich „gar nicht so sehr unterscheiden“, sondern auch, dass nicht alle Amerikaner dick sind. Denn vor deren Ankunft hatte sie sich die New Yorker Teilnehmer „viel beleibter“ vorgestellt. Künftig wird Johanna Horn wohl öfter gemeinsam mit Studenten aus anderen Kulturkreisen arbeiten und lernen können: Pro Potsdam will laut Müller-Zinsius ein Stipendium auflegen. Nach dem 3. Sommercamp 2007 sollen ein bis zwei ausländische Teilnehmer in der Landeshauptstadt bleiben, um an der FH zu studieren.

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