
© Andreas Klaer
Von Michael Meyer: Cindy musste in den Sack
Dirk Grünberg aus Rehbrücke wurde in Oberwiesenthal wieder Weltmeister im Hundeschlittensport
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Cindy hätte fast den WM-Titel vermasselt – deshalb musste sie zwischendurch in den Sack; in den Transportsack. Als Dirk Grünberg aus Rehbrücke am Sonntag in Oberwiesenthal seinem zweiten Weltmeisterschafts-Gold im Hundeschlittensport entgegenlief, bremste Husky-Hündin Cindy auf der ersten Bergab-Strecke nämlich. „Wir waren mit etwa 32 Stundenkilometern unterwegs, und das war ihr zu schnell. Ich musste sie deshalb ausspannen und erst einmal im Sack verstauen. Als es ein paar Kilometer weiter wieder bergauf ging, wollte sie aber unbedingt wieder mitrennen. Ich habe sie wieder eingespannt, und die restliche Strecke ist sie ohne Probleme mitgelaufen. Die 29 Stundenkilometer, die wir dann immer drauf hatten, fand sie okay“, erzählte Grünberg gestern nach seiner Rückkehr aus dem Erzgebirge.
Hinter dem 42-Jährigen, der am Sonntag seinen 2008 erkämpften WM-Titel in der Sechser-Gespann-Klasse D2-1 erfolgreich verteidigen konnte, liegen drei aufregende Tage bergauf, bergab. Da das wärmere Wetter auch im Erzgebirge den Schnee zum Schmelzen brachte, wurde die WM-Strecke von 40 auf 36 Kilometer verkürzt. „In tieferen Regionen guckte schon die Erde aus dem Schnee. Der Boden war ziemlich weich und kam mir überhaupt nicht entgegen“, erinnerte sich Grünberg. So kam er am Freitag mit 1:58:00 Stunde auch nur auf die viertbeste Zeit. Außerdem verletzte sich Carlos, der einzige Rüde im Gespann des Rehbrückers, schon nach etwa drei Kilometern im Tiefschnee leicht, „so dass er ab Samstag pausierte und die Mädchen allein rennen mussten“, so Grünberg. Die „Mädchen“ – das waren Cora und Cally, Berta, Dolly und eben Cindy. Die fünf Siberian Huskys waren im zweiten Rennen „auf nun gefrorenem und mit Neuschnee bedecktem Trail“, so der Titelverteidiger, aber derart schnell, dass sie mit 1:31:16 h gegenüber der weiter mit sechs Hunden starteten Konkurrenz einen Zwei-Minuten-Vorsprung herausfuhren. „Da haben wir die WM gewonnen“, meint Grünberg.
Daher kostete ihm am Sonntag die anfangs schwächelnde Cindy auf dem vom Regen etwas aufgeweichten Kurs auch nicht den Titel. Jede Minute startete ein Schlitten; Grünberg als Erster vor dem auf Platz zwei liegenden Thüringer Ralf Neubauer. „Zunächst dachte ich, als ich Cindy rausnehmen musste: Jetzt ist der Titel weg. Aber auch nachdem ich sie wieder eingespannt hatte, war mein Verfolger noch nicht zu sehen. Da wusste ich: Es kann doch noch klappen.“ Erst im Zielbereich holte der Thüringer den Brandenburger ein, „aber da konnte er mir ja nicht mehr gefährlich werden. Deshalb nahm ich es locker und bin Seite an Seite mit ihm durchs Ziel gefahren“, so Grünberg. Am Ende gewann er mit einer Gesamtfahrzeit von 5:05:17 Stunden vor Neubauer (5:06:18), Janine Eichmann aus der Schweiz (5:11:15) und der letztjährigen WM-Zweiten Nina Filander aus Schweden (5:18:00).
Vielleicht reicht es für Filander bei der nächsten WM wieder zu Edelmetall – Dirk Grünberg will es ihr dann nicht mehr streitig machen. Der große Siegerpokal 2010 soll noch einen besonderen Ehrenplatz bei seinen Eltern in Rehbrücke erhalten, da deren Vitrine mit den zuvor gewonnen Trophäen bereits voll ist. Weitere werden wohl nicht mehr folgen, denn Grünwald hat sich in Oberwiesenthal vom internationalen Hundeschlittensport verabschiedet. „Das soll es jetzt sein“, bekräftigte am Montag der Vater einer dreijährigen Tochter, der sein Geld mit der eigenen Hundeschule am Güterfelder Eck und einer Hundepension verdient und künftig mehr Zeit für seine Familie haben möchte. Bei einem Wagenrennen seines Heimatvereins, des Trail Clubs Brandenburg, in knapp zwei Wochen in Frauensee südlich Königs Wusterhausens will er letztmals antreten. „Dann“, sagt er, „werde ich andere Hunde einspannen. Die vom Wochenende können sich ausruhen.“ Auch Cindy.
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