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Landeshauptstadt: Clinch am Rathaus

Tierheim-Demo: Müller steht Rede und Antwort

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Innenstadt - Beigeordnete Elona Müller stellte sich Samstagnachmittag dem Protest von rund zweihundert Demonstranten, die wegen der drohenden Schließung des Tierheimes auf die Straße gegangen waren. Flankiert vom SPD-Stadtverordneten Wolfhart Kirsch, der Vorsitzenden des Tierheimbeirats Hannelore Knoblich und Amtstierärztin Renate Lehmann verteidigte sie den Verwaltungsantrag, der den Stadtverordneten am Mittwoch zur Beschlussfassung vorliegt. „Die „Stadt hat sich vom Tierheim nicht verabschiedet“, rief Müller durch das Megaphon, erntete jedoch Gelächter und Protestrufe. Zuvor hatten die Demonstranten der Beigeordneten bereits DIN-A4-große rote Karten gezeigt und skandiert: „Das Tierheim bleibt!“.

Müller erläuterte, dass die Stadt einen Neubau plane und dafür eine europaweite Ausschreibung vorbereite. Der bisherige Betreiber, der Tierschutzverein Potsdam und Umgebung, könne sich an der Ausschreibung um Betrieb und Neubau beteiligen. Die Beigeordnete sparte nicht mit Kritik am Tierschutzverein. Er habe weder ein Finanzierungs- noch ein Betreiberkonzept vorgelegt, das jetzige Tierheim arbeite mit jährlich 35 000 Euro Defizit und die Situation bei der Unterbringung der Tiere sei „nicht befriedigend.“ Tierheim-Beiratsvorsitzende Knoblich äußerte Unverständnis, weil Vereinsvorsitzender Niklas Wanke den vorgesehenen Neubau-Standort in Eiche zunächst akzeptiert und einen Tag später als „nicht akzeptabel“ bezeichnet habe. Linke-Stadtverordnete Hella Drohla brach eine Lanze für den jetzigen Tierheim-Betreiber. Er habe viele Verbesserungen erreicht, zum Beispiel eine Quarantänestation geschaffen und die zu kleinen Käfige vergrößert. Die Linke will per Dringlichkeitsantrag am Mittwoch die Verwaltung stoppen. „Zusammen mit der Anderen verfügen wir jedoch nur über 21 Stimmen“ bedauerte der Stadtverordnete Herbert Schlomm. „Wir sind völlig überrascht worden von den Plänen der Verwaltung, denn den Neubau haben wir für beschlossen gehalten.“

Wie berichtet, will die Stadt dem Tierschutzverein zum 1. Januar 2008 kündigen und die Tiere im „Pfötchenhotel“ Beelitz unterbringen. Nur Aufnahme und Erstversorgung der Tiere sollen in Potsdam stattfinden. Tierschützer fürchten, dass bei diesem Vorgehen insbesondere in der Urlaubszeit eine große Zahl von Tieren ausgesetzt wird. Erich und Anita Grunewald aus Eiche, Teilnehmer an der Demonstration, finden das „Gezerre und Affentheater“ für die Stadt Potsdam beschämend. „Wir kennen das Pfötchenhotel in Beelitz, das ist eine Viersterneherberge“. Außerdem sei es viel zu weit weg. Erich Grunewald erinnert an andere Seiten eines Tierheimes, zum Beispiel an die Interessengemeinschaft von Menschen, die sich selbst kein Tier leisten können und die im Tierheim ehrenamtlich mitarbeiten. Der Tierschutzverein will am Mittwoch um 13 Uhr seinen Protest vor dem Rathaus fortsetzen, um eine Stadtverordnetenmehrheit gegen den Verwaltungsantrag zu gewinnen. Günter Schenke

Günter Schenke

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