Landeshauptstadt: Clooney kommt nicht
Riva-Liebhaber treffen sich in Potsdam und präsentieren die historischen Boote
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Sie fahren nicht einfach nur die Havel entlang, sie transportieren Lebensgefühl. Per Knopfdruck startet Thomas Peschke den Motor, dem seine 250 Pferdestärken anzuhören sind. Ein dumpfes Grummeln zieht über den Griebnitzsee, Ziel ist der Yachthafen in Potsdam-West. Thomas Peschke hat die kürzeste Anreise zum alljährlichen Treffen der Riva-Bootfreunde. Etwa 25 Besitzer dieser klassischen historischen Boote haben sich für dieses Wochenende für die Riva-Classics 2009 angemeldet, Thomas Peschke gehört zu ihnen.
Mehr als eine Stunde hat er am Morgen sein Boot vorbereitet, jetzt schillert der polierte Lack auf dem Mahagoni-Holz in der Sonne. Die Chrom-Teile glänzen, jedes Detail der Riva Baujahr 1968 ist ein Original. Seine Schuhe hat Thomas Peschke ausgezogen, damit eventuell in der Sohle hängende Steinchen den Lack nicht zerkratzen. Eindringendes Wasser könnte sonst das wertvolle Holz aufquellen lassen. Solche Reparaturen wären teuer. Das jetzige Modell Riva Ariston hat er erst vor wenigen Wochen gekauft. 804 Stück sind davon weltweit unter die Liebhaber gebracht worden, der Preis liegt inzwischen, je nach Zustand des Bootes, zwischen 50 000 und 200 000 Euro. Gebaut hat sie Carlo Riva. Thomas Peschke kennt die Geschichte der insgesamt 4000 produzierten Boote, deren Manufaktur in Sarnico am Lago d’Iseo im Norden Italiens war. Und ist. Zwar werden die Boote heute nicht mehr von Carlo Riva gebaut und sind auch nicht mehr aus Holz, doch immer noch werden Luxusyachten unter dem Label Riva vertrieben.
Für die Fans der Holzboote ist das allerdings nicht die Riva-Welt von einst. Die Boote aus Mahagoni-Holz verkörpern italienische Eleganz der 1950er und 1960er Jahre, Stars wie Sophia Loren und Sean Connery steuerten sie über den Gardasee. Riva-Boote – der Rolls Royce auf dem Wasser. Es war die Zeit, als Brigitte Bardot sich auf den Holzplanken räkelte und Gunter Sachs sein Image als Playboy pflegte. Einen spektakulären Gastauftritt hatte eine Riva im Film „Ocean’s Twelve“ mit Brad Pitt und George Clooney, dem der Besitz eines solchen Klassikers nachgesagt wird. Ein Gerücht. Fest steht allerdings, Clooney kommt nicht zur Riva- Classics nach Potsdam. Dafür haben Andere bereits ihre Boote am Yachthafen festgemacht. Selbst Rivas aus den Niederlanden schaukeln vertäut auf dem Havelwasser. Sie sind zum zweiten Mal mit ihrem Boot in Potsdam, sagen die Besitzer. Bereits 2002, als ein Riva-Treffen des seit zehn Jahren in Deutschland bestehenden Riva-Klubs in Berlin stattgefunden hat, waren sie hier. Das Boot selbst wurde per Trailer nach Potsdam transportiert. Auf dem Wasserweg hätte das zu lange gedauert. Thomas Peschke kennt die Strapazen einer langen Anreise. Nur in diesem Jahr hat er einen kurzen Anfahrtsweg.
Langsam schwimmt das edle Holz über die grün blühende Havel. Normalerweise kein Revier für ein Boot mit so einem Motor. Neun bis zwölf Stundenkilometer dürfen sie auf der Havel fahren, am Samstag haben sie allerdings für eine Stunde die Erlaubnis, die Motoren dröhnen zu lassen. Dann werden sie wie bei einer Oldtimerrallye im Korso fahren und das Revier erkunden. Eine Sieben-Seen-Rundfahrt ist am Freitag geplant, eine Fahrt nach Caputh und weiter auf den Glindower See – zum Badestopp. Für Thomas Peschke, der seit neun Jahren in Potsdam lebt, ist die Riva ein Gebrauchsgegenstand. Lange Touren sind allerdings nur schwer möglich. Keine Toilette, keine Koje. Egal, es ist das italienische Lebensgefühl, das ihn begeistert. Jan Brunzlow
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