Von Heike Kampe: Clowns, Jongleure, Akrobaten
Die Kinder an der Rosa-Luxemburg-Grundschule tauchen in dieser Woche in die Zirkuswelt ein und proben für die erste eigene Vorstellung in der Manege von „Rosalino“
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Am Montagmorgen stand es da, das große rote Zirkuszelt, mitten auf dem Sportplatz. Auch die weißen, mit Blumentöpfen geschmückten Wohnwagen der Zirkusleute, das Gehege mit den sieben Ziegen, den Taubenschlag und das schwarze und das weiße Pony haben die Kinder an diesem Morgen staunend betrachtet. Denn für eine Woche verwandelt sich die Rosa-Luxemburg-Grundschule in Potsdam in eine Zirkuswelt für Kinder.
Der „1. Ostdeutsche Projektcircus Andre Sperlich“ macht es möglich. „Das Besondere ist, dass wir den Zirkus an die Schule bringen“, erklärt Manuel Sperlich, der wie seine anderen neun Zirkuskollegen schon von Kindesbeinen an Zirkusluft schnuppert. Seit fünf Jahren arbeitet der Zirkus mit Kindern zusammen und zieht von Schule zu Schule. In dieser Woche trägt er den Namen „Rosalino“, den haben sich die Schulkinder ausgedacht.
Im Zirkuszelt wird schon fleißig trainiert, denn in zwei Tagen soll es die erste Vorstellung geben. Von der Decke hängen zwei Trapeze. Trainerin Jenny Slepitschka steht vor einer Reihe von acht Kindern, die ihre Gesichter erwartungsvoll auf die Geräte gerichtet haben. „Das Ziel ist es, eine komplette Trapezdarbietung mit verschiedenen Posen und Figuren aufzuführen“, so Jenny Slepitschka. Die ersten beiden Kinder werden an die Trapeze gehoben. In den nächsten Stunden wird ihnen Jenny Slepitschka zeigen, wie die Posen „Engel“, „Fledermaus“ oder „Brücke“ aussehen. Die elfjährige Alina macht einen professionellen Spagat am Trapez, man sieht ihr an, dass sie seit acht Jahren Rhythmische Sportgymnastik betreibt. „Allez hopp“, ruft Jenny Slepitschka, die Kinder reißen die Arme in die Luft und verbeugen sich tief – das gehört natürlich auch zur Vorstellung.
Unterdessen hat sich hinter dem Zirkuszelt ein Grüppchen Kinder um die beiden Ponys Carino und Prinz versammelt. Jedes Tier wird von vier Kindern ausgiebig gebürstet und gestriegelt. Anna und Kevin flechten Zöpfe in die Mähnen, denn ein Zirkuspony muss schön aussehen. „Auf den Auftritt freue ich mich am meisten“, verrät die achtjährige Lisianne. Nachdem die Fellpflege der Ponys abgeschlossen ist, dürfen die Kinder die Ziegen ausführen. Jede Ziege bekommt eine Leine um den Hals. Stürmisch drücken die braun, schwarz und weiß gescheckten Tiere gegen die Tür des Gatters und ziehen an den Leinen, die die Kinder halten. Das Schulgelände wird nun erobert, die Sträucher am Rand des Sportplatzes scheinen besonders leckere Blätter zu haben.
„Dass sich die Kinder neu erleben lernen, auch in Disziplinen, die sie vorher nicht kannten“ – darauf freut sich Schulleiterin Sabine Hummel ganz besonders. Die Gruppen sind altersgemischt, wer in welcher Disziplin teilnehmen darf, wurde vorher im Losverfahren entschieden. So kommen Kinder miteinander in Kontakt, die sich vorher nicht näher kannten. „Das fördert den Zusammenhalt der gesamten Schule“, so Sabine Hummel.
Nicht nur im Zirkuszelt wird trainiert, balanciert und an der Aufführung gefeilt. In den Klassenräumen im Erdgeschoss haben sich die zukünftigen Clowns und Jongleure versammelt. Manuel Sperlich übt die Sketche mit den Kindern ein. Es sind noch keine roten Kullernasen und bunt karierten Hosen zu sehen, aber gelacht wird trotzdem. Den Clownsgruß haben die Kinder jedenfalls schon drauf: Momo und Pauli schütteln einander nicht die Hände, sondern die Fersen zur Begrüßung.
In ihrer Zirkuswoche sehen die Kinder, dass „Zirkus nicht nur Glanz und Glamour ist, sondern auch harte Arbeit dahinter steckt“, erklärt Manuel Sperlich. Die konzentrierte Stimmung in der Sporthalle, in der Trainer Patrick Sperlich den Kindern Akrobatik beibringt, fühlt sich tatsächlich nach Anstrengung und Training an. Viel Körperspannung und Konzentration ist nötig, um Pyramiden zu bilden. „Nie die Luft anhalten!“, sagt Patrick Sperlich, als die zierliche Hanna an den Füßen emporgehoben wird, während sich ihre Hände auf den Schultern des Vordermannes abstützen. Gemeinsam bilden die Kinder die Pyramide „Brandenburger Tor“. Trotz der Anstrengung: den Spaß am Zirkustraining sieht man den Kindern auch hier an. Das Bauchkribbeln und die Vorfreude, in wenigen Tagen Stars in der Manege zu sein, stehen ihnen ins Gesicht geschrieben.
Die Vorstellungen in der Rosa-Luxemburg-Grundschule finden am Mittwoch 17 Uhr, am Donnerstag 15 und 18 Uhr und am Freitag 17 Uhr statt.
Heike Kampe
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