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Landeshauptstadt: Club Maritim in Nöten

Stadt erließ Abrissverfügung für Steganlage in der Neustädtischen Havelbucht

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Ginge es nach der Stadtverwaltung, wäre der Steg des Clubs Maritim aus der Neustädtischen Havelbucht verschwunden. Die Untere Wasserbehörde hatte Betreiber Arno Schweitzer durch eine Ordnungsverfügung aufgefordert, ihn bis zum 30. Juni abzubauen. Der setzt sich dagegen mit anwaltlicher Hilfe zur Wehr. Laut Stadtverwaltung ist die Anlage ohne Genehmigung errichtet worden und belastet die Umwelt. Sie besitze eine negative Vorbildwirkung für andere Interessenten, ungenehmigt Stege anzulegen.

Diese Argumente kann Schweitzer nicht nachvollziehen. Der Standort sei 1998 vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt genehmigt worden. Dies habe das Amtsgericht bestätigt, als die Stadt 2002 ein Verfahren anstrengte. Auch eine Gewerbegenehmigung für den Clubbetrieb liege vor; sie sei erst vor wenigen Monaten, nachdem Schweitzer aus der ebenfalls von ihm betriebenen Gaststätte „Seerose“ ausgestiegen war, in modifizierter Form erneuert worden.

Die Stadt sieht dies anders, denn in einem zweiten Verfahren hatten ihr die Richter 2004 zugestanden, dass sie den Steg nicht dulden muss. Danach passierte zweieinhalb Jahre lang gar nichts. Erst eine Geländebegehung im September 2006, als Schweitzer die von ihm gepachtete Gaststätte „Seerose“ aufgegeben hatte, brachte den Stein neu ins Rollen. Im April flatterte dann die Abrissverfügung für den Steg ins Haus.

Seit 1999 herrschte zwischen der Stadtverwaltung und Schweitzer Funkstille, erst vor kurzem kam es wieder zu einem Gespräch. „Darin ging es aber nur um den Abriss, nicht um eine beiden Seiten gerecht werdende Lösung“, beklagt Arno Schweitzer, der ein halbes Jahrhundert in der Binnenschifffahrt tätig ist und 28 Jahre lang Chef der Potsdamer Weißen Flotte war. Für ihn bestätige dies erneut, dass die Verwaltung ohne Einbeziehung der Betroffenen selbstherrlich und oft gegen den Willen der Bürger entscheidet. Die Untere Wasserbehörde kann allerdings darauf verweisen, dass sie die Versetzung des Stegs nach rechts als Option genannt hat. „Darauf wäre ich trotz der erheblichen Kosten vielleicht eingegangen“, räumt Arno Schweitzer ein, „doch nicht, wenn der Vertrag für den veränderten Standort wie vorgesehen auf ein Jahr begrenzt wird“.

Manchmal glaube er, der neue Betreiber der „Seerose“ wolle den Club Maritim aus dem Umfeld der Gaststätte verdrängen. An der Neustädtischen Havelbucht hätten aber beide Einrichtungen Platz. Am Club Maritim können Wasserwanderer anlegen, er biete Gesellschaftsfahrten auf der Yacht „Prinz von Preußen“ an und sei Liegeplatz für die vor 130 Jahren gebaute „Banshee“ , die älteste Dampfyacht der Welt, sowie für einen historischen Schlepper, der derzeit zum Clubschiff ausgebaut wird. Solche Attraktionen passten genau in die Bucht, die zum einem Stadthafen für Wassertourismus ausgebaut werden sollte. Dafür liege sogar ein Konzept vor, das aber wohl in einer Schublade der Stadtverwaltung verschwunden sei.

Noch besteht die Steganlage, doch für den Club Maritim würde der Vollzug der Ordnungsverfügung das Ende bedeuten. Der Abriss soll rund 5000 Euro kosten, die Einlagerung der Teile eine monatliche Mietbelastung von 500 Euro mit sich bringen. „Diese Summen können wir nicht schultern“, stellt Schweitzer klar.

Erhart Hohenstein

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