
© Andreas Klaer
Von Viktoria Schiller: Cola-Königin für 24 Stunden
Sarah Weidner, Gymnasiastin aus Potsdam, hat sich beim bundesweiten Ausscheid „Chef für einen Tag“ unter Tausenden durchgesetzt
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Sarah Weidner folgt einer ehrgeizigen Lebensphilosophie: „Wenn du das tust, was alle tun, dann bekommst du auch nur das, was alle bekommen.“ – Das reicht Sarah nicht. Sie will mehr und bekommt auch mehr. Wie ein Beweis ihres Lebensmottos wirkt, was ihr im September gelang: Sie gewann den bundesweiten Wettbewerb „Chef für einen Tag“. Nicht weniger als 6600 Konkurrenten hatten das gleiche Ziel: Einen Tag lang auf dem Chefsessel von Coca-Cola Platz zu nehmen. Am Ende aber lag die 20-jährige Abiturientin des Schiller-Gymnasiums vorn.
Um im Dezember einen Tag lang Personalchefin der Coca-Cola GmbH in Berlin zu sein, nahm Sarah viele Hürden. „Am Anfang stand ein Online-Test, mit dem ein psychologisches Persönlichkeitsprofil erstellt wurde“, erklärt sie. Kein Problem für Sarah – sie belegt Psychologie im Leistungskurs.
Mit ihren Mitschülern vom Wirtschaftskurs ging es dann zum Casting-Wochenende in Frankfurt am Main. Noch 180 Bewerber waren im Rennen. „Der Sprachintelligenztest am Samstag hatte es in sich“, erinnert sich Sarah. Am Ende des ersten Tages gab es ein Galadinner. „Da war alles ganz nobel gehalten“, wie Sarah erklärt. Dresscode: Abendkleid. Man übte sich im Small Talk. Keine Zeit auszuruhen, das Dinner gehörte zum Auswahlverfahren.
Ihre Führungsqualitäten stellten die Bewerber im Business-Planspiel unter Beweis. Es galt, eine fiktive Firma auf den „Bonobo Islands“ auf Trab zu bringen. Schließlich unterhielt sich Sarah mit zwei Headhuntern - zu deutsch „Kopfjäger“, die auf der Suche nach Topmanagern sind. Die Experten hätten sich vor allem für ihr Auslandsjahr in Argentinien interessiert. Und damit hatte Sarah kein Problem: „Ich mein, ich kenn ja meinen Lebenslauf“, sagt sie augenzwinkernd. Souverän ging“s durch alle Runden, „erst bei der Preisverleihung haben mir die Knie geschlottert“, gesteht sie.
Fragt man die 20-Jährige nach ihren Stärken, kommt die Antwort prompt – oft genug hat sie auf diese Frage geantwortet. Zielstrebig sei sie und „leicht perfektionistisch angehaucht“. Auch von einem guten Manager hat Sarah klare Vorstellungen: „Man sollte sich durchsetzen können, aber auch eigene Fehler eingestehen. Und manchmal muss man auch ein bisschen Härte und Konsequenz an den Tag legen“, ist sie sich sicher.
Auch an Ausdauer und Disziplin scheint es Sarah nicht zu mangeln. Seit 13 Jahren trainiert sie Taekwondo und trägt zwei schwarze Gürtel. Und auch für ihre Zukunft hat sie sich einiges vorgenommen. „Am liebsten würde ich Wirtschaftspsychologie in Köln studieren“, sagt die Abiturientin. Aber dort koste das Studium 600 Euro pro Monat und „mit einem Schuldenberg beim Start ins Berufsleben“ wolle sie sich nicht anfreunden. Ein Lichtblick: Mit einem Notendurchschnitt von 1,0 hat sie realistische Chancen auf ein Stipendium.
Bei allem Ehrgeiz hat Sarah jedoch eines fest im Blick: „Mein Ziel ist es, zwischen Beruf und Familie die Balance zu halten. Ich will keine krasse Karrierefrau werden.“
Von ihrem Chefsessel-Tag am 3. Dezember erhofft sich die Schülerin, den Machern von Coca-Cola „über die Schultern schauen zu können“, ihren Arbeitsalltag hautnah mitzuerleben. Zum leidenschaftlichen Cola-Trinker werde sie der Tag aber nicht machen. „Ich trink eigentlich lieber Selters.“
Viktoria Schiller
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