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Landeshauptstadt: Combino kriegt Schallschürze Neue Messungen: Lärmimmission ist geringer als bei der Tatra-Bahn

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Von Günter Schenke Messungen in der Puschkinallee haben ergeben: Die Combino-Straßenbahnen sind leiser als die alten Tatras. Diese überraschende Mitteilung machte der Technik-Chef der Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH (ViP), Bernd Taenzer, Dienstagabend im Bauausschuss. Ein universitäres Gutachten bescheinigt den Combinos, dass deren Lärmpegel dreißig Prozent unter den gesetzlichen Grenzwerten liegt. Die Tatra-Bahnen liegen nur zwanzig Prozent darunter. Trotz dieser objektiven Tatsachen hält sich die Meinung, dass die 16 bisher in Betrieb befindlichen Niederflurbahnen viel lauter rumpeln und krachen als das bei den herkömmlichen Fahrzeugen der Fall ist. Die CDU-Stadtfraktion beantragte daher: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, darauf hinzuwirken, dass die Mängel der Combino-Straßenbahnen mit dem Ziel untersucht werden, inwieweit sie abgestellt werden können und wie weit die Probleme mit der Bahn bei weiteren Neuanschaffungen berücksichtigt werden müssen.“ Doch Taenzer machte in einem brillanten Vortrag klar, dass es keinen Mangel, das heißt eine Abweichung vom vertraglich vereinbarten Zustand, gibt. Was in Bezug auf das Betriebsgeräusch vertraglich vereinbart war, bleibt ein wenig offen. Auf jeden Fall müssen sich die Combinos innerhalb der gesetzlichen Grenzwerte bewegen. Bei einer Geschwindigkeit von 40 Kilometern in der Stunde beträgt der Schallpegel 70 Dezibel, bei 60 Stundenkilometern sind es fünf Dezibel mehr. Bei den Verhandlungen mit dem Hersteller wollte die ViP eine noch geringerere Geräuschentwicklung erreichen, räumte Taenzer ein. Allerdings hätten sich diese Forderungen als „unreal“ erwiesen. Daher gebe es bei den Neuanschaffungen auch keine gravierenden Änderungen. Die Stadt werde die restlichen Combinos kaufen, wobei damit zu rechnen sei, dass die neuen Bahnen auf einem höheren technischen Stand sind als die bisherigen. Eine Verbesserung werden sowohl die bereits gelieferten als auch die noch ausstehenden Straßenbahnzüge auf jeden Fall erhalten: Sie kriegen so genannte Schallschürzen. Wie diese aussehen, kann Taenzer nicht beschreiben. „Sie werden erst entwickelt“, sagt er und fügt hinzu, dass die unteren Bleche noch tiefer herunter gezogen würden. Das werde einen Teil des Schalls absorbieren. An der Nachrüstung der bereits laufenden Bahnen wolle sich die Firma Siemens finanziell beteiligen, informierte Taenzer. Im Sitzungszimmer des Ausschusses war das Corpus Delicti, eine verkleinerte Ausführung zweier Radachsen auf Schienen, aufgebaut. Die Geräuschentwicklung, das lässt sich leicht zeigen, ist in starkem Maße vom Gleisbett abhängig: Ein Rahmengleis wie zum Beispiel in der Charlottenstraße ist lauter als ein Schottergleis wie in der HeinrichMann-Allee. Dämmmatten, Schaumstoffe, elastischer Unterguss und anderes machen die Gleise leiser. Alle diese technischen Möglichkeiten werden in Potsdam angewandt. Zwischen Schiene und Rad werden Ratter- und Quietschgeräusche erzeugt, die durch Schleifen der Schienen und Runddrehen der Radreifen alle 40000 Kilometer minimiert werden können. Aber eine Flüsterbahn entsteht damit nicht. „Sie werden auf der ganzen Welt keine Straßenbahn finden, die geräuschlos fährt“, so Taenzer.

Günter Schenke

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