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Landeshauptstadt: Combinos im Juli wieder in Betrieb?

Oberbürgermeister Jakobs: Gefahr für Fahrgäste muss ausgeschlossen sein / Zwei Reparatur-Varianten

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Oberbürgermeister Jakobs: Gefahr für Fahrgäste muss ausgeschlossen sein / Zwei Reparatur-Varianten Von Günter Schenke Die ersten Combino-Straßenbahnen könnten im Juli wieder fahren. Diese Möglichkeit gab Oberbürgermeister Jann Jakobs gestern in der Stadtverordnetenversammlung bekannt. Voraussetzung sei allerdings, dass der Hersteller Siemens Gefahren für die Fahrgäste in einer schriftlichen Freigabe der Bahnen ausschließe. Laut Jakobs habe Siemens eine kurzfristige und eine langfristige Lösung für die Probleme der aus dem Verkehr gezogenen Straßenbahnen angeboten. Bei der kurzfristigen Lösung würde der Hersteller die aufgetretenen Risse beseitigen und Verstärkungen in die Wagen einbauen. Ende Juni könnten diese Reparaturen abgeschlossen sein. Bei der langfristigen Lösung handelt es sich hingegen um eine vollständige „Sanierung“ der Bahnen, die in einem Werk in Krefeld erfolgt. Hierbei würden zusätzliche Dämpfer eingebaut und Gewichtsänderungen vorgenommen einschließlich der Verwendung neuer Bauteile – eine Prozedur, die mindestens ein Jahr dauern würde. Eine Sanierung aller 16 Potsdamer Combino-Bahnen erscheint auch wegen ihrer langen Laufleistung angebracht. Der älteste Combino ist bereits die sagenhafte Strecke von 385414 Kilometern, also fast die zehnfache Länge des Erdäquators, gelaufen. Diese Bahn weist Risse in den Aluminiumprofilen und in der Mittelkonsole auf. Die Schäden lassen sich teilweise nur mit Röntgenaufnahmen feststellen. Das jüngste Potsdamer Fahrzeug hat immerhin auch schon eine Laufleistung von 239674 Kilometern und ist ebenfalls schadhaft. Die Ursachen dieser Schadensbilder beruhen auf einem Konstruktionsfehler, wobei die im Fahrbetrieb auftretenden Lasten des neuen Fahrzeugtyps falsch kalkuliert und berechnet wurden. Welche praktische Lösung für Potsdam in Frage kommt, ist auch nach dem Bericht des Oberbürgermeisters nicht definitiv klar. Die Kontakte mit Siemens finden auf zwei Ebenen statt. Einmal auf den so genannten Anwendertreffen und zum anderen in bilateralen Gesprächen. In deren Ergebnis sei laut Jakobs alles drin, bis hin zur Beendigung des Vertrages. Letzteres würde bedeuten, dass sich Potsdam nach einem anderen Lieferanten für behindertengerechte Straßenbahnen umsehen müsste. Die Stadtverordneten wollen wissen, welcher Schaden der Stadt entstanden sei und ob Schadensersatzansprüche gegenüber dem Hersteller geltend gemacht werden. Jakobs korrigierte Medienberichte, nach denen der Stadt bereits ein Schaden in Höhe von 1,2 Millionen Euro entstanden sei. Es sei vielmehr so, dass die Stadtwerke vorsorglich eine „Rückstellung“ eines Betrages in dieser Größenordnung vorgenommen hätten. Ute Platzeck vom Bürgerbündnis beklagte, dass viele Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Rückruf der Combinos auf Kosten der Allgemeinheit gingen und forderte, dass selbst die Fahrkosten zu den Anwendertreffen von Siemens übernommen werden müssten. Beigeordneter Burkhard Exner versicherte, dass alle berechtigten Ansprüche der Stadt eingeklagt werden. Über die weitere Lösung des Combino-Problems werde der Aufsichtsrat unverzüglich informiert. Der Oberbürgermeister sicherte darüber hinaus zu, dass er im Hauptausschuss über die gefundene Lösungsvariante berichten werde.

Günter Schenke

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