Landeshauptstadt: Comedy im Baudenkmal
Martin-Max Zühlke hat aus der 100-jährigen Villa Feodora in Bornstedt einen Veranstaltungsort gemacht
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Es ist wohl eine der Geschichten, in denen ein Mensch in einem denkmalgeschützten Altbau seine Lebensaufgabe gefunden hat. Martin-Max Zühlke sitzt auf der Terrasse der Villa Feodora auf einer Ledercouch und isst Knacker mit Senf. Neben ihm sind alte Holzbalken aufgestapelt, auf denen eine gescheckte Katze in der Sonne döst.
„Hier war vorher Wald“, sagt Zühlke. Er meint den Garten hinter ihm. Als er das Haus 2006 der Evangelischen Kirche abkaufte, stand noch keine Bühne in der schattigen Gartenecke, waren noch keine Terrassenplatten vor dem Eingang verlegt, keine Hecken gepflanzt und kein Stellplatz gepflastert, sagt Zühlke. All das habe er in den vergangenen sechs Jahren selbst geschaffen – und er ist noch lange nicht fertig. Auch im Inneren der Villa, die im Jahre 1912 von einem Pfarrer als Heimstatt für die Bornstedter Straßenkinder erbaut wurde, hat Zühlke gearbeitet. Aus der Turnhalle, die bis 1999 von der nahe gelegenen Karl-Foerster-Schule genutzt wurde, hat er einen Veranstaltungssaal gemacht. Außerdem finden sich in dem Haus, das nach der Schwester der Kaiserin Auguste, Prinzessin Feodora, benannt ist, Büros seiner Veranstaltungsagentur „Hummi Events“und private Räume. In der Villa ist die Geschichtsträchtigkeit des Baus zu fühlen. Dem Besucher schlägt der kühle Geruch alten Holzes entgegen. Die Umbauarbeiten dauern bis heute an. Erst seit zwei Jahren führt Zühlke hier Veranstaltungen durch.
Nun prangt am Eingangstor ein Wappen. „Comedy-Villa Feodora“ steht darunter. Der Name soll an das Format aus dem Keller des Friedrichstadtpalastes in Berlin erinnern, dem „Quatsch Comedy Club“. „Daher kommt auch die Idee“, so Zühlke, „ich wollte etwas Besonderes zum 100-jährigen Jubiläum des Hauses machen. Die Menschen sollen sehen, was aus ihrer Turnhalle geworden ist.“ Die ursprüngliche Absicht, in der Villa Rockkonzerte zu veranstalten, ist an wenigen Besuchern und den Lärmschutzverordnungen der Stadt gescheitert. Ob sich die Comedy-Villa nun als Marke etablieren kann, wird sich zeigen. Das Haus liegt weitab des innerstädtischen Lebens und ist nur mit einer Straßenbahnlinie erreichbar. Zühlke ist dennoch zuversichtlich. Am heutigen Mittwoch beginnt der zweite Anlauf – „kulturelle Herbstoffensive“ scherzt er. Und im Ernst: „Das Konzept anspruchsvoller Kleinkunst passt einfach gut zum Standort. Die Leute loben den Charme des Hauses.“ Als Moderator für die Comedy hat er sich Andre Kaiser, bekannt aus dem „Quatsch Comedy Club“, ins Boot geholt. J. Keller
„Comedy-Villa Feodora“ heute ab 18 Uhr Dinner, ab 20 Uhr Comedy, der Eintritt kostet 25 Euro an der Abendkasse, mit Menü 45 Euro. Die Villa ist außerdem am Tag des offenen Denkmals am 9. September ab 11 Uhr geöffnet.
J. Keller
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