Landeshauptstadt: Comedy im Jugendheim
„Villa Feodora“ in Bornstedt feiert Jubiläum
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100 Jahre alt wird das frühere Gemeindehaus auf der Schulplatz-Insel in Bornstedt dieser Tage. „Villa Feodora“ oder auch „Comedy-Villa“ nennen die heutigen Bewohner und Betreiber das Haus, das am 18. März 1913 als „Jugendheim Prinzessin Feodora“ eingeweiht worden sein soll. Auf historischen Bauplänen vom Charlottenburger Architekten Adolf Zeller heißt es schlicht „Jugendheim in Bornstedt bei Potsdam“.
Seit 2006 nutzt Martin-Max Zühlke die Villa als Wohnung, als Firmensitz seiner Agentur sowie als Veranstaltungsort. „Kultur im Norden“ bietet er in der „Comedy-Villa“ erklärtermaßen an. Der umtriebige Manager hatte das zusehends verfallene Haus mit Unterstützung seiner Eltern von der Kirchengemeinde erworben und mit großem persönlichen Einsatz wieder bewohnbar gemacht.
Die Kirchengemeinde war seinerzeit froh, dass sie die Immobilie los war. „Wir konnten die immensen Investitions- und Betriebskosten nicht aufbringen“, erklärt Pfarrer Friedhelm Wizisla. Heute bedauert er diesen Schritt jedoch, denn die Gemeinde sei in den letzten Jahren um 500 Personen auf 1250 Mitglieder gewachsen. „36 Konfirmanden drängen sich in einem kleinen Raum; wir müssen in der Ribbeckstraße dringend anbauen.“ Entwürfe gebe es bereits.
In der Villa Feodora finden seit 2006 unter anderem Comedy-Veranstaltungen oder Volkssolidaritäts-Treffen statt. Geburtstage und Hochzeiten würden ausgerichtet und kulturell umrahmt, Bürgerveranstaltungen wie zum Ausbau der Potsdamer Straße hätten stattgefunden, erzählt Zühlke. Lob für sein Engagement kommt von Potsdams Kulturbeigeordneter Iris Jana Magdowski (CDU): Das privat betriebene Begegnungshaus könne sie nur begrüßen, „zumal es der Stadt keinen Pfennig kostet“.
Allerdings zeigten sich andere Ämter der Verwaltung wie die Bauaufsicht in der Vergangenheit weniger begeistert. So musste Zühlke unter anderem den „Rock in der Villa“ nach Eingreifen der Bauaufsicht aufgeben. In einem Wohngebiet sei eine solche Veranstaltung nicht genehmigungsfähig, hieß es. Nur noch Familienfeiern durften stattfinden. Zühlkes Plan, mit Einnahmen aus Veranstaltungen die Sanierung des Baudenkmals weiter voranzubringen, lässt sich offenbar schwer umsetzen. Er spricht von einer „wahnsinning schwierigen Sache, mit allen öffentlichen Ansprüchen eine Veranstaltung durchzuziehen“. Im großen Saal fänden maximal 70 Zuschauer Platz, das sei „nicht profitabel“. Eine Gastronomie-Nutzung des Gartens im Sommer sei zumindest in der Woche wegen des starken Verkehrslärms nicht möglich. Zühlke nennt die Zahl von 22 000 Fahrzeugen, die tagtäglich vorbeifahren.
Der Event-Manager macht nicht den Eindruck, als würde er seine Pläne aufgeben. Offenbar hat Zühlke nun mit Magdowski eine Fürsprecherin gewonnen. Die Beigeordnete hält sich zugute, private Initiativen zu stärken. Als Beispiel nennt sie das Theaterschiff an der Alten Fahrt: „Wenn ich nicht gewesen wäre, müsste es weg.“Günter Schenke
Günter Schenke
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