Landeshauptstadt: „D-Zug“ wird warm eingepackt
Sanierung an der Neuendorfer Straße / Keine spektakuläre Fassadenfarbe
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Am Stern – Zu kleinen Halden türmen sich derzeit in Folie eingeschnürte Pakete an den Häuserblocks zwischen Neuendorfer Straße und Pietschkerstraße. Paket-Inhalt: Dunkelgraue Wärmeverbundplatten aus leichtem Kunststoff. „Der Bau erhält rundum eine Dämmung“, erklärt Berko Dibowski vom Grundstücksunternehmen Semmelhaack. Auf den Gerüsten sind Arbeiter damit beschäftigt, die Platten zu befestigen, gewissermaßen die alte Platte mit neuen Platten warm einzupacken.
Der größte Teil der Bewohner hat vor Beginn der Bauarbeiten das Weite gesucht, der in den Wohnungen verbliebene Rest dürfte nach Abschluss der Sanierung unter den Bedingungen der alten Mietverträge plus Modernisierungsumlage zu relativ günstigen Konditionen wohnen. 384 Wohnungen lässt Semmelhaack hier bis zum Herbst sanieren. „Eine ganz normale Plattensanierung“, sagt Dibowski, kein exklusiver Komfort, sondern praktische Modernisierung: neben der Wärmedämmung neue Fenster und sanitäre Installationen überwiegend Zweizimmerwohnungen.
Semmelhaack kommt damit dem aktuellen Bedarf entgegen. Sechs Millionen Euro kostet dem Vernehmen nach das warme Einpacken und Sanieren der Plattenbauten. Bei schätzungsweise jährlichen Netto-Mieteinnahmen von 1,8 Millionen Euro eine finanziell leicht zu schulternde Baumaßnahme. Vor allem an Studierende, Singles und ältere Menschen ist bei der Bewohnerschaft gedacht.
„D-Zug“ haben die Stern-Bewohner den Gebäudekomplex einst wegen seiner eintönigen Länge getauft. Die Anlage gilt wegen ihrer Lage an der stark befahrenen Neuendorfer Straße zu Unrecht als wenig attraktiv; die Balkonseite zur Pietschkerstraße ist nämlich verhältnismäßig ruhig.
Eine noch ungeklärte Frage ist die Farbgebung der Häuserblocks. „Über das Farbkonzept haben wir noch nicht entschieden“, sagt Dibowski. Der Manager erinnert an die farbigen Semmelhaack-Fassaden an der Schopenhauerstraße, deren Gestaltung beim Fachbereich Stadterneuerung auf Zustimmung gestoßen sei.
Er fügt jedoch gleich hinzu: „Solche spektakulären Fassadenfarben wird es hier nicht geben.“ Und da es sich um eine „ganz normale Platte“ handelt, dürfte ein Anstrich mit hellen Erdfarben, der sich in das Aussehen der benachbarten Bauten einfügt, die wahrscheinlichste Variante sein. Der Vorbesitzer, die Gemeinnützige Wohn- und Baugesellschaft (Gewoba) unter dem Dach der Pro Potsdam GmbH, hatte noch 2005 eine poppige Gestaltung vorgesehen und dazu bereits einen volkstümlichen Wettbewerb ausgerufen.
Der „D-Zug“ gehört zu einem Paket von rund 800 Plattenbauwohnungen, welche die Firma Semmelhaack im vergangenen Jahr von ProPotsdam für 15 Millionen Euro erworben hat. Pro Potsdam habe verkauft, um Mittel für den Neubau von Wohnungen im Bornstedter Feld verfügbar zu haben, hieß es damals aus dem städtischen Unternehmen. Gewollter Nebeneffekt sei eine bessere Mischung des Wohnungsbestandes. Das kommunale Unternehmen halte es für ein zu hohes geschäftliches Risiko, fast ausschließlich Plattenbauten zu seinem Bestand zu zählen. Günter Schenke
Günter Schenke
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