Von Thomas Gantz: Da, wo andere nie hinkommen Volleyballerin Anika Zülow wirkt beim SC Potsdam längst identitätsstiftend
Einem Großteil der Hoffnungen und Erwartungen, die sich mit jedem Talent im Leistungssport verbinden, ist sie mit 20 Jahren bereits gerecht geworden: Anika Zülow zählt längst zu den stilprägenden Volleyballerinnen des SC Potsdam, der heute letztmals vor der Sommerpause in Aktion zu sehen sein wird. Der TuS Iserlohn hat die Visite in Potsdam vor sich (Spielbeginn 16 Uhr, Sporthalle Heinrich-Mann-Allee).
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Einem Großteil der Hoffnungen und Erwartungen, die sich mit jedem Talent im Leistungssport verbinden, ist sie mit 20 Jahren bereits gerecht geworden: Anika Zülow zählt längst zu den stilprägenden Volleyballerinnen des SC Potsdam, der heute letztmals vor der Sommerpause in Aktion zu sehen sein wird. Der TuS Iserlohn hat die Visite in Potsdam vor sich (Spielbeginn 16 Uhr, Sporthalle Heinrich-Mann-Allee). Hinterher wird gefeiert. Seit Tagen schon freut sich die Außenangreiferin auf den zweiten Teil des heutigen Tages, markiert er doch in gewissem Sinne einen Endpunkt.
Die Sympathieträgerin des hiesigen Volleyball-Bundesligisten, die seit 1995 für ihren Heimatverein am Ball ist, ist früh dort angekommen, wo so viele andere veranlagte Volleyballerinnen nie hinkommen – in der Gesellschaft der vierzehn spielstärksten Frauenvolleyball- Teams Deutschlands. Anika Zülow macht dieser Umstand stolz. „Es gab zwischendurch einmal eine Situation, in der ich aufhören wollte. Meine Eltern haben mir damals ins Gewissen geredet. Heute weiß ich es ihnen zu danken“, sagt sie.
Ihr Umgang mit dem künftigen Dasein als Erstligaspielerin, das wird im Gespräch schnell klar, lässt auf Routine und auch Reife schließen. Zweitliga-Meisterin war die gebürtige Potsdamerin schließlich schon mit 18. Damals verzichtete der SC Potsdam noch auf den Aufstieg in den Hochleistungsbereich des nationalen Volleyballs. Jetzt steht dieser Gang an. Anika Zülow, soviel steht fest, geht ihn mit. An Potsdam als Lebensmittelpunkt hatte sie sich ohnehin für die nähere Zukunft gebunden, als sie im vergangenen Herbst bei den ortsansässigen Stadtwerken eine Ausbildung zur Industriekauffrau begann.
Sportlich gesehen kann man Anika Zülows Wert für die gesamte SC-Volleyballabteilung nicht hoch genug einschätzen, zeigt ihr Beispiel doch, dass es allemal möglich ist, mit entsprechender Beharrlichkeit ganz oben anzukommen. Überdies trainiert die Potsdamerin mit großer Begeisterung den acht- bis zwölfjährigen SC-Nachwuchs und wirkt so im besten Sinne identitätsstiftend.
Für Volker Knedel, der ihren Werdegang während der letzten fünf Jahre als Trainer begleitet hat, ist die jeglicher Allüren Unverdächtige eine der Spielerinnen „auf die man immer setzen konnte.“ Knedel findet, „dass sie unbedingt mit rauf muss.“ Und er hofft, dass sie in der 1. Bundesliga noch einmal einen Sprung machen könnte. Noch einen Sprung? Erinnert man sich an das jüngste 3:1 über den SC Union Emlichheim, war es Anika Zülow, die nach zwei unbefriedigend verlaufenden Auftaktsätzen in sehr auffälliger Weise im Offensivspiel die Akzente setzte. Wo sie früher bevorzugt den harten Schlag anbrachte, macht sie heute viel mit dem sprichwörtlichen Auge, guckt die Standweise des gegnerischen Blocks aus und spielt den Ball auch einmal ohne maximalen Druck longline.
„Ich habe eben an mir gearbeitet“ sagt sie und erzählt davon, dass sie das in Zukunft noch zeitaufweniger werdende Training mit all seinen stets wiederkehrenden Bewegungsabläufen und Automatismen nie als Fron betrachtet. „Dafür liebe ich meinen Sport viel zu sehr“, meint sie amüsiert und freut sich dennoch darauf, in den kommenden Wochen endlich etwas mehr Muße und Freizeit zu haben. Bis Ende April, so lange läuft auch ihr derzeitiger Vertrag, wird Anika Zülow mit ihren Mitspielerinnen noch trainieren. Danach kommt der Sommer, in dem sie nicht wie beispielsweise Maria Kleefisch oder Julia Großner unter Wettkampfbedingungen auf Sand spielen wird. „Das mache ich im Urlaub am Strand – ganz entspannt.“
Was nach dem Sommer kommt, beschäftigt die in der Freizeit gern tanzen und shoppen gehende Anika Zülow mit einem Grundgefühl der Vorfreude. Sie vertraut darauf, dass der Verein die erforderlichen Voraussetzungen schafft, um die Herausforderung bestmöglich meistern zu können. „Ich möchte die erste Liga kennenlernen und freue mich sehr auf das Kommende“, erklärt sie. Der Gang in die höherwertige Spielklasse kommt speziell für sie gerade richtig.
Drei oder vier neue Spielerinnen werden kommen und die Qualität des Teams noch einmal anheben. Und wer weiß, vielleicht wird dann auch die derzeit zu den auffälligsten Volleyballerinnen Potsdams Zählende noch einmal zur Lernenden. Zweifel beschäftigen sie weniger. „Wir werden uns als Team zu behaupten wissen, denke ich. Das Gemeinschaftsgefühl war über die Jahre in der zweiten Liga hinweg schon immer unser großes Plus“, erzählt sie.
Thomas Gantz
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