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Bunte Begrüßung. Ein Clown empfing die Kinder auf dem Sommerfest.

© A. Klaer

Integration von Flüchtlingen: Dackeltiere und ein Clown

Das Flüchtlingsprojekt „Focus“ feierte am Dienstag im Rechenzentrum sein Sommerfest. Seit September werden dort mehr als 170 Familien betreut.

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„Na, magst du auch mal?“ Die Frau im Clownskostüm mit grüner Nase blickt einladend herüber und fordert die Besucher auf, mitzumachen. Die Kinder um sie herum schauen gespannt auf ihre Hände, die eilig kleine Luftballons zusammenknoten. Langsam entsteht daraus ein freundlicher weißer Dackel, der dann auch schnell in die Hände eines der Kinder wechselt.

Am Dienstag feierte das Flüchtlingsprojekt „Focus“ des Internationalen Bundes (IB) auf dem Vorplatz des Rechenzentrums ein kleines Sommerfest. Neben dem Clown gab es unter anderem einen „Angelteich“, in dem Schuhe gefischt werden konnten, an einem Lagerfeuer wurden Brote und Maiskolben gegrillt. Seit knapp zehn Monaten kümmern sich die Mitarbeiter des IB um Flüchtlinge und andere Familien mit Migrationshintergrund, die sich alleine in Potsdam noch nicht so zurechtfinden. Das Informations- und Bildungszentrum richte sich vor allem an Eltern mit kleinen Kindern im Grundschulalter, sagte die IB-Leiterin für den Bereich Bildung und Beschäftigung in Potsdam, Kathleen Sommer. Sie könnten hier Unterstützung bei der Erziehung erhalten, oder auch Tipps bei der Hauswirtschaft. So sei es schon vorgekommen, dass neu angekommene Flüchtlinge in ihrer Wohnung den Duschknauf an der Waschmaschine befestigten, damit dort Wasser reinlaufe – „was natürlich zu einer riesigen Überschwemmung führte“.

Sprachkurse für Frauen und eine Schreibwerkstatt

Außerdem bietet das seit September laufende Projekt Sprachkurse für Frauen an. Allein in den ersten drei Monaten bis Dezember vergangenen Jahres hätten rund 170 Familien das vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BaMF) geförderte Projekt genutzt, so Sommer. Künftig soll das Angebot noch erweitert werden. So ist etwa eine Schreibwerkstatt geplant.

Ohnehin müssten die Integrationsanstrengungen noch verstärkt werden, sagte Sommer. Viele Flüchtlinge, die nach Deutschland kämen, seien schwer traumatisiert. Diese Menschen dürfe man nicht allein lassen. Ganz wichtig seien hier die Sprachkenntnisse und die langfristige Vermittlung in einen Job. Das brauche aber Zeit und könne nicht schnell umgesetzt werden. „Sie müssen beschäftigt werden und auch mal gemeinsam mit Gleichaltrigen Spaß haben dürfen.“

Eine weitere Verschärfung des Asylrechts unnötig

Weitere Repressionen und Verschärfungen der Asylgesetze seien jedenfalls nicht nötig, sagte sie mit Blick auf die aktuelle Diskussion nach den Anschlägen und Amokläufen in Süddeutschland in der vergangenen Woche. Am Montag hatte ein 17-jähriger Mann mehrere Menschen in einem Zug bei Würzburg mit einem Beil schwer verletzt. Am Freitagabend war es zu einem Amoklauf eines 18-Jährigen in München gekommen und in Ansbach zündete ein 27-Jähriger am Sonntagabend auf einem Fest eine Bombe. Es war der erste Selbstmordanschlag auf deutschem Boden. In allen drei Fällen sollen Migranten die Täter gewesen sein.

Defizite bei der Betreuung von Flüchtlingen sieht Sommer vor allem während der Zeit des Übergangs von einem Heim in eine eigene Wohnung. In vielen Fällen säßen die Menschen dann daheim und könnten nichts tun. Zwar gebe es eine sogenannte Einstiegsbegleitung für die ersten Wochen. Doch das höre dann irgendwann auf und die Menschen seien auf sich allein gestellt. Das sei nicht gut, so Sommer. Stefan Engelbrecht

Stefan Engelbrecht

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