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Getraut. Babelsbergs Trainer Dietmar Demuth musste nach Dänemark reisen, um seine ghanaische Lebensgefährtin Ethel-Ami zu heiraten. In Deutschland legte man ihnen Steine in den Weg.

© Jan Kuppert

Babelsberg 03: Dänemark statt Deutschland

SVB-Trainer Dietmar Demuth heiratet langjährige Lebensgefährtin im Nachbarland

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Das war einmal Nachbarschaftshilfe der anderen Art: Dietmar Demuth (56), Trainer des SV Babelsberg 03, hat am Mittwoch seine langjährige Lebensgefährtin Ethel-Ami (30) aus Ghana in Dänemark geheiratet, weil er es in Deutschland nicht durfte.

„Eine Frechheit ist das“, sagt Demuth zu den Begleitumständen seiner Hochzeit. Vor einem Jahr hatte er den Antrag für die Hochzeit im Potsdamer Standesamt gestellt, jedoch war dies nur der Startschuss für einen bürokratischen Hürdenlauf, den das Pärchen, das zwei gemeinsame Kinder hat, am Ende nach Dänemark brachte, um dort standesamtlich heiraten zu dürfen. Das Paar musste eine Ledigkeitsbescheinigung von Ethel-Ami einreichen, die allerdings auch schon zur Geburt der ersten Tochter vorgelegen hatte und den Ämtern bekannt war. Dennoch: Immer wieder seien von den Ämtern merkwürdige Fragen zum familiären Hintergrund seiner Lebenspartnerin gestellt worden, sagt Demuth. So sollten alle Adressen von Verwandten aus Ghana nachgewiesen werden. Ein Onkel sei aber gar nicht mehr auffindbar, erläutert Demuth verärgert. Niemand wisse, wo dieser sei oder ob er überhaupt noch lebe.

„Auch die Adressen der Schulen, in die meine Frau gegangen ist, hatten wir nachzuweisen“, erbost sich der 03-Coach. Laut Demuth sei die Familie oft umgezogen und hatte dementsprechend viele Schulwechsel zu absolvieren, was die gesamte Sache kaum realisierbar machte. Zudem existierten einige Schulen auch gar nicht mehr. Die Behörden verlangten auch die Aufzeichnungen des Arbeitsplatzes des Halbbruders, der in einer Kaserne beim ghanaischen Militär arbeitet. „Dafür verliert man in Deutschland seinen Job“, äußert sich Demuth, dem die ganze Sache suspekt sei.

Auf Demuths Frage an den dänischen Standesbeamten, warum es in seinem Land so einfach ginge zu heiraten, antwortete dieser: „Weil wir euch glauben.“ Diese ganze Prozedur sein ein ziemlicher Kraftakt gewesen, berichtet Demuth, der viel Geld, Mühe und Zeit investieren und sogar zwischenzeitlich einen Architekten engagieren musste, um Aufzeichnungen über Schulwege als angebliche Beweismittel an die deutschen Behörden zu liefern. Demuth kritisiert diesen Hindernislauf – von der angeblichen deutschen Offenheit und Toleranz fehle jegliche Spur.

Den PNN liegt eine Erklärung der Stadtverwaltung vor, die nach eigener Aussage aufgrund von datenschutzrechtlichen Gründen keine Stellung beziehen dürfe, aber den Fall im Allgemeinen erklärt. Grund für den bürokratischen Ablauf seien die bilateralen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Ghana: Der afrikanische Staat gehört zu den Staaten mit fehlener Legalisationsvoraussetzung. Ziel des Legalisationsverfahrens ist die Gleichstellung einer ausländischen behördlichen Urkunde mit einer inländischen Urkunde. Dies ist bei Ghana derzeit nicht gegeben.

Bei der Eheurkunde aus Dänemark handelt es sich um eine internationale Urkunde, die in Deutschland aufgrund bilateraler völkerrechtlicher Verträge nunmehr ohne Überprüfung anerkannt wird. „Wir freuen uns natürlich aus Sicht der Landeshauptstadt Potsdam über die Eheschließung von Herrn Demuth und seiner Frau und wünschen alles erdenklich Gute“, sagt Stefan Schulz, Pressesprecher im Büro des Oberbürgermeisters. „Wir hätten gern die Trauung in Potsdam vorgenommen.“

Doch diese fand nun stattdessen auf einem Schiff statt, nahe einer dänischen Insel. Nur die beiden Kinder, zwei enge Freunde und die Mutter der Braut seien anwesend gewesen, sagt Demuth. Die große Feier findet dann in Potsdam statt. „Das war nur die standesamtliche Hochzeit. Meine Frau ist religiös und möchte gerne eine kirchliche Trauung, die dann etwas pompöser ausfällt“, erzählt der Trainer. Ein letzter bürokratischer Akt steht dem Paar allerdings noch bevor: Die Namensänderung läuft wiederum über die deutschen Behörden ab, da dies in Dänemark nicht geregelt werden kann. Für das frisch getraute Paar bleibt zu hoffen, dass dieser letzte Akt des bürokratischen Hürdenlaufs keinen schlechten Ausgang findet und sich als reine Formalität erweist.

Flitterwochen stünden laut Demuth nicht an. „Ich fahre ja am Wochenende nach Offenbach. Das ist dann meine persönliche Hochzeitsreise“, scherzt der SVB-Trainer mit Blick auf das schwere Auswärtsspiel bei Kickers Offenbach am Samstag.

Hendrik Jaschob

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