RUDERN: Daniela Reimer verließ vorzeitig Trainingslager
Daniela Reimer ist enttäuscht. Enttäuscht und frustriert. So frustriert, dass sie das Olympia-Trainingslager der deutschen Skullerinnen in Brandenburg (Havel) eine knappe Woche früher als vorgesehen verließ.
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Am Beetzsee hatten ihre leistungssportlichen Perspektiven binnen weniger Stunden einen empfindlichen Dämpfer erhalten. Zunächst war der Leichtgewichts-Ruderin des RC Potsdam vom Deutschen Ruderverband (DRV) mitgeteilt worden, dass sie aus Leistungsgründen nicht mehr von der Bundeswehr weiterbeschäftigt wird. Und kurz danach erfuhr die 29-jährige Sportsoldatin aus dem Internet, dass sie vom DRV nicht als Leichtgewichts-Ersatzfrau für die Olympischen Spiele in London berücksichtigt wird. Eine Rolle, auf die sich die am heimischen Seekrug von Uta Salomon trainierte Reimer in den vergangenen Wochen intensiv vorbereitet hatte. „Ich hatte mich mit dieser Rolle arrangiert“, sagt sie.
Und nun das. „Das hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen“, erzählte die Skullerin am Samstag am Rande der Olympiaverabschiedungsparty ihres Klubs für Stephanie Schiller und Daniela Schultze. „Ich musste durch das Internet erfahren, dass ich nicht zu den fünf akkreditierten Ersatzleuten des DRV gehöre. Als ich daraufhin unsere Trainerin Brigitte Bielig ansprach, wusste auch sie es noch nicht. Erst als sie bei Herrn Buschbacher (DRV-Cheftrainer Hartmut Buschbacher/d. Red.) per Mail nachfragte, bestätigte er diese Nachricht.“
Einen Tag später habe sich der Cheftrainer bei ihr telefonisch für die Kommunikationspanne entschuldigt, berichtet Daniela Reimer, die bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen mit dem Leichtgewichts-Doppelzweier Silber gewonnen hatte, Olympia 2008 in Peking aber verpasste. 2005 wurde sie im japanischen Gifu mit dem leichten Zweier Weltmeisterin, 2010 gewann sie bei den WM auf dem neuseeländischen Lake Karapiro Silber mit dem Leichtgewichts-Zweier und Gold mit dem Leichtgewichts-Vierer. 2011 konnte sie sich „nach vielen krankheitsbedingten Trainingsausfällen“, so die Potsdamerin selbst, nicht für die Nationalflotte qualifizieren, in der jetzigen Olympiasaison aber griff sie wieder an. Und hatte die Hoffnung, London zumindest als akkreditierte Ersatzfrau für den Leichtgewichts-Zweier Lena Müller (Ulm)/Anja Noske (Saarbrücken) zu erleben. „Der Verband bot mir an, mir zwei Wochen in London zu finanzieren, aber ohne Akkreditierung und Einkleidung. Damit aber wäre ich nur Außenseiterin im Team und immer außen vor gewesen – und das hätte ich als Demütigung empfunden“, so die Potsdamerin. Nach telefonischer Rücksprache mit einigen Vertrauten in ihrem Potsdamer Verein habe sie daher in Brandenburg vorzeitig ihre Tasche gepackt.
Ob sie ihren Leistungssport weiter betreiben wird, steht noch nicht fest. „Ich habe mir meine Entscheidung, wie es weitergeht, noch offen gelassen“, so Daniela Reimer. „Ich will erstmal abwarten, wie erfolgreich die Leichtgewichte in London rudern, und werde im August eine Ausbildung als Erzieherin beginnen“, sagt sie. „Aber ich befürchte, dass ich im Rudern keinen Fuß mehr fassen kann mit Herrn Buschbacher als Cheftrainer.“ M. M.
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