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Landeshauptstadt: Danke, Mutter!

Tanzlehrer Matthias Freydank feiert zwanzigjähriges Jubiläum

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Tanzlehrer Matthias Freydank feiert zwanzigjähriges Jubiläum Von Patrick Steller „Meine Mutter schickte mich damals in der achten Klasse zum Tanzkurs – als Vorbereitung für die Jugendweihe“, sagt Matthias Freydank. Aus dem „Schreckerlebnis“ in der Pubertät wurde Genuss, aus dem Hobby ein Beruf. Inzwischen ist er seit zwanzig Jahren als Tanzlehrer in Potsdam aktiv. „Heute kann ich meiner Mutter nur danken, dass sie mich damals dahin geschickt hat.“ Der gebürtige Potsdamer, ein 63er Jahrgang, hätte von seiner Statur auch in die Garde des Alten Fritz gepasst. Durch seine Brille fixiert er seine Gesprächspartner und erzählt völlig unaufgeregt, aber mit flinker Zunge aus seinem Leben. Ihm habe das Zusammenspiel aus Bewegung und Musik großen Spaß gemacht, deshalb nahm er auch nach der Jugendweihe weitere sieben Jahre lang Tanzunterricht an den Potsdamer Tanzschulen Gallo, Schröder und Seyfert. „Bei letzterer kam dann der Spaß am Rock“n“Roll und auch die Gründung des Rock“n“Roll-Clubs, bei dem ich zum ersten Mal selbst Unterricht gab“, erinnert sich Freydank. „Let“s Rock“ war der Name des 1983 gegründeten ersten Potsdamer Rock“n“Roll-Clubs, bei dem er bis 1994 auf ehrenamtlicher Basis Kurse und Turniere organisierte. „Als ich dann später mit den Trainerzeiten und den eigenen Tanzstunden bis zu fünf Mal die Woche beschäftigt war, fing die eigentliche Arbeit an zu stören“, sagte Freydank. Der gelernte Obstgärtner absolvierte deshalb 1990 eine dreijährige Ausbildung beim Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverband und machte sich vor zehn Jahren selbstständig. Mit seiner Frau Katrin Michaelis führt er heute das Tanzstudio „Balance“ im Nebenaufgang des Potsdamer Waldstadt-Centers. Inzwischen fehle aber die Zeit, um selbst als Profi zu tanzen. „Wenn man sechs Mal in der Woche Unterricht für Gesellschaftstanz gibt und für die Betriebsorganisation, Gastronomie, Personalführung – also im Grunde alles – verantwortlich ist, bleibt da kaum noch Zeit für andere Dinge“, erzählt der Potsdamer, der selten unter 60 Stunden in der Woche arbeitet. Aber er bedauere dies kaum, denn das Unterrichten habe sich als seine wahre Passion erwiesen. „Ich glaube, um professionell tanzen und davon auch leben zu können, dafür hätte das Talent nicht gereicht“, meint er, „und wegen einer Knieoperation kann ich zwar noch unterrichten, aber für sehr anspruchsvolle Tanzschritte reicht es nicht mehr.“ In seiner Familie tanzt Freydank mit seinem Beruf „völlig aus der Reihe“. Zu DDR-Zeiten konnte er auch keine Ausbildung zum Tanzlehrer machen, denn damals haben diese nur den eigenen Nachwuchs ausgebildet. Als er in den 80ern mit einer Hand voll Freunden jenen ersten Potsdamer Rock“n“Roll-Club gründen wollte, rieb er sich abermals an den sozialistischen Instanzen auf. „Wir mussten uns vom Kulturkabinett anfeinden lassen, weil es subversive Sachen aus dem Westen immer schwer hatten“, erzählt er. Schon in den 50ern habe es da Konflikte gegeben, als andere versuchten den Rock“n“Roll zu etablieren. Darum hatten der Komponist René Dubianski und das Tanzlehrerehepaar Christa und Helmut Seifert aus Leipzig auch den „Lipsi“ als Gegenstück erfunden. „Alle, die den Lipsi kennen, halten sich heute noch vor Lachen den Bauch“, lächelt Freydank, denn dieser Tanz hatte eher etwas mit einer Polka als mit dem akrobatisch ausschweifenden Rock“n“Roll zu tun. „Das war, als ob man einem Rolling Stones-Fan einreden wollte, dass er mit den Puhdys besser klar kommt.“ Neben dem Betrieb des Tanzstudios arbeitet Freydank seit 1994 kontinuierlich mit dem Hans Otto Theater zusammen. An der letztjährigen Bühnenfassung des „Feuerwehrballs“ war er beteiligt. „Mit Profidarstellern zu arbeiten, das war eine ganz tolle neue Erfahrung“, lächelt er. Außerdem ist ihm soziales Engagement wichtig. Für die „Aktion Mensch“ hat er mit seinem Tanzstudio über die letzten zehn Jahre hinweg mehr als 13 000 Euro auf jährlichen Benefizveranstaltungen zum Welttanztag im November gesammelt. 1994 organisierte er zudem mit seiner Frau einen Massen-Walzer für 247 Paare, der ins Guinessbuch der Rekorde eingetragen wurde. „Wenn es weiter geht wie bisher, kann man heute ja schon zufrieden sein,“ wünscht er sich für die Zukunft.

Patrick Steller

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