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Landeshauptstadt: Dann wären“s nur noch Drei

Bäckerei sieht Existenz durch Hausverkauf gefährdet

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Innenstadt – In Potsdam gibt es nur noch vier Bäckerei-Betriebe, die ihre Schrippen, Brote und Kuchen in der eigenen Backstube herstellen – eine davon ist die Bäckerei Mehrländer im Holländischen Viertel. Potsdamer und Touristen verweilen gern an der Ecke Benkert-/Mittelstraße, schauen auf das historische Ensemble und lassen sich dabei den Kuchen munden. Damit könnte bald Schluss sein, denn die Stadt will das Haus Benkertstraße 19 verkaufen. Es selbst zu sanieren, fehlt es an Mitteln, erklärt der Kommunale Immobilienservice als Verwalter der Immobilie. Da aber unbedingt etwas an dem Holländerhaus gemacht werden muss, soll es zum Verkauf ausgeschrieben werden.

Bäckermeister Olaf Mehrländer sieht jedoch bei Verkauf und Sanierung seine Existenz in Gefahr. Eine stark erhöhte Miete, die er nach der Sanierung befürchtet, könne er nicht bezahlen, sagt er. Hilfesuchend wandte er sich deshalb an die Fraktion Die Andere in der Stadtverordnetenversammlung und auch die möchte gern den Handwerksbetrieb als etwas Besonderes im Holländischen Viertel erhalten. Ob es denn Verhandlungen mit der Familie Mehrländer über einen Verkauf an den Bäcker und jetzigen Mieter gegeben habe, wollte sie wissen.

Die hat es gegeben, erklärte Mehrländer. Die bisher unüberwindliche Hürde liegt offensichtlich beim Geld. „Wir wollten das Haus nach der Wende kaufen, konnten aber zu keiner Einigung kommen“, erzählt Olaf Mehrländer. Nach jahrelangem Tauziehen und Vertröstungen, hätten er und seine Frau das Ersparte schließlich in ein eigenes Wohnhäuschen investiert, von dem sich der 62-Jährige nun auch nicht mehr trennen will. Die Entscheidung über einen Hauskauf liege deshalb bei seinem Sohn Manuel, der die Bäckerei weiterführen will.

Der Kaufpreis liege bei rund 240 000 Euro, sagt Mehrländer. Und etwa genau so viel – glauben Experten – muss man noch einmal in die Sanierung stecken. Außer einer Dachreparatur sei nach der Wende nichts an dem Haus gemacht worden, bestätigt Mehrländer. Alles, was dringend nötig war, sagt er, habe man selbst in die Hand genommen. An der Straßenecke habe es schon seit zwei Jahrhunderten eine Bäckerei gegeben, behauptet Mehrländer. Als er sie 1986/87 übernahm, sei er der Nachfolger einer ganzen Reihe von Bäckermeistern gewesen. Sohn Manuel wird die schwere Entscheidung treffen müssen, ob er kauft, sich mit einem neuen Hauserwerber vielleicht einigen kann oder ob er den Familienbetrieb aufgibt. „Wir werden ihn auf alle Fälle unterstützen“, meint Vater Olaf. Zum „wir“ gehört auch noch Ehefrau Silvia, die für Verkauf und Service zuständig ist.

Die Stadt will das Haus in nächster Zeit zum Verkauf ausschreiben. Lutz Boede von Die Andere sieht aber noch nicht alle Verhandlungsmöglichkeiten zwischen KIS und Mehrländer ausgeschöpft. Vielleicht wären auch ein Pachtmodell oder der Mietkauf Möglichkeiten, den Mehrländers die weitere Existenz zu ermöglichen ohne sie in eine Schuldenfalle tappen zu lassen, sagt er. H. Dittfeld

H. Dittfeld

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