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Landeshauptstadt: Das Abenteuer Bibliothek

Potsdamer Sportschüler halfen ihrer Partnerschule in Mosambik vor Ort – doch das war gar nicht so einfach. Ein Erlebnisbericht

Stand:

Zehn Schüler der Potsdamer Sportschule weilten drei Wochen lang in Mosambik. Teil ihres Projekts war, die Bibliothek ihrer Partnerschule in Matola mit Büchern und Möbeln auszustatten. Die PNN berichteten regelmäßig darüber. Heute schreibt abschließend die Schülerin Maxie Borchert.

Als wir in unserer Partnerschule in Matola ankamen, herrschte in den Bücherräumen blankes Chaos. Tische sowie Stühle waren kaum mehr vorhanden, die Bücher lagen unsortiert in den Regalen. Wir wollten dem ein Ende setzen und den Schülern für ihre Arbeit Räume voller Möglichkeiten und Inspiration hinterlassen. So organisierten wir Möbel und Bücher und schufteten einen Tag lang 10 Stunden ohne Unterbrechung. Am Ende waren wir mit Staub bedeckt und völlig erschöpft. An diesem Tag waren 40 Grad im Schatten.

Das gute Gefühl, etwas geschaffen zu haben, konnte sich allerdings nicht wirklich einstellen. Denn das Grundproblem bestand nicht in der Unordnung. Es war vielmehr so, dass die Leute oftmals nicht die gleiche Notwendigkeit in den Dingen sahen wie wir. Daher baten wir Herrn Mavinga, den Direktor unserer Partnerschule, um ein Gespräch mit mehreren Schülern, die gut Englisch sprechen konnten. Dazu kam es am vorletzten Tag unseres Abenteuers. „Warum haben wir die Bibliothek für euch auf Vordermann gebracht?“ fragten wir als Erstes. Stille. Mr. Nelson, ein ganz freundlicher und engagierter Englischlehrer, der uns bei der Verständigung mit den Schülern half, lachte laut auf. „Sie denken, das sei ein Test“, erklärte er und auch wir mussten lachen.

Wir erklärten ihnen, dass bei uns in Deutschland fast jede Schule eine Bibliothek habe und das auch sehr wichtig sei, denn so hat jeder Schüler die gleiche Chance, etwas zu lernen. Wir wollten mit der Fertigstellung der Bibliothek die gleiche Grundvoraussetzung schaffen, wie sie auch an unserer Schule besteht. Wir begannen zu erzählen, wie schwer es war, das riesige Chaos, das in diesen Räumen herrschte, zu beseitigen und in den Bücherregalen ein System herzustellen. An dem Lächeln der Schüler erkannten wir, dass sie wussten, was wir meinten.

„Wir haben nun etwas Angst davor, dass sich wieder keiner richtig um die Bibliothek kümmert und alles in ein paar Monaten so aussieht wie vorher“, sagten wir und stellten die nächste wichtige Frage: „Was könnt ihr dafür tun, dass es so bleibt, wie es ist?“ Die Schüler verstanden das Problem und überlegten, doch es fiel ihnen keine Antwort ein. „Was haltet ihr von einer Art Bibliotheks-Club? Wir hatten die Idee, dass sich vielleicht Schüler von euch, die sich dafür interessieren, zusammentun und ein Stück Verantwortung dafür tragen, dass alles so bleibt, wie es ist.“ Die Schüler fanden die Idee toll. Wir schlugen außerdem vor, dass einer aus dem Club dafür verantwortlich sein könnte, mit Schülern von unserer Schule per E-Mail in Kontakt zu bleiben, um regelmäßig zu berichten, wie es vorangeht. Wir hatten viele Ideen und Ansätze, doch die Umsetzung wird trotzdem nicht leicht sein. Das merkten wir, als die Frage aufkam, wie das mit der „Bibliotheks-Karte“ funktionieren soll. Mr. Nelson erklärte uns, dass die Schüler eine solche Karte brauchten, um Bücher auszuleihen. Bei 9000 Schülern, die alle regelmäßig diese Karte verlieren, stellte das natürlich ein großes Problem dar. Für uns war dieser Einwand leicht zu beantworten: „Ihr dürft die Karte eben nicht verlieren, die ist wichtig für euch.“ In diesem Moment trafen zwei verschiedene Mentalitäten aufeinander. „Das ist schwierig, weil die meisten Schüler zwar regelmäßig zur Schule gehen, aber ihre Zeit nur absitzen, weil sie kein bestimmtes Ziel verfolgen“, erklärte uns Mr. Nelson. Das verstanden wir nur zu gut, denn schließlich ist das nicht nur in Mosambik ein Problem. „Was sind eure Ziele?“, fragten wir. „Ich will Richterin werden!“ –„Ich will Doktor werden!“ Die Schüler wurden immer euphorischer und meldeten sich nun immer schneller nacheinander und jedes Mal regnete es Applaus. „Und ich Pilot!“ „Und ich will Journalistin werden!“

Es war also keineswegs so, dass die Schüler keine Träume für die Zukunft hatten. Es scheiterte nur daran, dass es ihnen nicht bewusst war, welche Möglichkeiten sich ihnen boten, um diese zu erreichen. Wir versuchten ihnen Mut zu machen und sagten, wie toll wir ihre Ideen fanden und dass sie nicht aufhören dürfen dafür zu kämpfen. „Es reichen nicht nur Wünsche und Träume. Man muss auch etwas dafür tun. Bildung ist der erste Schritt und mit der Fertigstellung der Bibliothek wollten wir euch helfen, euren Träumen ein kleines Stückchen näher zu kommen.“

In den Gesichtern der Schüler erkannten wir, dass unsere Botschaft angekommen war. Sie schienen wirklich motiviert zu sein. An diesem Tag wurde unsere Reise im wahrsten Sinne des Wortes zur Begegnungsreise. Diese letzte Aktion hatte uns schließlich tatsächlich zusammengebracht und dazu geführt, dass unsere Arbeit nicht nur angenommen, sondern auch übernommen wurde und nun weitergeführt werden soll. Daran können wir anknüpfen, denn eines ist sicher: Nächstes Jahr wird es weitergehen.

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