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Landeshauptstadt: Das Alles-Da-Häuschen

Der Jugendclub 18 wurde jüngst saniert – und kann seinen Besuchern deswegen eine Menge bieten

Stand:

Das Basecap auf dem Kopf beim Billardspielen – das muss offenbar sein. „Du bist dran“, ruft ein Junge laut. Zur Gruppe um den grünen Spieltisch gehört Yalcien. 14 Jahre ist er alt,er kommt fast täglich hier in den Jugendclub 18. „Ich bin wegen dem Spaß hier“, sagt er – im Computerzimmer, am Kicker oder eben beim Billard verbringt er seine Zeit am Liebsten. Seine Kumpel haben ihn vor zwei, drei Monaten zum ersten Mal mitgebracht. „Wenn das hier nicht wäre, würde ich wohl draußen rumhängen“, stellt Yalcien fest.

Auf 60 bis 70 Jugendliche pro Tag schätzt Club 18-Leiter Lutz Küken die Zahl derer, die täglich in den Flachbau in der Pietschkerstraße kommen. Jugendarbeit gibt es an dieser Stelle schon lange: Anfang der 80er entstand der Vorgängerclub in der Nähe, in den 90ern gab es lange Zeit eine Übergangslösung in Barackenform – bis 2004 die lang erwartete Sanierung begann. Seit 2006 nun ist der Club fertig und bietet reichlich Platz für seine Besucher. Neben einem oft ausgebuchten Proberaum für Bands gibt es zwei Veranstaltungssäle, in denen zum Beispiel die Breakdance-Truppe „Rocking Skillz“ und die Samba-Künstler von „Sexta Feira“ regelmäßig trainieren. Daneben gibt es ein Computerkabinett, in dem die jungen Leute Hausaufgaben machen können – oder einfach nur im Internet surfen. „Wir versuchen alle Angebote kostenlos oder möglichst erschwinglich zu halten“, sagt Lutz Küken.

Ein Beispiel dafür ist der kommende Samstag: Dann spielen ab 20.30 Uhr vier Rock- und Punkbands, zwei Euro kostet der Eintritt. An zwei Tagen in der Woche wird zudem gemeinsam gekocht. Und Montag werden gemeinsam Filme geschaut. Viele solcher Aktionen kündigt der Jugendclub – im Gegensatz zu vielen anderen Potsdamer Jugendtreffs – schon im Vorfeld an, um auch junge Leute aus anderen Stadtteilen in das Plattenbaugebiet in Potsdams Süden zu locken. Regelmäßig sind auch Jugendliche für Projekte gesucht: Ab April zum Beispiel für einen Breakdance-Kurs für Anfänger ebenso wie für ein HipHop-Projekt, aus dem eine CD und ein Videoclip entstehen sollen.

Nicht jede Aktion kommt aber gleich gut bei allen Jugendlichen an: Aktuell soll eine Clubecke verschönert werden, die noch zu kahl wirkt. Dafür steht ein Tisch zur Verfügung, Farben und Kunstoffdreiecke. Wer will, kann die Dreiecke bemalen, fantasievoll mit Stern-Motiven oder lodernden Flammen.

Doch nicht jeder macht mit. Yalcien zum Beispiel. „Nein, das ist nichts für mich“, sagt er. Noch immer spielen seine Kumpel und er Billard, immer mehr kommen in den Raum – auch weil sie gehört haben, dass „die Zeitung“ da ist und sie sich so möglichst „cool“ auf einem Foto wiederfinden könnten. Die Freunde sind alle zwischen 14 und 15 Jahre alt, ein quirliges Gemisch aus Jungen, deren Eltern “mal aus Deutschland, “mal aber auch aus ganz anderen Ländern kommen – Potsdams Neubaugebiete gelten schon immer als Viertel mit mehr Migranten als im Rest der Stadt. Konflikte gibt es an diesem Nachmittag freilich nicht. Die vier Kumpel Alex, Jask, Steve und Yalcien tragen sogar dieselben Basecaps. Und Yalcien ist froh, dass er so oft mit ihnen in den Club 18 gehen kann: „Hier ist alles da.“ HK

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