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Landeshauptstadt: „Das Bad hätte wehgetan“

Stimmen zur Entscheidung von Ulrich Junghanns: Sanierung voran treiben

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Dr. M. Quell, Geschäftsführer Aquapark Management (Betreiber Flämingtherme Luckenwalde): „Wir hatten uns die Planungen für das Freizeitbad in Potsdam damals angeschaut und sie für überdimensioniert und nicht realistisch gehalten. Wenn ein Unternehmen solche riesigen Subventionen braucht, sollte es nicht gebaut werden. Dieses Bad in dieser Größenordnung hätte allen im Umkreis geschadet und somit auch dem Steuerzahler. Wir haben viele Gäste aus Potsdam und Potsdam-Mittelmark. Wenn ein weiteres Bad auf den Markt gekommen wäre, hätte und das weh getan. Insofern halte ich die Entscheidung für vernünftig.“

Steeven Bretz (Fraktionschef der CDU Potsdam): „Die Entscheidung des Wirtschaftsministers ist absolut nachvollziehbar. Ich habe mit keiner anderen Entscheidung gerechnet und bin daher auch nicht überrascht. Die Strategie muss nun Schadensbegrenzung heißen. Das bereits ausgegebene Geld muss gerettet werden. Dazu bedarf es Lösungen, die an den Planungen anknüpfen. Es war von Beginn an ein Fehler, den Oscar Niemeyer wie Kai aus der Kiste zu präsentieren. Dadurch ist ein Schaden für Potsdam nach außen entstanden: Es bedarf bescheidenerer Lösungen, als die ein klein wenig größenwahnsinnige bisher.“

Rainer Speer und Mike Schubert, SPD-Kreischef sowie SPD-Fraktionschef: „Mit der jetzt vom Wirtschaftsministerium benannten Position hätte eine Förderung für die Landeshauptstadt Potsdam nicht in Aussicht gestellt werden dürfen. Die Hinhaltetaktik des Wirtschaftsministers hat Potsdam wertvolle Zeit gekostet. Nun gilt es, die Schwimmhalle am Brauhausberg zügig zu sanieren und den Bedürfnissen in der Stadt anzupassen. Dabei sollten möglichst viele der Vorarbeiten und Planungen der Stadtwerke für den bisherigen Entwurf genutzt werden. Für das, von Munition befreite Gelände unterhalb des Brauhausberges, sollten in Ruhe Überlegungen für eine Nutzung angestellt werden. Die neue Situation bietet auch die Chance einer gemeinsamen Entwicklung dieses exklusiven Bauplatzes in der Nähe des Bahnhofs mit den Flächen im RAW und in der Speicherstadt.

Hans-Jürgen Scharfenberg, Fraktionschef der Linkspartei.PDS: „Ich breche nicht in Triumphgeheul aus, aber ich sehe mich bestätigt. Wir haben das Projekt von Anfang an abgelehnt. Es war überzogen und hatte in der Bevölkerung keinen Rückhalt. Der Oberbürgermeister hat keinen Realitätssinn bewiesen. Nun müssen wir sofort umschalten auf Sanierung und Aufwertung der Schwimmhalle.“

Jürgen Stelter, Kreisvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen: „Es ist bedauerlich, dass das Niemeyer-Bad nun nicht gebaut wird. Es wäre funktional und ästhetisch eine große Bereicherung für Potsdam gewesen. Gut ist jedoch, dass die Stadt nun weiß, woran sie ist. Die Schwimmhalle am Brauhausberg muss jetzt umgehend saniert werden. Wirtschaftsminister Junghanns und Oberbürgermeister Jakobs haben sich in der Auseinandersetzung um das Niemeyer-Bad nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Sowohl das übertriebene Hin und Her des Wirtschaftsministeriums als auch das übereilte Handeln der Stadt in der Vorbereitung des Baus haben der Handlungsfähigkeit der Stadt und ihrem Ansehen schwer geschadet. Diese Lehren müssen die Beteiligten ziehen.

Peter Paffhausen, Stadtwerke-Geschäftsführer: „Das war ein wunderschönes Projekt. Wir hätten ein volles Bad gehabt. Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass es wirtschaftsfähig gewesen wäre. Das Geld ist nun weg, jedoch ist die körperliche Leistung nicht verloren. Munitionssuche und das Schließen der Löcher hätte ohnehin gemacht werden müssen. Dafür waren Euro für Euro vernünftig angelegt.“

Das von der Unternehmensberatung Altenburg im Auftrag der Investitionslandesbank erstellte Gutachten hatte ergeben, dass die Stadtwerke mit ihrer Prognose von rund 475 000 Besuchern und einem leichten Betriebskosten-Plus von rund 176 000 Euro jährlich zu hoch lagen. Der Studie zufolge könne nur mit knapp 420 000 Besuchern im Jahr gerechnet werden. Das jährliche Defizit werde zwischen 900 000 und 1,2 Millionen Euro betragen. Paffhausen erklärte dazu, er hätte renommierte Badberater gehabt, die seine Zahlen prognostiziert hätten. Auch Oberbürgermeister Jann Jakobs erklärte gestern, er verstehe nicht, warum das Altenburg-Gutachten als das Nonplusultra angesehen werde. jab

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