Landeshauptstadt: Das Beste für diesen Ort
STREIT UM GARNISONKIRCHE
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STREIT UM GARNISONKIRCHE LINKS UND RECHTS DER LANGEN BRÜCKE Wer geglaubt hat, der Streit um den Wiederaufbau der Garnisonkirche könnte in diesem Jahr – in dem sich der „Tag von Potsdam“ zum 60. Mal jährte – gelöst werden, muss sich getäuscht sehen. Die Lage ist am Ende dieses Jahres ungewisser denn je. Mehr noch: Die Chancen, dass der Turmbau, mit dessen Errichtung Potsdam einen Teil seiner historischen Silhouette zurückbekommen würde, realisiert wird, tendieren gegen Null. Zumindest in der aktuellen Konstellation. Die einen haben das Geld, die anderen den Willen zum Wiederaufbau. So weit, so gut. Doch die Geldgeber, die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG), hat an die Übergabe der mittlerweile 5,76 Millionen Euro Spendengelder Bedingungen geknüpft, die die evangelische Kirche als der von der TPG gewünschte Betreiber nicht erfüllen kann. Denn richtigerweise verbindet die Kirche mit dem Wiederaufbau mehr als nur die Errichtung eines Gotteshauses. Der Ort, an dem sich am 21. März 1933 Hitler und Hindenburg die Hand reichten, gilt als Symbol des Schulterschlusses zwischen monarchistischem Preußentum und Nationalsozialismus. Damit aus dem Nachbau kein Wallfahrtsort für Rechtsgerichtete wird und von diesem Ort aus Geschichte neu geschrieben werden kann, soll in der Garnisonkirche ein Internationales Versöhnungszentrum entstehen. Das wird von der TPG strikt abgelehnt, die nur eine reine Kirchennutzung zulassen will – und auch nur das zulassen wird. Der jüngste Infobrief der Traditionsgemeinschaft lässt keinen Zweifel daran. Doch die evangelische Kirche ist an den Beschluss ihrer Kreissynode gebunden, hat zudem ein völlig anderes Selbstverständnis von Kirchenarbeit, die – und das steht auch im Widersprich zur TPG – eben nicht von Politik zu trennen ist. Es gibt keine Aussicht auf eine wirkliche Annäherung. Stadtkirchenpfarrer Martin Vogel tut deshalb richtig daran, auf eine Entscheidung im kommenden Jahr zu drängen. Die wird wohl, wenn sie denn kommt, schmerzlich sein – für beide Seiten. Doch der Wiederaufbau darf und kann nur als Symbolkirche, Citykirche und Versöhnungszentrum erfolgen. Auch wenn Potsdam dann auf die Millionen der Traditionsgemeinschaft verzichten muss. Die TPG wird damit um die Krönung jahrelanger Arbeit gebracht. Aber es wäre das Beste für diesen geschichtsträchtigen Ort. Michael Erbach
Michael Erbach
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