zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: „Das Bestmögliche rausschlagen“ 1. Marktplatz: 107 680 Euro in zwei Stunden

Innenstadt – 16.23 Uhr schlägt Oberbürgermeister Jann Jakobs den Gong.

Stand:

Innenstadt – 16.23 Uhr schlägt Oberbürgermeister Jann Jakobs den Gong. Innerhalb von wenigen Minuten geht der Geräuschpegel in die Höhe: Die Verhandlungen auf dem ersten Potsdamer Marktplatz beginnen. 29 Unternehmen und 44 Organisationen kamen dafür gestern ins Foyer des Oberstufenzentrums 1 in der Garde-Ulanen-Kaserne. Unterstützt von acht „Brokern“ schlossen sie in knapp zwei Stunden 74 Verträge im Wert von insgesamt 107 680 Euro. Sozialbeigeordnete Elona Müller kündigte nach Bekanntgabe des Ergebnisses eine zweite Auflage der Veranstaltung im Frühjahr 2008 an.

Um Geld sollte es bei dem Marktplatz, der auf Initiative des „Runden Tisches Jugend und Wirtschaft“ stattfand, allerdings gar nicht gehen: Denn getauscht wurden Leistungen. So erhandelte sich Hortense Lademann von der Potsdamer Aids-Hilfe die erwünschte Fußbodenversiegelung von Bernd Blase, dem Chef der Gebäudereinigungsfirma PPT. Im Gegenzug kann der seine Kunden nun zum „Rote-Schleifen-Frühstück“ einladen – in den Firmenräumen. „Gut, dass ich der erste war“, sagte Blase nach Geschäftsabschluss. „Das ist eine verdammt saugute Idee“, so der Unternehmer, der seine Teilnahme am Marktplatz als „Social Investment“ versteht. „Wir wollen der Gesellschaft etwas zurückgeben“, erklärte er. Für Hortense Lademann war der Marktplatz eine Chance, Multiplikatoren zu finden. „Ich finde das total spannend“, sagte die Aids-Aktivistin, die auf dem Parkett die „absolute Händlerin“ in sich entdeckte: „Das Bestmögliche rausschlagen ist hier angesagt.“

Damit es dabei nicht zu Wucher kam, überprüfte Christian Erdmann, der Leiter des Rechnungsprüfungsamtes der Stadtverwaltung, die „Matches“. In Absprache mit den Geschäftspartnern legte er auch den Vergleichspreis für die Leistungen fest. Ehrenamtliche Stunden wurden mit 10 Euro aufgerechnet, Handwerker mit 40 und Beratungsleistungen mit 80 Euro pro Stunde.

Die Zirkusschulung für die Mitarbeiter der Gewoba bekam so einen Wert von 1500 Euro. Als ebenso teuer wurde der Büroraum berechnet, den der Kinderzirkus Montelino dafür ein Jahr lang nutzen darf. „Gewinn für alle“, stand auf den orangenen T-Shirts, die die Broker, unter ihnen Elona Müller, trugen.

Deren Hilfe brauchten die Schüler des Käthe-Kollwitz-Oberschule nicht: Die Achtklässler sammelten gestern Praktikumsplätze für ihr Schülerpraktikum im kommenden Schuljahr. „Hier kann ich Erfahrungen sammeln, wie sowas abläuft“, sagte die 15-jährige Josephine. Als Gegenleistung boten die Schüler Benefiz-Schulhoffeste, Fremdsprachenhilfe und Säuberungsaktionen. Stadtwerke-Sprecher Stefan Klotz, der etwas später zum Marktplatz kam, überfielen sie mit ihrem Angebot noch auf der Türschwelle. „Das ist sehr wichtig, dass die Schulen auf uns zukommen“, meinte Klotz, der noch nicht einmal die Jacke ausgezogen hatte: „Die Resonanz auf unsere Aktionen ist oft nicht so gut.“ JaHa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })