
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Das Chemielabor als „Flaggschiff“
Ende der Grundinstandsetzung der Goethe-Schule gefeiert / Zukunft als Gymnasium
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Babelsberg - Der Video-Beamer projiziert das Internet-Foto einer leuchtenden Qualle an die Tafel. Eine Schülerin gießt zwei Flüssigkeiten zusammen, die zu „lumineszieren“ beginnen – sie leuchten wie die Qualle. Eine andere Mitschülerin erhitzt mit einem Bunsenbrenner ein Reagenzglas mit einer Kaliumverbindung. Ihr Mitschüler hält einen Streichholz an zwei Petrischalen, eine enthält Methanol, die andere Äthanol. Das Methanol verbrennt mit grüner Flamme, das Äthanol mit einer blau-gelblichen. Chemielehrer Jochen Woller entzündet ein Wasserstoff-Sauerstoff-Gemisch, das sich in einer Dose befindet. Das Knallgas macht seinem Namen alle Ehre, es gibt einen Riesenplopp und die Dose fliegt bis fast an die Decke. Kurz darauf entzündet sich die Kaliumverbindung und verbrennt hell leuchtend wie ein Feuerwerkskörper. Der Oberbürgermeister scherzt: „Das Rezept brauche ich.“
Jann Jakobs war gestern in die Babelsberger Goethe-Schule gekommen, um mit Schülern und Lehrern das Ende der Grundsanierung des Goethehauses zu feiern. Das „Flaggschiff“ der erneuerten Schule, findet Jochen Woller, ist das neue Chemielabor. „Hier stinkt nichts“, sagt er und zeigt, wie der Rauch des brennenden Kaliumhydrats aufgefangen und von einem starken Gebläse abgesaugt wird: „Die Abzugshaube in ihrer Küche ist gar nichts dagegen.“ Auch die Digitaltechnik sei auf höchstem Niveau: „Wenn die Schüler einen Vortrag halten, bringen sie einfach einen Speicherstick mit“, die darin enthaltenen Daten wie Texte, Grafiken und Fotos könnten sie per Video-Beamer zeigen.
Sieben Millionen Euro sind seit 1998 für die Sanierung der Goethe-Schule aufgewendet worden. Wie Bauleiter Horst Trumpp erläuterte, war der Bau schwieriger als erwartet. Teils befand sich Hausschwamm im Gebälk, teils mussten historischen Fassadenfiguren komplett erneuert werden.
Dank der verschönerten Fassade füge sich der über einhundert Jahre alte Schulbau „gut in das städtische Bild von Potsdam ein“, erklärte Jakobs. Der Oberbürgermeister ging in seiner Rede auch auf die Zukunft der Schule ein: Die Gesamtschule endet wie berichtet 2012 und wird bereits ab 2011/2012 als Gymnasium weitergeführt. „Eine große Herausforderung für alle“, so Jakobs: „Nicht jeder Lehrer weiß, ob er daran teilhaben wird .“ Die Lehrer müssen sich für das Gymnasium bewerben; einige von den gegenwärtigen Kollegen seien aber nicht im Besitz der notwendigen Qualifikation, sagte Heinz Grützmacher, stellvertretender Schulleiter. Diese Lehrer gingen in den Vorruhestand oder würden an anderen Schulen beschäftigt: „In Brandenburg geht kein Lehrer in die Arbeitslosigkeit.“ Guido Berg
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