INTERVIEW MIT DER INTEGRATIONSBEAUFTRAGTEN: „Das darf nur vorübergehend sein“
Frau Grasnick, die Verwaltung plant eine neue Container-Unterkunft für bis zu 100 Flüchtlinge im Industriegebiet Süd. Ist das für Sie als Integrationsbeauftragte ein akzeptabler Standort?
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Frau Grasnick, die Verwaltung plant eine neue Container-Unterkunft für bis zu 100 Flüchtlinge im Industriegebiet Süd. Ist das für Sie als Integrationsbeauftragte ein akzeptabler Standort?
Das ist sehr schwer zu beantworten. Der Standort ist sicher nicht optimal und zufriedenstellend. Mit Blick aus Rehbrücke ist er akzeptabel, mit Blick aus Potsdam-Zentrum nicht. Dass es sich um einen Gewerbestandort handelt, ist nicht akzeptabel. Als Notlösung ist schon. Das darf aber nur vorübergehend sein.
Waren Sie in die Suche eingebunden?
Ich war einbezogen und weiß, dass das Rathaus viele Objekte geprüft hat.
Ein Grund zur Schließung des Asylbewerberheims am Lerchensteig war die abseitige Lage – macht man mit dem Industriegebiet nicht den gleichen Fehler?
Geografisch ist das Industriegebiet nicht zu vergleichen mit dem Lerchensteig, auch die Infrastruktur ist besser. Das ist die letzte Straße am Rand des Industriegebiets, 200 Meter weiter hat man neugebaute Einfamilienhäuser. Der lebendige mittelmärkische Ort Rehbrücke ist nahe, auch zur Waldstadt ist es nicht weit. Auch die Infrastruktur ist mit dem Lerchensteig nicht zu vergleichen: Der Bus Richtung Zentrum fährt im 20-Minutentakt, das wäre schon optimal. Die Lage im Gewerbegebiet ist wie gesagt nicht ideal.
Es gibt immer wieder Forderungen nach der Unterbringung von mehr Flüchtlingen in Wohnungen. Tut das Rathaus auf diesem Gebiet schon genug?
Wir haben im Moment im Flüchtlingswohnheim am Schlaatz 35 Leute, die auf eine Wohnung warten. Das ist aber eine Frage der Verfügbarkeit: Wären wir in Frankfurt an der Oder, würden diese Menschen morgen ausziehen und wir hätten mehr Plätze im Wohnheim. In Potsdam aber fehlen soziale Wohnungen. Das ist der Punkt, wo die Sorgen der wachsenden Kommune auch vom Land ernst genommen werden müssen – sozialer Wohnungsbau muss wieder gefördert werden.
Die Fragen stellte Jana Haase
Magdolna Grasnick ist seit 1990 Beauftragte für Migration und Integration in der Landeshauptstadt Potsdam. Die gebürtige Ungarin lebt seit 1985 in Potsdam.
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