Landeshauptstadt: Das dreißigste Jahr
Restauratorenkunst und soziales Engagement: Stefan Klappenbach feiert Berufsjubiläum
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Restauratorenkunst und soziales Engagement: Stefan Klappenbach feiert Berufsjubiläum Sein dreißigste Jahr bei den preußischen Schlösser und Gärten vollendet heute Stefan Klappenbach. Es war eines der bewegtesten, seit er 1975 als junger Maurer in Sanssouci begann. Der Vorsitzende des Personalrats führte mit der Gewerkschaft ver.di einen hartnäckigen Kampf, um für die 103 Schlossführer, Kassenkräfte, Aufsichten, Putzfrauen und Wachmänner, die aus der Stiftung ausgegliedert werden, in der neuen Servicegesellschaft gerechte Entlohnung und Fortschreibung der Altersversorgung zu sichern. Kundgebungen und Warnstreik wurden notwendig, um mit der Generaldirektion einen fairen Kompromiss zu erreichen. In der Historischen Mühle werden heute die Gäste des Jubilars auch dieses soziale Engagement würdigen. Es ist dem Lindower Pfarrerssohn wohl von seinem Vater in die Wiege gelegt worden. Schon Anfang der 90er Jahre, damals erstmals durch seine Kollegen zum Personalratsvorsitzenden gewählt, musste Stefan Klappenbach einen gerechten Tarifvertrag in der neu gebildeten Stiftung durchsetzen helfen. In diese Zeit fiel die Überprüfung der Belegschaft auf Stasi-Mitarbeit. Auch untadelig erscheinende Kollegen, ja Freunde wurden dabei enttarnt. Ebenso belastend war für Klappenbach, als durch an den Haaren herbeigezogene Vorwürfe versucht wurde, die Besetzung von Leitungspositionen zu beeinflussen. (Zeitungslesern sind die Intrigen um die Berufung Hans-Joachim Giersbergs zum Generaldirektor in Erinnerung.) Am Ende dieses quälenden Prozesses, der ihn nervlich mitnahm, gab Stefan Klappenbach den Vorsitz im Personalrat auf. Dafür nennt er einen zweiten Grund: Er wollte seinen anspruchsvollen Beruf als Steinbildhauer nicht vernachlässigen. Dazu war er auf einem langen Weg gelangt. Nachdem er bereits im Jugendklub Sanssouci mitgewirkt hatte, wurde der junge Maurer nach der Lehre im Bau- und Montagekombinat (BMK) Ost auf dem Schirrhof angestellt. Hier begegnete er dem Leiter der Skulpturenwerkstatt, Rudolf Böhm. Den interessierte wenig, wenn Klappenbachs politische Beurteilungen für eine DDR-Karriere nicht eben förderlich erschienen. Er ließ nicht locker, bis er den jungen Mann zum Steinmetz und einige Jahre später zum Steinbildhauer und Restaurator weitergebildet hatte. Rudolf Böhm, der ein strenger Lehrmeister war, habe ihn neben seinem Vater und Prof. Giersberg am stärksten beeinflusst. Als Steinrestaurator hat Stefan Klappenbach, um nur ein herausragendes Beispiel zu nennen, die Restaurierung der kostbaren Natursteinfußböden und -wandverkleidungen in der Bildergalerie geleitet. Bis nach Tunesien, Italien und Griechenland fuhr er, um Originalmaterialien aufzuspüren und anzukaufen. Immer wieder sucht er nach Möglichkeiten, die durch Millionen Touristenfüße teils auf Millimeterstärke abgeschliffenen Fußböden in Sanssouci, dem Neuen Palais und anderen Schlössern besser zu schützen. So war der neuartige, mit Bürstenmatten ausgestattete Zugang zum Weinbergschloss seine Idee. Zurzeit ist er neben seiner Personalratstätigkeit damit beschäftigt, Kunstwerke aus farbigem polierfähigen Naturstein zu restaurieren. Hervorzuheben sind dabei stark beschädigte römische Ornamenttischplatten aus dem 17. Jahrhundert. Im Marmorpalais können die Besucher viele bereits durch Stefan Klappenbach wiederhergestellte Tischplatten, so ein Prachtexemplar aus grünlichem Chrysopras, bewundern. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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