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Landeshauptstadt: Das Ende der Abtipperei

Einzigartiges Projekt am Filmstandort Babelsberg

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Babelsberg – Es könnte eine der ambitioniertesten Filmtechnik-Reformen der Welt werden: Die Babelsberger „D-Werft“, das „Zentrum für digitales Bewegtbild“, will alle Schritte der Film- und Fernsehproduktion vom Drehbuch bis zum Vertrieb digital vernetzen und vereinfachen. Um herauszufinden, wie dies technisch realisiert werden kann, plant ein Verbund aus 15 Unternehmen und Hochschulen ein dreijähriges Forschungsprojekt im Gesamtvolumen von über acht Millionen Euro, das im Januar 2014 starten soll, sagte „D-Werft“-Sprecher Jörg Wehling am Dienstag vor Journalisten. Zuletzt hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) grünes Licht gegeben, die „D-Werft“ mit bis zu sechs Millionen Euro zu fördern, etwa 2,5 Millionen Euro wollen die Partner selbst beisteuern (PNN berichtete).

Mittlerweile arbeiten zwar viele Teile der Filmproduktion vollständig digital, sagt Wehling, „doch sie reden nicht miteinander“. Das liegt daran, dass Bereiche wie Produktion, Schnitt oder Archiv teils unvereinbare Technologien nutzen. Ein wichtiges Problem stellen etwa die zu den Filmdaten gehörenden Meta-Daten dar – also Informationen über Filmrechte, Kameraeinstellungen oder Drehbuchdetails. „Diese Daten gehen bislang zwischen den einzelnen Schritten der Filmproduktion verloren und müssen jedes Mal mühsam neu beschafft werden“, sagte Entwickler Harald Sack vom Hasso Plattner-Institut (HPI). Das koste unnötigen Aufwand, sagte der Supervisor Uli Kunz von der Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen (HFF): „Wir wollen weg von diesem inselhaften Zustand, wo USB-Sticks über Flure getragen werden und der Schnittmeister die Meta-Daten vom Papier abtippen muss.“

Eine zentrale Rolle bei dem Projekt spielt dabei das HPI, das die „D-Werft“- Kerntechnologie namens „Linked Production Data Cloud“ (LPDC) entwickeln wird: Sie soll die Meta-Daten für den Computer übersetzen und maschinenlesbar machen, damit sie von Filmschaffenden einfacher verwendet werden können, so Sack. Die LPDC ist dabei als technischer Standard konzipiert, der von der Filmindustrie freiwillig ohne Verpflichtung genutzt werden kann. „Die Technik wird so attraktiv sein, dass viele sie verwenden werden“, sagte Sack – bisher allerdings hätten verbindliche Standards in diesem Bereich noch nie geklappt.

„Am Ende der drei Jahre wird aber noch kein fertiges Produkt stehen“, betonte Slazenger: „Es ist ein Forschungsprojekt.“ In dessen Verlauf werden laut Uli Kunz viele Studenten involviert sein, um Programm-Prototypen zu testen. Wie viele Mitarbeiter letztlich bei „D-Werft“ arbeiten werden, ist noch unklar: Diese Zahl sowie die genaue Fördersumme durch den Bund werde erst dann feststehen, wenn der formale Antragsprozess beim Ministerium abgeschlossen sei, hieß es: Das könne noch bis zu sechs Monate dauern.

Das „D-Werft“-Vorhaben ist laut den Organisatoren ein weltweit einzigartiges Unternehmen; derzeit gibt es lediglich mit dem „Digital Production Partnership“-Projekt der britischen BBC etwas Vergleichbares, das sich allerdings auf Fernsehproduktionen beschränkt. ew

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