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Wohnen wie zu Kaisers Zeiten: Peter Paffhausen residiert in einer Villa in der Jägervorstadt. Er hat sie bereits vor seiner Zeit als Stadtwerke-Chef in Potsdam erworben und zehn Jahre lang Schritt für Schritt renoviert.

© Andreas Klaer

Von Peer Straube: Das Energiebündel

Seit 13 Jahren ist Peter Paffhausen Chef der Stadtwerke. Heute feiert er seinen 60. Geburtstag

Von Peer Straube

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Macht. Dieses eine Wort. Es beschreibt vielleicht am besten das Bild von Peter Paffhausen in der Öffentlichkeit. Paffhausen, Chef des Großunternehmens Stadtwerke, Herr über sieben kommunale Tochterfirmen, Preisrichter des Stroms, der Fernwärme, des Nahverkehrs. Peter den Großen nennen ihn manche ehrfürchtig. Für andere ist er dagegen „Peter Peinlich“, ein Abzocker, der mit Kundengeld im Lustgarten einmal jährlich die „Paffhausen-Festspiele“ veranstaltet und dort mit Star-Auftritten wie von ZZ Top seiner Eitelkeit frönt. Ein Machtmensch ist er, zweifellos. Und buchstäblich ein Energiebündel. Heute wird Peter Paffhausen 60 Jahre alt.

Machtmenschen haben es in der Öffentlichkeit niemals leicht. Paffhausen macht da keine Ausnahme. Dennoch ist es unbestritten, dass er ein erfolgreiches Unternehmen leitet. Dass er aus den vielen siechen kommunalen Kleinunternehmen einen mächtigen und solventen Konzern geschmiedet hat.

Peter Paffhausen, der Wirtschaftsboss. Seine Villa in der Jägervorstadt erfüllt dieses Klischee. Im Innern des Hauses aus der Kaiserzeit wirkt die Aura mondäner Pracht auf den Betrachter. Biedermeier-Möbel, Marmorkamin, Vitrinen mit Silber und Porzellan. Das Wohnzimmer beherrschen mannshohe Lautsprecher, Zeugen von Paffhausens oft kolportierter Leidenschaft für Rockmusik. Manche unterstellen ihm, dies mit den Gebühren der Strom- und Gaskunden bezahlt zu haben, auch Politiker sind darunter. Das ärgert ihn. „Was man hier sieht, sind 34 Jahre harte Arbeit“, sagt Paffhausen. Das Ergebnis in der Regel zwölfstündiger Arbeitstage und des Verzichts auf anderen Luxus. „Wir haben keine Weltreisen gemacht“, betont er.

Und er lässt keinen Zweifel daran, dass er das meiste Geld vor seiner Potsdamer Zeit verdient hat. Die berufliche Karriere verläuft nahezu linear. Geboren am 26. Januar 1950 im rheinland-pfälzischen Wirges besucht Paffhausen die Volksschule, macht dann das Abitur. In Aachen studiert er Bauingenieurwesen, fängt zunächst bei einer Düsseldorfer Baufirma an. 1979 geht er nach Oberhausen, zu Babcock, steigt beim Kraftwerk-Riesen zum Abteilungsleiter für Fernwärme auf. 1988 folgt er dem Ruf des Industriebauers Mannesmann Seiffert nach Berlin, wird Abteilungsleiter, Prokurist, schließlich Geschäftsführer. Ein Haus am Wannsee spiegelt den Wohlstand – doch es wird verkauft, weil sich Paffhausen in Potsdam verliebt hat. 1994 erwirbt er die Villa in der Jägervorstadt und siedelt mit Frau und Kindern über.

Am 1. Januar 1997 wird Paffhausen Chef des städtischen Energieunternehmens EVP, dem Vorläufer der EWP. Breiten Kredit in der Politik bringt ihm die gegen große Widerstände durchgesetzte Rekommunalisierung des Wasserbetriebs im Jahr 2000. Nach und nach schmiedet er die Stadtwerke-Holding.

Peter Paffhausen, der Macher. So sieht er sich gern. Auch früher schon, als er noch Leistungssport trieb. Nur 10,5 Sekunden hat er noch als 30-Jähriger für die 100 Meter gebraucht, handgestoppt. Eine mehr als respektable Zeit, selbst nach heutigen Maßstäben. Mit sichtlichem Vergnügen erzählt er eine Anekdote aus seiner Zeit als Leichtathlet. 1980, ein Staffellauf, vier mal hundert Meter. Paffhausen war Schlussläufer. „Aus der Kurve raus waren wir noch Letzter“, sagt er. „Dann habe ich nochmal aufgedreht und die anderen richtig gefressen – und wir haben gewonnen.“ In seinen Augen blitzt diebische Freude auf. „Das war richtig gut.“ Peter Paffhausen, der Schelm. Man hört ihm gern beim Erzählen zu. Und wird dabei doch das Gefühl nicht los, dass es dieser Mann faustdick hinter den Ohren hat. Allianzen schmieden, das kann er. „Teamplayer“ nennt er sich selbst. Als „Global Player“ ist er gescheitert. Die Mission, Potsdam mit einem Spaßbad nach Plänen des Star-Architekten Oscar Niemeyer zu beglücken, darf als seine größte Niederlage gelten. Ihn wurmt das bis heute. Der Vorwurf des Größenwahns ebenfalls.

Daheim lässt er es aber immer noch gerne krachen – auch wenn er den Job da anderen überlässt. Bruce Willis, Arnold Schwarzenegger, Steven Seagal heißen die Helden seiner Lieblingsfilme. Die Guten gegen die Bösen, am Ende gewinnen die Guten. Ihm gefällt das. Auch in der Literatur. Dan Brown liest er gerne. Dramen nicht. „Davon habe ich in der Realität genug.“ Egal sind sie ihm dennoch nicht, die Schicksale der vom Glück weniger Begünstigten. Beispiel „Freiland“, das alternative Jugendkulturzentrum. Paffhausen hat selbst drei Kinder, die Anfang bis Mitte 20 sind. Seinen Vorschlag, den Jugendlichen einfach den Schlüssel für „Freiland“ zu geben, sieht er von der Politik zerredet. Dass er das Projekt finanziell unterstützen will, hat ihm nicht nur Freunde eingebracht. Zum Geburtstag wünscht er sich keine Geschenke, sondern Geld. Er will es für soziale Projekte in Potsdam spenden. Peter Paffhausen, der Samariter. Es ist kein Widerspruch.

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