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Landeshauptstadt: Das Geheimnis der Hasenscharte

Superstar Mads Mikkelsen drehte für den Film „Men & Chicken“ in den Anlagen von Beelitz-Heilstätten – und schwärmt seitdem von der großartigen Atmosphäre vor Ort

Von Sarah Kugler

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Der Putz blättert schon von den Wänden, seltsam anmutende Käfige stehen auf dem Hof herum und überall laufen Tiere durch die heruntergekommenen Räume. Tiere und fünf Brüder, die auf den ersten Blick nur eine Hasenscharte gemeinsam haben, beim tieferen Nachsehen aber ein Familiengeheimnis teilen, dass es in sich hat. Der neue Film des dänischen Regisseurs Anders Thomas Jensen „Men & Chicken“, der vom Filmstudio Babelsberg coproduziert wurde und am 2. Juli in die deutschen Kinos kommt, erzählt die Geschichte einer kuriosen Familiengeschichte - und wurde zu großen Teilen in den historischen Beelitz-Heilstätten Anlagen südwestlich von Potsdam gedreht.

Über zwei Wochen war das Filmteam vor Ort und nutzte die unheimlich erhabene Stimmung rund um eines der alten Sanitätshäuser. Regisseur Jensen, der schon mit „Adams Äpfel“ einen Kultfilm geschaffen hat, war ganz begeistert von dem Ort, wie er am vergangenen Donnerstag in Berlin erzählte. „Mir wurde der Ort vorgeschlagen und als ich ihn dann gesehen habe, war mir sofort klar, dass er perfekt für uns ist“, so der Regisseur, der für „Men & Chicken“ zum wiederholten Mal Ex-James Bond Bösewicht Mads Mikkelsen in einer Hauptrolle besetzte. „Diese Anlagen sind so wunderschön und gleichzeitig unglaublich bedrückend, einfach perfekt.“ Besonders habe ihn die Wildheit des Ortes beeindruckt, aber auch die Geschichte, die leicht unheimlich ist, wie er zugab. Als er am Donnerstag noch erfuhr, dass dort auch Tierversuche stattgefunden haben (PNN berichteten), war er begeistert. Denn auch im Film - ohne zu viel verraten zu wollen - spielen Experimente mit Tieren eine nicht unerhebliche Rolle.

Mads Mikkelsen hingegen wollte von gruseligen Geschichten nichts wissen. „Klar haben wir davon gehört, es wurden haarsträubende Stories erzählt“, sagte er. „Und ich wünschte, ich wäre ein Mensch, der solche Sachen spüren und Geister sehen kann, aber dem ist nicht so.“ Trotzdem war auch er überwältigt von der Gewaltigkeit des Ortes und der Mischung aus alten und sanierten Gebäuden. „Dort herrscht eine solche Dekadenz“, so Mikkelsen. „Eine Dekadenz und gleichzeitig ein solcher Zerfall - ich meine, da wachsen einfach Bäume in den Gebäuden.“

Bevor die Dreharbeiten vor Ort überhaupt beginnen konnten, wurde das Gelände vom Art Department des Studio Babelsberg hergerichtet. Dabei ging es allerdings nicht um Verschönerungsarbeiten, wie Sergej Simonenko vom Art Department sagte. Vielmehr wurde das Gelände noch gruseliger gestaltet, indem die Wandfarbe mit mehr Abplatzstellen versehen wurde und die Türen dunkler gestrichen wurden. Auch die gruseligen Aquarien, in denen im Film Tierpräparate schwimmen, wurden extra für den Film präpariert, was gar nicht so einfach war, wie Simonenko sagte. „Die Scheiben waren aus Plexiglas und das biegt sich natürlich schnell“, so der Studio Babelsberg Mitarbeiter. „Der Druck des Wassers war so stark, dass kurz vor Drehbeginn die Klebestellen noch verstärkt wurden mussten.“

Für die Innenszenen mussten außerdem ein paar Anbauten getätigt und ein Treppenlift installiert werden, der alt aussehen sollte, aber trotzdem fahren musste. Eine wichtige Rolle im Film spielen auch die Käfige für das Außenset, die stabil aus Metall gebaut wurden.

In einem solchen musste auch Mads Mikkelsen eine Szene drehen, der seinen Charakter Elias als ein Kind versteht, der nichts anderes möchte als von seinem Bruder geliebt zu werden. „Allerdings weiß er das selbst nicht“, so der Schauspieler, der für „Die Tür“ (2009) und „Die drei Musketiere“ (2011) schon in Babelsberg vor der Kamera stand. „Dafür ist er viel zu dickköpfig.“ Und diese Dickköpfigkeit spielt er ganz fantastisch infantil, von dem Bond-Bösewicht oder seiner Serienrolle Hannibal ist dabei nichts zu spüren.

Als er gemeinsam mit seinem Bruder Gabriel (David Dencik) erfährt, dass er adoptiert ist, begeben sich die beiden ungleichen Männer auf die Suche nach ihrem Ursprung. Dabei lernen sie nicht nur ihre drei seltsamen Halbbrüder (Nikolaj Lie Kaas, Søren Malling, Nicolas Bro) kennen und lüften das gruselige Geheimnis ihres leiblichen Vaters, sondern finden auch zu sich selbst.

Dem Regisseur Jensen ging es bei der Geschichte um die Ursprungsfragen der Zivilisation, wie er sagte. „Es ist eine Art Fabel in einem vollkommen fiktionalen Setting, sicherlich mit gruseligen Elementen“, so Jensen. „Aber das Leben ist nicht immer nur schön und wir sind alle ein bisschen wie Tiere, genauso wie meine Protagonisten.“ Beim Schreiben der Charaktere habe er sich wohl an seinen eigenen Kindern orientiert, was Darsteller Mikkelsen bestätigte: „Die Brüder sind haargenau wie Jensens Kinder. Sie streiten genauso verrückt und schlagen sich böse.“ Trotzdem seien sie unglaublich liebenswert - genauso wie die Filmbrüder.

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